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Winzling mit Potenzial - Waldbirkenmaus ist Schirmart für gefährdete Artenvielfalt

Ein neues Artenschutzprojekt des Bund Naturschutz (BN) will die Waldbirkenmaus-Lebensräume und deren Vernetzung am Grünen Band im Bayerischen Wald verbessern. Dies kommt einer Vielzahl anderer hochgradig gefährdeter Arten wie Hochmoor-Laufkäfer und Randring-Perlmuttfalter zugute.

27.02.2025

Die Waldbirkenmaus benötigt Moore, Hochstaudenfluren, kurzrasige Bereiche aber auch alte Bäume und Gebüsche zum Überleben. Damit ist sie eine sogenannte „Schirmart“ für insekten- und strukturreiche, naturnahe Feuchtgebiete, die in Bayern bis auf kleine Reste zurückgegangen sind. Geht es der Waldbirkenmaus gut, profitieren auch andere hochgradig gefährdete Arten. Beate Rutkowski, stellvertretende Vorsitzender des BN: „Mit dem gestarteten Projekt können wir einen Beitrag zum dringenden Erhalt der heimischen Artenvielfalt leisten und die wichtige Funktion des Grünen Bandes als Lebensraumverbund stärken. Vor dem Hintergrund des massiven Artensterbens und der fortschreitenden Zerschneidung der Lebensräume ist die Förderung umfassender Naturschutzmaßnahmen notwendiger denn je.“

Beim ersten Treffen der begleitenden Fachgruppe, die sich aus zahlreichen Expert*innen und lokalen Akteur*innen zusammensetzt, wurden im Landratsamt in Freyung erste konkrete Schritte diskutiert. „Um den Biotopverbund in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau zu verbessern, sollen Feuchtgebiete und Moore aufgewertet und miteinander vernetzt werden. Außerdem wollen wir mehr über die seltene Waldbirkenmaus erfahren. Denn bisher ist nur sehr wenig über die Lebensweise der kleinen Maus bekannt. Fotofallen und weitere Erfassungen sollen helfen, Wissenslücken zu schließen, um die Art besser zu schützen“, so Tobias Windmaißer, BN-Projektleiter vor Ort.

In Bayern kommt die Waldbirkenmaus nur im Oberallgäu und im Bayerischen Wald vor, deutschlandweit nur noch an einem weiteren Standort in Schleswig-Holstein. Bayern hat damit eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art. Ihr wichtigstes Verbreitungsgebiet in Deutschland hat sie entlang des Grünen Bands an der bayerisch-tschechischen Grenze. 

Das Projekt „Optimierung und modelhafte Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen zur Förderung der Waldbirkenmaus am Grünen Band in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau im Kontext des grenzübergreifenden Biotopverbundes“ wird von Oktober 2024 bis Dezember 2028 durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbrauschutz (StMUV) gefördert und von der Europäischen Union (EFRE IBW Programm Bayern 2021-2027) kofinanziert.

Die Waldbirkenmaus (Sicista betulina) zählt mit rund 60 Millimetern Körperlänge und einem Gewicht von fünf bis zehn Gramm zu den kleinsten Säugetieren Europas. Sie gehört zu den Springmäusen und ist mit Mäusen oder Wühlmäusen nicht näher verwandt. Charakteristisch ist ihr schwarzer Aalstrich und der mehr als körperlange Schwanz. Ihre bevorzugten Lebensräume sind extensiv genutztes feuchtes bis nasses, strukturreiches Offenland sowie Moore und Bachränder. Nach europäischem und nationalem Naturschutzrecht zählt die Waldbirkenmaus zu den besonders geschützten Arten. In der Roten Liste Bayerns ist sie als stark gefährdet eingestuft.

Das 343 Kilometer lange Grüne Band Bayern-Tschechien ist Teil des über 12.500 Kilometer langen Grünen Bandes Europa - dem Lebensraumverbund entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer – und ist eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Hier haben gefährdete Arten wie Waldbirkenmaus, Kreuzotter, Goldener Scheckenfalter, Flussperlmuschel oder Arnika letzte Überlebensräume gefunden. 
Der BUND Naturschutz (BN), setzt sich seit 1989 für den Schutz des innerdeutschen Grünen Bandes ein sowie seit den frühen 1990er Jahren für das Grüne Band Bayern-Tschechien. Er hat 2002 ein Grünes Band durch Europa vorgeschlagen und ist damit ein Initiator der Grüne Band Europa Initiative. In der paneuropäischen Initiative arbeiten Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 24 Anrainerstaaten zusammen. Das Nationale BUND Kompetenzzentrum Grünes Band ist seit 2004 Regionalkoordinator für den zentraleuropäischen Abschnitt von der Ostsee bis zur Adria.

Seltener Winzling: die Waldbirkenmaus in Bayern

Grünes Band: Arche Noah für Tiere und Pflanzen

www.europeangreenbelt.org