Bobbahn Königssee: BN bleibt bei seiner Kritik an den Wiederaufbau-Plänen
Der BUND Naturschutz lehnt den geplanten sehr kostenintensiven Wiederaufbau der zerstörten Kunsteisbahn am Königssee in der vorgelegten Form ab. Eine Woche vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung, in der der Weg freigemacht werden soll, um die Pläne in die Tat umzusetzen, warnt der BN vor den gravierenden ökologischen, geologischen und klimatischen Risiken und macht auf die Gefahren für die einzigartige Landschaft am Rande des Nationalparks Berchtesgaden sowie im Biosphärenreservat aufmerksam.
Der BN-Vorsitzende Richard Mergner erklärt: „Ein Extremwetterereignis wie im Juli 2021 ist jederzeit wieder möglich und mit Fortschreiten der Klimakrise sogar wahrscheinlicher, wie die Unwetter im westlichen Alpenvorland und im nahegelegenen Österreich gezeigt haben. Wir verstehen die Anliegen der Aktiven und sehen auch den Wirtschaftsfaktor. Hier muss aber die Vernunft siegen. Wir plädieren dafür, die Kunsteisbahn ohne Herrenrodelstart weiterhin nutzbar zu machen. Die Verantwortlichen müssen die Pläne überdenken!“
Es gibt erhebliche geologische Risiken, betont der Geologe Dr. Volker Diersche von der BN-Kreisgruppe Berchtesgadener Land: „Die geplante Schutzzone reicht nicht aus, um die Kunsteisbahn wirksam vor Steinschlag, Felssturz und Hangmuren zu sichern. Die Instabilität der Steilhänge und die zunehmenden Erosionsflächen machen dieses Gebiet zu einer Hochrisikozone. Das geplante Bauvorhaben ignoriert diese Gefahren und setzt Mensch und Natur einem unverantwortlichen Risiko aus“.
Der Klimaschutz wurde im Planungsverfahren zudem völlig vernachlässigt. „Ein Projekt dieser Größenordnung muss die Auswirkungen auf das Klima und die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes berücksichtigen“, so Rita Poser Vorsitzende der BN-Kreisgruppe. „Auch der Artenschutz ist nicht gewährleistet: Durch die neu geplanten Schutzzäune mit Zufahrt für die Zaunräumungen und die dafür notwendigen Baumfällungen in dem äußerst fragilen Gelände verschlechtern sich die Lebensräume zahlreicher Tierarten am Rande des Nationalparks und NATURA 2000 Gebietes.“
Auf scharfe Kritik stößt auch der geplante fast 23 Meter hohen neue Startturm für die Rodelbahn. Dr. Reinhard Bochter von der BN-Kreisgruppe Berchtesgadener Land erklärt dazu: „Der Turm würde das Landschaftsbild am Königssee, dem Eingang zum Alpennationalpark geradezu verunstalten. Ein solches Bauwerk ist mit dem Bayerischen Naturschutzgesetz und den Zielen des Biosphärenreservats nicht vereinbar“.
Hintergrundinformationen:
Gegen Steinschlag sind neue Schutzzäune mit über 800 m Länge geplant, verbunden mit massiven Eingriffen in die Natur am Rand des Alpennationalparks. Trotzdem gewähren sie keinen Schutz vor großvolumigem Steinschlag oder gar Felssturz. Wie der Planer selbst feststellt, gelten die Berechnungen zudem nur für den intakten Schutzwald. Dieser ist durch eine hohe Verbissquote und fehlenden Jungbäumen aber in akuter Gefahr zu zerfallen, teils sogar schon in Auflösung begriffen. Die am Klingerbach geplante Geschiebedosiersperre kann nur über den bayerischen Wildbachfonds finanziert werden, weil dafür die 53,5 Millionen Euro aus dem Aufbauhilfefonds 2021 von Bund und Ländern nicht ausreichen. Schon 2012 musste der Landkreis zwei Millionen Euro nachzahlen, da die Kalkulation die Kosten nicht deckte. Trotzdem dürfte die Geschiebedosiersperre nicht einmal einem Ereignis wie 2021 standhalten, und schon gar nicht, wenn in der Klimakrise die Niederschlagsintensität und die Mobilisierung von Lockermassen noch zunehmen. Ausgeblendet wird auch die Gefahr mit dem hochgiftigem Kältemittel Ammoniak in einem geologischen Hochrisikogebiet, dass betriebsbedingt Risiken einer Leckage bringt.