Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Biofach Eröffnung 2009 – BN/BUND enttäuscht von Aussagen von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner zur Agro-Gentechnik

19.02.2009

Der BUND zeigt  sich maßlos enttäuscht von den „wachsweichen Aussagen“ von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der Eröffnung der Biofachmesse zum überfälligen Verbot des in Deutschland zugelassenen Genmaises Mon 810. Anstatt sich für ein klares Verbot auszusprechen, erklärte sie, sie werde prüfen, ob gegen die Auflagen des Monitoring verstoßen wird. „Das bedeutet jedoch im Klartext, dass im Jahre 2009 der Anbau des Genmais weiter erlaubt bleibt. Damit trägt Frau Aigner weder dem Verbraucherschutz Rechnung noch sorgt sie für eine gentechnikfreie Landwirtschaft“, so Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND und des BN Bayern. Der BUND hält ein nationales Handeln auf Grund der erdrückenden Beweise für die Schädlichkeit von Mon 810 für unabdingbar. „Deutschland darf nicht länger Länder wie Frankreich, Griechenland, Ungarn und Österreich, die den Genmais Mon810 bereits verboten haben, im Stich lassen“, so Weiger.

 

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner,

e-mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

0911 8187820

 

 

Hintergrund zu Mon 810 Studien

MON810 Mais gefährdet Organismen, die nicht Ziel der gentechnischen Veränderung sind, z. B. Schmetterlinge. Über diverse Pfade (Pollen, Wurzeln und anderes Pflanzenmaterial) gelangen die gebildeten Bt-Toxine auf Nahrungspflanzen von Nichtzielorganismen und in Böden und Gewässer, sie werden in der Nahrungskette weitergegeben und möglicherweise angereichert. Mit negativen Effekten auf die Artenvielfalt ist zu rechnen. Wegen der Zweifel an seiner Sicherheit ist sein Anbau in diversen EU-Ländern, z. B. Österreich, Ungarn, Griechenland oder Frankreich verboten.

 

Neuere Ergebnisse von Fütterungsversuchen haben die Zweifel an seiner Sicherheit für Mensch und Tier verstärkt. So berichtete eine Arbeitsgruppe der Universität Wien, dass in Langzeitfütterungsversuchen mit dem Gentech-Mais NK603xMON810 Effekte auf die Fortpflanzungsfähigkeit beobachtet wurden. Die damit gefütterten Mäuse hatten weniger und kleinere Nachkommen als Tiere aus der Kontrollgruppe, v. a. in ihrem dritten und vierten Wurf (Velimirov et al. 2008). Eine italienische Arbeitsgruppe fand in Fütterungsversuchen, dass die MON810 Aufnahme signifikante Veränderungen im Immunsystem von Mäusen (in Darm, Milz, Blut) bewirken kann, insbesondere bei Jungtieren (Finamore et al. 2008).

 

Langzeitversuche mit der ganzen transgenen Pflanze oder die Untersuchung der Toxizität von Herbizidrückständen sind keine Standardansätze für die europäische Risikobewertung von GVO. So werden Fütterungsversuche mit GVO oder nur mit den isolierten Proteinen zumeist nur über 30 - 90 Tage und selten über mehrere Generationen durchgeführt (Domingo 2007). Laut Spök et al. (2003) waren die vor der Zulassung von MON810 Mais durchgeführten Studien zur Toxikologie und Allergologie nicht geeignet, entsprechende Risiken auszuschließen. Das derzeitige europäische Zulassungsverfahren für GVO, bei dem die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA die zentrale Rolle spielt, ist demzufolge unzureichend und schützt die KonsumentInnen nicht sicher vor den Risiken der Gentechnik.

 

Die Umweltminister der EU haben bei ihrer Sitzung im Dezember 2008 festgestellt, dass das Zulassungsverfahren für GVO und die Arbeit der EFSA verbesserungsbedürftig ist und einen Maßnahmenkatalog aufgestellt.(http://register.consilium.europa.eu/pdf/de/08/st16/st16882.de08.pdf). So sollen u. a. die Umweltverträglichkeitsprüfung von GVO verbessert, Folgen des Herbizideinsatzes bei HR-Pflanzen berücksichtigt und sozioökonomische Risiken bewertet werden..

 

Umwelt- und Verbraucherverbände kritisieren seit langem das EU-Zulassungsverfahren für GVO und fordern seine Verbesserung wie auch eine  Reform der europäischen Zulassungsbehörde EFSA. Demokratische Abstimmungsprozesse sind unerlässlich.

 

Quellen:

 

Domingo 2007. Toxicity studies of genetically modified plants: A review of the published literature. Crit. Rev. Food Science.Nutrition 47, 721-733.

Finamore et al. 2008. Intestinal and peripheral immune response to MON810 maize ingestion in weaning and old mice. J. Agric. Food Chem. in press. www.gentechnikfreie-regionen.de/hintergruende/studien/risikobewertung.html

Malatesta et al.2008a. Hepatoma tissue culture (HTC) cells as a model for investigating the effects of low concentrations of herbicide on cell structure and function. Toxicology in Vitro 22, 1853-1860.

Malatesta et al. 2008b. A long-term study on female mice fed on a genetically modified soybean: effects on liver aging. Histochem. Cell Biol 130, 967-977.

Spök et al. 2003. Toxikologie und Allergologie von GVO-Produkten – Teil 2A. Monographien Band 164A, Wien. 

Velimirov et al. 2008. Biological effects of transgenic maize NK603xMON810 fed in long term reproduction studies in maize. www.bmgfj.gv.at.