BN hält weitere Parkplätze am Sylvenstein- Walchen- und Kochelsee für unvereinbar mit Qualitätstourismus und Landschaftsschutz
Die Seen im Süden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen zählen naturschutzfachlich und landschaftlich zu den bedeutendsten und eindrucksvollsten Naturschätzen in Oberbayern. Der Walchensee mit seinem glasklaren, türkis schimmernden Wasser, der Kochelsee als bedeutendes Habitat für eine Vielzahl von Wasservögeln und die Obere Isar beim Einlauf in den Sylvensteinsee im Naturschutzgebiet Vorkarwendel, stellen einen fantastischen Natur- und Erholungsraum dar.
In den letzten Jahren rückten diese Naturjuwele jedoch hauptsächlich aufgrund des großen Zustroms an Besuchermassen in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Tagesausflügler, Erholungssuchende und Outdoorsportler drängten sich in nie dagewesener Zahl an diese Orte. Fahrzeuge verstopften Verkehrswege und Ortschaften. Darunter leiden vor allem die Natur und die Einheimischen.
„Im Ringen um Lösungen für eine Entlastung verfallen die Verantwortlichen in den Kommunen und im Landkreis scheinbar wieder in veraltete und denkbar ungeeignete Denkmuster. Unter dem Vorwand, der Verkehrsflut und dem unkontrollierten Parken Herr zu werden, sollen nach Wunsch der Politik am Sylvensteinsee und Walchensee zusätzliche Parkplätze entstehen, die Gemeinde Kochel plant einen Wohnmobilstellplatz direkt am Kochelsee.
Der Verheißung aller Maßnahmen liegt wohl das Kalkül zusätzlicher Einnahmen durch Park- und Stellplatzgebühren zugrunde“, äußert sich Friedl Krönauer, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Bad-Tölz/Wolfratshausen kritisch.
-Nach den Planungen der Gemeinde Lenggries, soll in der Ortschaft Fall die Kapazität des Parkplatzes in unmittelbarer Seenähe für € 460.000 auf das Dreifache erhöht werden.
-Am Walchensee pachtet die Gemeinde Jachenau von den Bayerischen Staatsforsten zwei Flächen, zum Bau von insgesamt etwa 400 weiteren Parkplätzen, wovon eine Fläche sich im Landschaftsschutzgebiet Walchensee befindet.
-Die Gemeinde Kochel plant den Bau eines Stellplatzes für 119 Wohnmobile in unmittelbarer Nähe zum Kochelsee und somit zum Vogelschutzgebiet. Von den derzeitigen Planungen ist auch ein gesetzlich geschütztes Biotop betroffen, außerdem befindet sich die Fläche in einem durch Hochwasser gefährdeten Bereich.
„Die geplanten und bereits begonnenen Maßnahmen sind nach Auffassung des BUND Naturschutz vollkommen ungeeignet, die ohnehin stark unter dem Besucheransturm stehenden Gebiete und ihre Naturschönheiten zu bewahren und für nachkommende Generation erlebbar zu machen“, äußert sich Annemarie Räder, BN-Regionalreferentin für Oberbayern.
„Denn ein erweitertes Angebot an Stellplätzen generiert ein noch höheres Verkehrsaufkommen und verläuft konträr zu allen vollmundig bekundeten Bemühungen, den Verkehrsfluss zu lenken und zu reduzieren. Leidtragende sind neben Natur und Landschaft in erster Linie die Einheimischen“, so Räder weiter.
Der BUND Naturschutz fordert die Gemeinden auf, in langfristig angelegte Konzepte eines Qualitätstourismus, durch Ausbau dringend notwendiger Infrastruktur (Toiletten, Müllentsorgung) zu investieren und die Verkehrsströme durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren. Im Sinne der hier lebenden Menschen und für den Erhalt von Natur und Landschaft.
Für weitere Informationen:
BN informiert - Tourismus in den deutschen Alpen:
https://issuu.com/bundnaturschutz/docs/bn_informiert_tourismus_im_alpenraum_07b/24