BN fordert natürlichen Hochwasserschutz!
„Wir sind enttäuscht, dass das Umweltministerium offenbar weiter ausschließlich auf technische Lösungen setzt und der von uns seit Jahren angemahnte natürliche, dezentrale Hochwasserschutz in der Fläche auch in dieser Untersuchung wieder außen vor bleibt. Die heute präsentierte neue Polderstudie hat keinerlei ganzheitliche Ansätze!“, erklärt der BN-Vorsitzende Richard Mergner. „Der natürliche Hochwasserschutz hat einen Vierfach-Nutzen – für lokale und großräumige Hochwasserereignisse, als Dürreschutz und er fördert die biologische Vielfalt. Das haben besonders die Starkregenereignisse der letzten Wochen aber auch Dürresommer der vergangenen Jahre gezeigt. Diese Form des Hochwasserschutzes ist auch erheblich wirtschaftlicher als Flutpolder, die schon laut Definition nur einmal alle 100 Jahre oder seltener genutzt werden sollen, aber schon im Bau 600 Millionen Euro kosten.“
Mergner erinnert in diesem Zusammenhang auch an den Koalitionsvertrag, in dem wörtlich steht: „Unsere Hochwasserstrategie werden wir stärker auf dezentrale Regenrückhaltung […] ausrichten.“
Der BN fordert den Umweltminister insbesondere auf, die Potentiale der Auen-Reaktivierung und Deichrückverlegung endlich einzubeziehen. Christine Margraf, Wasserexpertin des BN, unterstreicht: „In der nun vorgelegten Studie zu den Poldern sind keinerlei Maßnahmen des natürlichen Hochwasser-Rückhaltes in Auen enthalten. Als Alternativen sind nur wenige große Rückhaltebecken an ausgewählten Zuflüssen untersucht, was aber nicht ansatzweise der Wirkung eines flächigen Rückhaltes und von Deichrückverlegungen entspricht. Bereits seit zwei Jahren hat das Umweltministerium die Veröffentlichung der Potentiale der Rückgewinnung von Auen im Bayerischen Auenprogramm angekündigt - sie liegen bis heute nicht vor. Wir fordern den Minister auf, auch diese Studie endlich zu veröffentlichen!“
Der BUND Naturschutz kritisiert seit Beginn der Planung die Fokussierung auf die technischen Polder und fordert die Erstellung ganzheitlicher Hochwasserschutzkonzepte. Neben den Auen soll der Regen flächig in renaturierten Feuchtgebieten, Mooren und naturnahen Bachläufen zurückgehalten und die Aufnahmefähigkeit der Böden verbessert werden. Außerdem sollen die Zuflüsse durch Renaturierungen verlangsamt werden.
Georg Kestel, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe in Deggendorf, betont: „Dass die Flutpolder für die akuten ‚Wetterkapriolen‘ etwas bringen würden, auf die etwa der Deggendorfer Landrat Bernreiter in diesem Zusammenhang Bezug nimmt, ist ein gewaltiger Trugschluss. Das Umweltministerium weigert sich nach wie vor, mögliche naturnahe Maßnahmen und mit vielfach höherem Nutzen überhaupt richtig anzuschauen. Zuerst müssen Feuchtgebiete, Moore, Gewässer und Böden im Einzugsgebiet saniert und wieder aufnahmefähiger für Regenwasser gemacht werden. Wenn dann noch Abflussspitzen bewältigt werden müssen, kann man auch über technischen Rückhalt nachdenken. Die naturnahen Maßnahmen müssen aber jetzt endlich in den Blick genommen und angemessen untersucht werden, anstatt dass die fünfte oder sechste Studie zu Flutpoldern erstellt wird. Wenn als Alternative lediglich geplant wird, die großen Flutpolder auf kleinere Becken an Seitengewässern zu verteilen, man aber nicht schaut, was sonst an naturnahen Maßnahmen in der Fläche machbar ist, hat man den Begriff ‚dezentral‘ nicht richtig verstanden.“
Für Rückfragen
Dr. Christine Margraf
Referentin für das Thema Wasser
Tel. 089 / 54 82 98 63
Christine.margraf@bund-naturschutz.de
Georg Kestel
Kreisgruppe Deggendorf
Tel. 09 91 / 3 25 55
deggendorf@bund-naturschutz.de