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Bund Naturschutz in Bayern zieht positive "Grüne Bilanz 2006" und warnt vor weiterer klimaschädlicher Wirtschafts- und Verkehrspolitik

Einsatz für ein gentechnikfreies Bayern stand im Mittelpunkt

28.12.2006

Ein vielfältiges Bürgerengagement für Natur- und Umweltschutz hat im Jahr 2006 zahlreiche Landschaften gerettet, neue Wege zum Klimaschutz und Energiesparen aufgezeigt sowie Fehlinvestitionen verhindert. Der Bund Naturschutz, Bayerns größter Umweltverband,  zieht daher trotz einiger Rückschläge insgesamt eine positive „grüne Bilanz“. Mit Kreativität und Zivilcourage wurde für ein gentechnikfreies Bayern geworben, konnten private Freisetzungsversuche mit Genmais verhindert und ein Umdenken beim bayerischen Bauernverband und der Staatsregierung erreicht werden.

 

Auch die geplanten Prestigeprojekte von der geplanten Donaukanalisierung über den Transrapid bis hin zu Flächen verschwendenden Flughafenplanungen in München oder Hof wurden bislang erfolgreich abgewehrt.

 

Der Bund Naturschutz freut sich, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vielen Mitbürgern die Erhaltung von Natur und Heimat den Einsatz von hunderttausenden ehrenamtlichen Stunden wert ist. Dass der Bund Naturschutz auf immer größerer Akzeptanz seiner Kernanliegen in der Bevölkerung stößt, beweist der Mitgliederzuwachs auf rund 170.000 zum Ende des Jahres 2006.Der BN hat damit den höchsten Mitgliederstand in seiner Geschichte erreicht.

 

Im Jahr 2007 wird der  Bund Naturschutz seinen Einsatz für eine gentechnikfreie Landwirtschaft, für umfassenden Klimaschutz und für die Erhaltung der frei fliesenden Donau fortsetzen.

 

Trotz einiger Rückschläge zieht der Bund Naturschutz insgesamt eine positive Bilanz für das Jahr 2006. Der mit 76 Kreis- und 770 Ortsgruppen stärkste Naturschutzverband auf Länderebene in Deutschland hat wieder erfolgreiche Arbeit für ein lebenswertes Bayern geleistet. Ein von Geldern aus Politik und Wirtschaft völlig unabhängiger Mitgliederverband ist angesichts des politischen Festhaltens an Prestigeprojekten wie dem Transrapid oder Autobahnplanungen sowie und dem Einfluss von kurzfristigen Wirtschaftsinteressen auf die Politik notwendiger denn.

 

 

Bayerns Schönheit bewahren und neue Impulse geben

 

Im  Jahr 2006 gab es viele Projekte und Erfolge der kreativen wie kritischen Naturschutzarbeit:

 

¨                  Durchsetzung eines „echten Nationalparks“ auch in den Erweiterungsgebieten  des Nationalparks Bayerischer Wald und Eröffnung eines  BN-Umweltladens im neu eröffneten Haus zur Wildnis,

¨                  Stopp der Waldmaut dank intensiver Öffentlichkeitsarbeit,

¨                  Große Resonanz für das Engagement bei der energetischen Gebäudesanierung mit Energieberatern und Kaminkehrern,

¨                  Widerstand gegen Prestigeprojekte wie den Flughafenausbau oder den Transrapid

¨                  Aufbau einer Arche Noah für alte Haustierrassen als riesiger Besuchermagnet bei der Landesgartenschau in Oberfranken

 

Im Zentrum stand 2006 jedoch der vielfältige Einsatz für ein gentechnikfreies Bayern und garantiert gentechnikfreie Lebensmittel in Deutschland. Die Öffentlichkeitsarbeit des Bundes Naturschutz, gemeinsam mit einer Vielzahl von Verbänden im Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft zeigte klare Erfolge: Durch eine Vielzahl dezentraler Demonstrationen mit tausenden von Menschen und hunderten Traktoren wurde erreicht, dass fast alle in Bayern geplanten Flächen, knapp 40 Hektar für den Anbau von genmanipuliertem, insektengiftigen Mais von den privaten Landwirten zurückgezogen wurde. Verhindert werden konnten bislang auch die beabsichtigen Verschlechterungen für Verbraucherinnen und Landwirte  beim deutschen Gentechnikgesetz. Mit 33 gentechnikfreien Regionen ist Bayern das Bundesland mit dem größten Widerstand gegen die Genmanipulation von Natur und Lebensmitteln in Deutschland.

 

Das Jahr 2006 war auch geprägt von einer tief greifenden Verunsicherung, als auf einmal winterliche Zugvögel zu Seuchenüberträgern deklariert wurden. Erst allmählich wurde bewusst, dass nicht die natürlichen Wintergäste schuld sind, sondern eine aberwitzige globale Massentierhaltung beim Geflügel. Mit dem Bär „Bruno“ und in schwächerem Umfang beim toten Wolf im Starnberger Raum kam im Frühsommer eine riesige Resonanz zu einer einzelnen Tierart, die beispiellos war. So tragisch der wirklich vermeidbare Tod des Braunbären auch war, es hat die Diskussion um den Umgang mit wiederkehrenden Tierarten massiv vorangebracht. Der Bund Naturschutz hat seine Forderungen für ein modernes Wildtiermanagement eingebracht, das auch finanzielle Ausgleichszahlungen für Schäden durch diese Tierarten enthält. Ein umfangreicher Managementplan ist hierzu zusammen mit dem erfahrenen Partner Euronatur vorgelegt worden. Die Wiederkehr einiger Individuen prominenter Tierarten spiegelt zwar auch Erfolge ganzer Generationen früherer Naturschützer, andererseits findet zeitgleich gerade in der offenen Agrarlandschaft weiterhin ein dramatischer Artenschwund statt. Ein Rückschlag war auch die Verlagerung der Zuständigkeit für die Genehmigung von Fang und Abschuss des Bibers von den Bezirksregierungen auf die Landkreise.

 

Die Zusammenarbeit in landesweiten und internationalen Bündnissen hat sich gerade bei unserm Einsatz für die frei fließende Donau ebenso bewährt wie bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, beim Alpenschutz und den Initiativen für ein „Grünes Band Europa“. Auch im Bereich des Arten- und Landschaftsschutzes und in der Umweltbildung wurden wieder tausende ehrenamtlicher Stunden und über eineinhalb Millionen Euro in eine Vielzahl von Artenschutzprojekten, Schutzkäufen und Naturerlebnisangeboten investiert.

 

Eine besonders nachhaltige Wirkung in der breiten Öffentlichkeit zeigte im Jahr 2006 die Diskussion um die Klimaveränderung. Hier kam es zu einem breiten Durchbruch der Problematik im gesellschaftlichen Bewusstsein. „Ökologie“ und ein Erstarken der Umweltbewegung stand damit verbunden wieder auf den Titelseiten der Leitmedien. Mit vielen Veranstaltungen zum Thema „Energie sparen – Geld sparen – Klima schützen“ wurde gemeinsam“ mit Energieberater und Kaminkehrern erfolgreich für Gebäudesanierung und Wärmedämmung geworben.

 

Die EU-Finanzierung für den ländlichen Raum ist für den praktischen Naturschutz der Kreis- und auch der Ortsgruppen und für die Entwicklung unserer Kulturlandschaft von größter Bedeutung. Die intensive Arbeite des Bundes Naturschutz hat dazu beigetragen haben, dass dieses Thema ins Bewusstsein der Staatsregierung, der Abgeordneten und der Kommunalpolitik gelangt ist. Dadurch wurde erreicht, dass die Staatsregierung die Landesmittel ungeschmälert erhielt und als einziges Bundesland zusätzlich Landesmittel bereit stellt. So fallen deshalb die Kürzungen bei Landschaftspflege und Vertragsnaturschutz, die vorher über 40 Prozent im Vergleich zur bisherigen Mittelsituation ausgemacht hätten, mit jetzt 17 Prozent nicht mehr so hoch aus. Die Diskussion hat auch deutlich gemacht, welche unersetzbare Bedeutung die so genannte „2. Fördersäule der europäischen Agrarpolitik“ für viele bayerische Landkreise vor allem in den Mittelgebirgen und im Alpenraum hat und dass die 1.Säule mit ihren Pauschalleistungen für wenige Großbetriebe im ländlichen Raum zunehmend hinterfragt wird.

 

Ein Erfolg für den Bund Naturschutz waren auch die gewonnenen Bürgerentscheide gegen Flächen verschwendende Einkaufzentren auf der grünen Wiese wie in Schwanstetten, Landkreis Roth oder das Urteil des bayerischen Verfassungsgerichtshofes, in dem die Verantwortung der Gemeinden zum Flächensparen eingefordert wurde. Auch die Entscheidung des Europäischen Gerichtshof zur geplanten Autobahn A 94 im Isental, Landkreis Erding, hat bestätigt, dass nach europäischem Naturschutzrecht  ein Natura 2000-Gebiet nicht beeinträchtigt werden, wenn eine verträglichere Alternative vorliegt.

 

Mit Sorge sieht der der Bund Naturschutz in Bayern den zunehmenden Vorrang der kurzfristigen Ökonomie zu Lasten der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit im Bereich des neuen Unternehmens bayerische Staatsforsten. Das pannenreiche erste Jahr mit Waldmaut, Jagdverpachtung und drastischen Personalabbau steht im Gegensatz zu den positiven Zielvorgaben des Waldgesetzes. Unternehmensziele mit 15 bis 20 Prozent Umsatzrendite sind das Aus für eine dauerhafte, naturnahe Waldwirtschaft und müssen dringend vom Aufsichtsrat und Parlament korrigiert werden.

 

gez.                                                                          

Prof. Dr. Hubert Weiger 

1. Vorsitzender    

 

Richard Mergner

Landesbeauftragter