Bodenschätze - BN kritisiert überdimensionierten Abbau von Sand, Kies und Co in Unterfranken
„Der überbordende Verbrauch von Fläche und Landschaft für den Abbau von Sand, Kies, Kalkstein und Co muss endlich ein Ende haben“, so Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz. „Insbesondere Trinkwasserschutz und der Erhalt wertvoller Biotopflächen und Wälder müssen mehr Gewicht bekommen als der umweltzerstörende Abbau von Rohstoffen.“
So sieht der neue Regionalplan für die Region Würzburg - das sind die Landkreise Main-Spessart, Würzburg, Kitzingen und die Stadt Würzburg - insgesamt 593 Hektar an Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für den Abbau von Sand und Kies vor. Der angegebene Bedarf liegt aber bei deutlich geringeren 330 Hektar. In der Region Main-Rhön - das sind die Landkreise Hassberge, Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld - sollen 288 Hektar für Sand- und Kiesabbau gesichert werden, bei einem angegebenen Bedarf von 132 Hektar, auf den noch zur „Sicherheit“ 90 Prozent aufgeschlagen werden. Zudem sollen in dieser Region 356 Hektar für den Abbau von Kalkstein ausgewiesen werden, der Bedarf wird mit rund 65 Hektar angegeben.
Aber schon der jeweils angegebene Bedarf steht beim BN in der Kritik, da dieser scheinbar in erster Linie auf einem Gutachten des Bayerischen Industrieverbandes Baustoffe, Steine und Erden e. V. beruht und nicht nachvollziehbar ist.
Steffen Jodl, BN-Regionalreferent für Unterfranken: „Problematisch ist auch, dass viele Flächen in Einzugsgebieten für die Trinkwasserversorgung verschiedener Kommunen liegen und Wälder sowie ökologisch wertvolle Schutzgebiete betroffen sind.“
Der BUND Naturschutz fordert daher, dass derartige Gebiete vor weiteren Eingriffen verschont bleiben. Das heißt auch, dass die bestehenden Gipsabbauflächen bei Altertheim/Waldbrunn (Landkreis Würzburg), die in der Erweiterungszone für das Wasserschutzgebiet der Zeller Quellen liegen, als Abbauflächen gestrichen werden müssen.
Konfliktbeispiele
Im Sand- und Kiesabbaugebiet „Nordwestlich Sand“ (Landkreis Hassberge) konnte der BN die sehr seltene Sandbienenart Andrena sericata nachweisen. Die Nester der Art liegen im Sand unterhalb der Pflugtiefe. Ihr Lebensraum kann sekundär nicht wiederhergestellt werden! Weitere Abbauflächen am Main können bis in den Landkreis Schweinfurt hinein betroffen sein.
Bei den Vorranggebieten für den Abbau von Sand und Kies „Dettelbach/Mainsondheim“ sowie „Südöstlich Bauernholz“ (Schwarzach) handelt es sich um Flächen, die im Vogelschutzgebiet „Maintal zwischen Schweinfurt und Dettelbach“ liegen, einem bedeutenden Brut- sowie Rast- und Überwinterungsgebiet bedrohter Vogelarten. Zudem wäre hier das Einzugsgebiet für die Trinkwasserversorgung betroffen.
Die Sand- und Kiesabbaugebiete „Wiesentheid/Haimbachtannig“ und „Östlich Kirchschönbach“ (Prichsenstadt) betreffen Wald mit besonderer Bedeutung als Lebensraum, für die biologische Vielfalt und als Schutzwald für lokalen Klimaschutz.
Die Flächen „Nordöstlich Steinbach“ bei Lohr am Main beherbergen noch ein intaktes Zauneidechsenvorkommen innerhalb biotopkartierter, artenreicher Grünländer mit gesetzlich geschützten Biotopen und auch Streuobst.
Anlage
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Sandbiene Andrena sericata (Fotograf: Roland Günter)