Bund Naturschutz stellt Grüne Bilanz 2006 für Unterfranken vor
Bayerns größter Umweltverband sieht sich im Aufwind: Wie in ganz Bayern sind auch in Unterfranken nach wie vor zahlreiche MitbürgerInnen bereit, die Arbeit des BN als Mitglieder oder Förderer zu unterstützen und sich vor Ort für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt einzusetzen.
„Wir können eine insgesamt positive Bilanz unserer Aktivitäten ziehen", so Sebastian Schönauer, stellvertretender Vorsitzender des BN.
Als größten Erfolg in Unterfranken und darüber hinaus wertet der BN das überregional bedeutsame SINNAllianz-Projekt der Kreisgruppe Bad Kissingen. Hier konnten im letzten Jahr nach tlw. aufwendigen Verhandlungen entlang der Sinn weitere 10 Hektar bachbegeleitende Wiesen angekauft und damit insgesamt 25 Hektar als wichtige Bausteine für den Gesamtbiotopkomplex Sinnaue, aber auch als wichtige Trittsteine für die landesweite Biotopvernetzung gesichert werden.
Geschaffen wurden auf diesem Weg nicht nur die Voraussetzungen für eine langfristige Revitalisierung der Sinnaue, sondern auch für ein differenziertes Pflege- und Entwicklungskonzept, mit dessen Hilfe dort v. a. die Wasserrückhaltung deutlich verbessert werden kann.
Der BN freut sich besonders darüber, dass das breite Umweltbildungsangebot der unterfränkischen Kreis- und Ortsgruppen im Dezember durch die Verleihung der „Dachmarke Umweltbildung“ als besonderes Qualitätssiegel an die Kreisgruppen Main-Spessart und Würzburg durch Umweltstaatssekretär Dr. Bernhard auch offiziell gewürdigt worden ist.
Zu seinen größten Erfolgen des vergangenen Jahres zählt der BN aber auch das trotz gegenläufiger gesellschaftlicher Tendenzen kontinuierliche ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder in den Kreis- und Ortsgruppen und das nach wie vor anhaltende Interesse gerade bei der jungen Generation.
Wenn im Jahr 2006 die Kreisgruppe Haßberge mit großer Resonanz in der Öffentlichkeit ihr 30jähriges Bestehen feiern konnte, im Landkreis Schweinfurt auf Initiative örtlicher Mitglieder eine neueOrtsgruppe (Niederwerrn) gegründet hat und sich im Landkreis Aschaffenburg gleich acht engagierte Frauen für eine Qualifizierung als Kindergruppenleiterinnen zur Verfügung gestellt haben, ist dies für den BN der schönste Beweis dafür, dass seine Ziele bei Alt und Jung nicht nur eine positive Resonanz finden, sondern auch aktiv mitgetragen und überzeugend vertreten werden.
Im Herbst brachte die landesweite Demo für ein gentechnikfreies Bayern in Nürnberg diesem brisanten Thema große öffentliche Beachtung.
Für den BN besonders erfreulich war die eindrucksvolle Schlepper-
demo in Marktheidenfeld, wo Landwirte, Naturschützer, Weltladen-Teams, Konsumenten und Globalisierungsgegner gegen den Einsatz von Gentech-Pflanzen gemeinsam Stellung bezogen.
Unterfranken hat derzeit drei gentechnikfreie Regionen: In den Landkreisen Miltenberg, Schweinfurt und Rhön-Grabfeld.
Während 2006 im Landkreis Schweinfurt sich Sennfeld und Gochsheim zum gentechnikfreien Anbau verpflichtet haben, konnte der BN im Landkreis Miltenberg zusammen mit einem Biolandwirt die Gründung einer gentechnikfreien Region initiieren.
Viele Kreis- und Ortsgruppen in Unterfranken tragen durch zahlreiche ebenso phantasievolle wie attraktive Umweltbildungsangebote dazu bei, den BN als größte ökologische Volkshochschule zu präsentieren.
Besonders erfolgreich waren hierbei:
- das von der Kreisgruppe Haßberge speziell für Lehrer konzipierte Unterrichtsset „Natur aus der Kiste“ mit themenspezifischen Aktionsvorschlägen und Unterrichtsmaterialien;
- das ökopädagogische Projekt „Sehnsucht Natur“ der Kreisgruppe Aschaffenburg mit über 40 Veranstaltungen, u. a. auch mit verschiedenen „Kreativwerkstätten in der Natur“;
- das bereits im dritten Jahr voll ausgebuchte Umweltbildungsangebot der Kreisgruppe Bad Kissingen zum „RHÖNer-WASser-LEBEN“ und die „Wilde-Wasser-Kunst-Tage“;
- die Kreisgruppe Miltenberg mit ihren „Naturerlebnistagen der besonderen Art“. Erstmals wurden hier Pferde mit einbezogen und von den Kindern sogar für eine Kunstaktion genutzt;
- die Kreisgruppe Main-Spessart mit ihren mobilen Umweltstationen ARNE und ERNA und über 80 Projekttagen für Kinder, Fortbildungsangeboten für Erzieherinnen und einem besondern Programm für Jugendherbergen.
- die Kreisgruppe Würzburg mit ihrem überaus vielfältigen Umweltbildungsangebot – v.a. in den Bereichen Klimaschutz und Naturerfahrung, das im Ökohaus bei 190 Veranstaltungen von 3200 Besuchern und 74 Schulklassen/Kindergärten genutzt worden ist.
Bayerns Schönheit zu bewahren ist einer der landesweiten Schwerpunkte des BN.
Umso erfreulicher, dass auch durch den Einsatz des BN die im FFH-Gebiet „Streuaue“ geplante Ortsumfahrung für Mittelstreu 2006 erneut nicht realisiert werden konnte und ganz im Gegenteil die FFH-Verträglichkeitsprüfung überarbeitet und für das Genehmigungsverfahren eine weitere Anhörung zum Umweltbericht durchgeführt werden musste.
Als besonderen Erfolg des Einsatzes der Kreisgruppe Würzburg wertet der BN ebenso den Bürgerentscheid gegen das im Bahnhofsbereich Würzburgs geplante Arcaden-Projekt. Gesichert wurden damit der Ringpark als zentrale Grünanlage, aber auch die für die Trinkwassserversorgung bedeutsamen Bahnhofsquellen.
Der Artenschutz begann wieder im Frühjahr mit Amphibienaktionen in fast allen Landkreisen und endete im Spätherbst mit Biotoppflegeeinsätzen auf den vom BN angekauften oder gepachteten „Naturparadiesen“.
Allein die Kreisgruppe Bad Kissingen hat mit 60 ehrenamtlichen HelferInnen 15 Amphibienübergänge betreut und konnte so fast 6000 Kröten, Frösche und Molche vor dem Überfahren retten.
Nahezu alle unterfränkischen Kreisgruppen haben mit großem Einsatz zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft beigetragen.
In vielen tausend ehrenamtlichen Arbeitsstunden (z.B. 1.500 Stunden in der Kreisgruppe Würzburg) wurden Streuobstwiesen, Schilfflächen und Halbtrockenrasen gemäht, Hecken und Bäume gepflanzt, Kopfweiden gepflegt und Gewässer unterhalten.
Beispielhaft genannt seien hier die Bepflanzung einer Streuobstwiese und die Initiative zur Renaturierung des Weisbaches durch die Ortsgruppe Bad Königshofen.
Am mittlerweile schon zum 8. mal durchgeführten GEO-Tag der Artenvielfalt haben sich 2006 gleich drei Kreisgruppen (Aschaffenburg, Haßberge und Bad Kissingen) aktiv beteiligt.
Von der Artenvielfalt des Hafenlohrtales und seiner Nebentäler waren nicht nur die vielen Experten begeistert, auch das breit gefächerte Angebot zu Entdeckungsreisen in die heimische Tier- und Pflanzenwelt stieß bei Kindern wie Erwachsenen auf große Begeisterung.
Besondere Erwähnung verdienen auch das BN-Wildkatzenprojekt und die Imagekampagne Feldhamster der Kreisgruppe Würzburg:
· Beim Wildkatzenprojekt ist das Erfassungsnetz (Lockstock mit Baldrianködern) im Spessart, im Steigerwald, in den Haßbergen und der Rhön weiter ausgebaut worden und gab es schon erste Sichtnachweise.
· Im Rahmen ihrer Imagekampagne Feldhamster hat die Kreisgruppe Würzburg neue attraktive Werbematerialien (z. B. Plüschhamster/Ausstellungstafeln) erstellt und damit eine sehr positive Resonanz in der Bevölkerung erzielt.
Eine überaus positive Resonanz erfuhren auch 2006 viele Aktionen und Initiativen des BN in den Orts- und Kreisgruppen.
Beispielhaft zu nennen sind hier:
- die erfolgreichen Initiativen der Ortsgruppen Mainbernheim und Volkach zur Schaffung von Bürgersolardachanlagen im Lkr. Kitzingen und der Kreisgruppe Rhön-Grabfeld in Bad Königshofen
- die Ökomärkte der Kreisgruppen Miltenberg und Aschaffenburg mit ihren breiten Informationsangebot und vielen begeisterten Besuchern;
- der von Kindern und Jugendlichen der Ortsgruppe Volkach zum 1100jährigen Jubiläum der Stadt gebaute, 5 m hohe Weidendom – mittlerweile die größte Attraktion des städtischen Abenteuerspielplatzes.
Erfreulich ist auch die Entwicklung des Mitgliederbestandes:
Der BN hatte Ende 2006 erstmals über 170.000 Mitglieder und Förderer.
In Unterfranken sind es derzeit rund 16.200 Mitglieder und Förderer in neun Kreisgruppen und 101 Ortsgruppen.
In den Kreisgruppen Aschaffenburg, Kitzingen und Würzburg konnten insgesamt 600 neue Mitglieder und Förderer gewonnen werden.
Der BN sagt allen Neuen "Herzlich willkommen bei den Freunden und Freundinnen der Erde".
Rückschläge und Fehlentwicklungen
Rückschläge waren und sind die Folgen der Forstreform mit erstmals seit Jahrzehnten wieder vorgenommenen Kahlschlägen und die seitdem schwierigeren Bedingungen für den ökologischen Waldumbau.
Besonders negativ bewertet der BN
· die nach Inbetriebnahme der beiden benachbarten Autobahnanschlüsse vollends fragwürdig gewordene Ortsumfahrung für Mittelstreu, die sogar durch ein FFH – Gebiet führen soll,
· das auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände bei Ebern in einem hoch sensiblen FFH-Gebiet geplante Fahrsicherheits- und
Offroad-Zentrum und
· das vom schwedischen Möbelkonzern IKEA in einem der größten unterfränkischen Feldhamstervorkommen am Stadtrand von Würzburg geplante Einkaufszentrum.
Schwerpunkte des BN in Unterfranken 2007
Unterfranken ist mit einem hohen Energieverbrauch, der täglichen Zerstörung von landwirtschaftlich nutzbaren Böden (bayernweit rund 15 Hektar), dem weiteren Verlust bäuerlicher Betriebe (bayernweit 5.000 pro Jahr), einer ungebremsten Forcierung des umweltschädlichen KFZ- und LKW-Verkehrs und länger werdenden Roten Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen noch weit von einer nachhaltig-umweltgerechten Entwicklung entfernt.
Der Flächenverbrauch und die Energievergeudung durch Verkehrsprojekte werden wichtige Themen des BN bleiben.
Gefordert sieht sich der BN im Jahr 2007 v. a. im Einsatz für die Sicherung ökologisch wertvoller Landschaftsbereiche gegen überdimensionierte Eingriffsprojekte und gegen die scheinbar ungebremste Ausweisung von neuen Baugebieten – gerade im ländlichen Raum.
Deshalb wird der Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete angesichts prognostizierter Bevölkerungsabnahme in Bayern unter dem Slogan "Bayerns Schönheit bewahren" weiter thematisiert werden. Dazu wird die neue Ausstellung "Wie wohnen - wo leben? Flächen sparen - Qualität gewinnen" auch durch Unterfranken touren.
Der BN wird dieses Jahr in Unterfranken seine Wächterrolle zur Sicherung des Staatswaldes noch intensiver wahrnehmen.
Die niederbayerischen Kreisgruppen können im Kampf um die frei fließende Donau mit breiter Unterstützung auch aus Unterfranken rechnen.
Initiativen zum Klimaschutz werden weiter verstärkt. Insbesondere die Werbung für Wärmedämmung von Gebäuden als beste Umweltinvestition, die Verkehrswende Richtung Verkehrsvermeidung und -verlagerung auf die Bahn sowie Initiativen für Energiealternativen werden weiter vorangetrieben.
Mit Aktionen gegen Gentechnik im Essen will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen und eine Aufweichung des Gentechnikgesetzes verhindern. Gleichzeitig soll die Ausweisung weiterer gentechnikfreier Anbauregionen weiter forciert werden.
Nicht zuletzt wird der Bund Naturschutz die Mitgliederwerbung zur Sicherung des unabhängigen BN verstärken. Die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen bleiben selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN.
Diese Schwerpunkte werden durch lokale Projekte in den Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.
Auch 2007 wird der Bund Naturschutz das grüne Gewissen in Unterfranken bleiben.