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Bund Naturschutz solidarisch mit Milchbauern - Marktmacht von Großmolkereien staatlich subventioniert

BN fordert Änderung der Subventionspolitik im Milchsektor zu Gunsten von regionalen Strukturen mit bäuerlicher Beteiligung

07.04.2008

Nach der Großdemonstration von Milchbauern beim Milchkonzern Müller in Aretsried für höhere Milchpreise hat dieser Landwirten der Milcherzeugergemeinschaften (MEG) Augsburg und Nordschwaben die Verträge gekündigt. Dies betrifft etwa 50 Millionen Liter Milch jährlich und etwa 200-300 Milcherzeuger. Sie hatten dagegen protestiert, dass Müller Milch den Auszahlungspreis von 41 Cent auf 30 Cent bei Lieferanten senken wollte, die sich nicht mit langfristigen Lieferverträgen auf Gedeih und Verderb an den Konzern binden wollten.

Der Vorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), Prof. Dr. Hubert Weiger, richtet jetzt einen Solidaritätsappell an die von der Kündigung betroffenen Betriebe und prangert die durch Subventionierung entstandene Marktmarkt des Großkonzerns an. „Diese schamlose Ausnutzung der Marktmacht darf nicht länger Schule machen“, so Weiger. Verbraucher sollten ihr Einkaufsverhalten überdenken, und Milch und Milchprodukte statt von Milchkonzernen wie Müller Milch lieber von der Vielzahl mittelständischer regionaler Molkereien in Bayern beziehen. Weiger weiter: „Leider ist die Marktmacht des Konzerns durch staatliche Subventionen des Bundes und der EU, sowie durch den Verkauf der Molkerei Weihenstephan, deren Eigner das Land Bayern war, begünstigt worden“.

 

In den Jahren 2003 und 2004 kam die Müller-Milch-Gruppe in den Genuss von zwei großen öffentlichen Zuwendungen in Höhe von insgesamt 70 Millionen Euro. Die EU-Kommission genehmigte unter der Kennziffer N 612-03 am 20.4.2004 für die Modernisierung des Müller-Milch-Werkes in Leppersorf Beihilfen aus dem Fonds für Ländliche Entwicklung in Höhe von 31,3 Millionen Euro. Dem Bundesland Sachsen bewilligte die Kommission am 11.11.2003, die Summe von 40 Millionen Euro als Investitionsbeihilfe für das Werk in Leppersdorf. Eines der Hauptargumente für die Bewilligung dieser großen Summen war die Schaffung von 148 Arbeitsplätzen in einer strukturarmen Region. Fast gleichzeitig mit dem Ausbau des Sachsenmilch-Werks (zugehörig zur Müller-Milch-Gruppe) wurden 2 Werke der Müller-Milch-Gruppe geschlossen und dabei 165 Arbeitsplätze abgebaut. (BUND Studie: Müller Mich melkt Steuerzahler, 2005).

 

Qualitätsoffensive Milch in Bayern gefordert

 

Statt staatlich subventionierter Großstrukturen fordert der BN Investitionsförderung für regionale Genossenschaftsmolkereien, damit diese ihre Qualitätsführerschaft weiter ausbauen können, z.B. mit Milch aus Weidewirtschaft mit gesundheitlichen Vorteilen für die Verbraucher oder Spezialangeboten wie Direktvermarktung, Rohmilchkäserei mit Heuwirtschaft oder gentechnikfreie Fütterung.

 

Die Art der Fütterung hat, wie mehrere Untersuchungen belegen, direkten Einfluss auf den gesundheitlichen Wert der Milch für die Verbraucher. Auf Grasbasis ohne Silomais und ohne Kraftfutter erzeugte Milch hat auf Grund des deutlich höheren Omega 3-Fettsäurenanteils vorbeugende Wirkung vor Herz- Kreislauf- Erkrankungen.

 

Der BN begrüßt auch die geplanten Aufstockungen im Bayerischen Kulturlandschafts- und Vertragsnaturschutzprogramm für extensive und naturschutzorientierte Grünlandbewirtschaftung und den ökologischen Landbau. Die jetzt endlich vorgesehene Weideprämie wurde vom BN seit Jahren gefordert, allerdings fällt sie mit 30 Euro / Großvieheinheit (GV), verglichen zum Aufwand für den Weideaustrieb, immer noch zu niedrig aus.

Weidebetrieb ist in den Regionen der Mittelgebirge und des Voralpen und Alpenraums ein Herzstück der bayerischen Kulturlandschaft, das gesichert werden muss.