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Seltener Winzling: Die Waldbirkenmaus in Bayern
Die Waldbirkenmaus ist in Gefahr, denn ihre Lebensräume gehen verloren. Der BUND Naturschutz (BN) setzt sich für den Erhalt des putzigen Nagers ein. Die Förderung seines Lebensraumes kommt einer Vielzahl an seltenen und bedrohten Arten zugute.
Winzig und selten
Die Waldbirkenmaus (Sicista betulina) ist eines der seltensten und kleinsten Säugetiere in Mitteleuropa. In Bayern kommt sie nur im Oberallgäu und im Bayerischen Wald vor.
Im Offenland zuhause
Die bevorzugten Lebensräume der Waldbirkenmaus sind extensiv genutztes feuchtes bis nasses, strukturreiches Offenland sowie Moore und Bachränder.
Streng geschützt
Nach europäischem und nationalem Naturschutzrecht zählt die Waldbirkenmaus zu den besonders geschützten Arten. In der Roten Liste Bayerns ist sie als stark gefährdet eingestuft.
Waldbirkenmäuse sind in ganz Mitteleuropa extrem selten. In Bayern kommen sie nur im Oberallgäu und im Bayerischen Wald entlang des Grünen Bandes an der deutsch-tschechischen Grenze zwischen Lusen und Dreisessel vor. Im Rest Deutschlands sind sie lediglich in einem Gebiet in Schleswig-Holstein beheimatet. Die Tiere überhaupt aufzuspüren ist schwierig, denn sie sind dämmerungs- und nachtaktiv. Aber mithilfe von Wildtierkameras können die heimlichen Nager gut nachgewiesen werden. Dank ihrer deutlichen Merkmale, wie dem Aalstrich am Rücken und dem langen Schwanz, der meist deutlich länger als der Körper ist, lassen sie sich gut von anderen Arten unterscheiden.
5 bis 10
Gramm
schwer
60
Millimeter
lang
Waldbirkenmäuse zählen zu den kleinsten Säugetieren Europas: Die Körperlänge beträgt nur rund 60 Millimeter, das Gewicht nur fünf bis zehn Gramm.
Die Waldbirkenmaus – Ein Steckbrief
Aussehen: Körperbau, Größe und Gewicht
- Die Oberseite ist gelbgrau mit dunklen Grannenhaaren.
- Der Rücken hat einen zwei bis drei Millimeter breiten, schwarzen Aalstrich.
- Die Unterseite ist rein grau.
- Der dient auch zum Greifen und ist länger als der Körper.
- Die Ohren sind relativ groß.
- Auch die Augen sind relativ groß.
- An den Hinterfüßen gibt es einen zum Klettern abgespreizten Zeh.
Mit den Mäusen oder Wühlmäusen sind die Waldbirkenmäuse nicht näher verwandt. Sie gehören zu den Springmäusen. Waldbirkenmäuse leben nicht in der Nähe von Menschen und übertragen keine Krankheiten.
Steckbrief
Waldbirkenmaus
Lebensraum
Die Waldbirkenmaus ist ein sogenanntes Eiszeit- oder Glazialrelikt. Dies sind Arten, die normalerweise nur in kalten, nördlichen Regionen zu finden ist, sich jedoch während der letzten Eiszeit in gemäßigtere Lagen ausbreiten konnten. Als sich das Eis wieder nach Norden zurückgezogen hatte, wichen auch diese Arten zurück. Teilweise verblieben jedoch kleinere Gruppen in für sie klimatisch günstigen Regionen, meist Bergregionen und bilden dort sogenannte Reliktpopulationen.
Die Waldbirkenmaus lebt in Hoch- und Niedermooren, im Moorwald, auf Streuwiesen, Hochstaudenfluren, extensiv genutzten Weideflächen sowie Magerrasen und Zwergstrauchheiden. Letztere stellen zusammen mit artenreichen Feucht- und Nasswiesen einen wichtigen Nahrungslebensraum dar.
Die Lebensräume der Waldbirkenmaus im Bayerischen Wald beschränken sich meist auf kleine, isolierte Bereiche. Bedingt durch die für diese sehr kleine Tierart beachtliche Reviergröße von durchschnittlich einem Hektar kommen dort nur sehr wenige Mäuse vor, auch weil die Waldbirkenmaus relativ wenige Nachkommen hat. Durch genetische Verarmung sind diese Vorkommen deswegen zusätzlich gefährdet. Neben dem Erhalt und der Pflege der besiedelten Biotope ist deswegen eine Vernetzung der verbliebenen Populationen die wohl aussichtsreichste Artenhilfsmaßnahme für die Waldbirkenmaus.
Lebensweise
Die Waldbirkenmaus bewegt sich am Boden oder in Bodennähe, ist aber auch ein geschickter Kletterer. In Sträuchern legt sie lange Distanzen zurück und benutzt dabei ihren langen Schwanz als Balancierstab. Acht Monate, also über die Hälfte des Jahres, verschläft der kleine Säuger in speziell angelegten, gut isolierten Nestern oder frostfreien Erdbauen. Dabei verliert er ungefähr die Hälfte seines Körpergewichts. Wenn im Sommer die Temperaturen stark sinken, verfällt die Waldbirkenmaus in Lethargie um Energie zu sparen. Waldbirkenmäuse werden nur wenige Jahre alt.
Nahrung
Waldbirkenmäuse leben von pflanzlicher und tierischer Nahrung. Sie fressen im Frühling und Sommer vor allem Insekten und deren Larven, im Herbst Beeren und Samen.
Der Bau
Ihre Behausung legt die Waldbirkenmaus am Boden oder in bis zu 1,50 Metern Höhe an. Das runde Nest wird aus Gras, Moos und Rinde in hohlen Baumstämmen, im Geäst oder im dichten Gras gebaut. Außerdem legt sie Erdröhren an, die durch ein Netzwerk von Gängen in der Laub- und Streuschicht miteinander verbunden sind.
Fortpflanzung
Nach dem ersten Winterschlaf werden Waldbirkenmäuse geschlechtsreif und pflanzen sich dann einmal im Jahr fort. Der Wurf besteht aus zwei bis sieben Jungtieren, die etwa fünf Wochen lang gesäugt werden. Pro Jahr gibt es nur einen Wurf, was sie von allen anderen Mäusen deutlich unterscheidet.
Feinde
Waldbirkenmäuse stehen auf dem Speiseplan von Greifvögeln, Eulen und anderen Beutegreifern.
Gefährdung und Schutz
Nach europäischem und nationalem Naturschutzrecht zählt die Waldbirkenmaus zu den besonders geschützten Arten. In der Roten Liste Bayerns wird sie als stark gefährdet eingestuft. Laut Landesamt für Umwelt ist jeder Fundort der Waldbirkenmaus hochgradig schützenswert.
Warum ist die Waldbirkenmaus gefährdet?
Waldbirkenmäuse leiden vor allem am Schwund geeigneter Lebensräume. Schuld daran sind hauptsächlich Entwässerung und intensive Landnutzung. Dazu kommt, dass die Springmaus konkurrenzschwach ist, etwa weil sie nur einmal im Jahr Junge bekommt, und in stark durch den Menschen veränderten Lebensräumen vermutlich durch dominantere Arten wie die Waldmaus verdrängt wird.
Der BN setzt sich für den Schutz von Lebensräumen wie Mooren und eine naturverträgliche Landwirtschaft ein, was auch der Waldbirkenmaus zugute kommt.
BN-Projekt für die Waldbirkenmaus
Im Herbst 2024 startete der BN ein Artenschutzprojekt für die Waldbirkenmaus am Grünen Band Bayern-Tschechien. Im Projekt geht es vor allem um die Verbesserung des Biotopverbunds und der Lebensräume in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau. So sollen beispielsweise die Biotope in den Tallagen und Bachauen des Bayerischen Waldes besser untereinander verbunden werden. Außerdem geht es darum, mehr über die seltene Art zu erfahren. Bisher ist nur sehr wenig über den kleinen Säuger bekannt. Fotofallen und weitere Erfassungen sollen helfen, die Wissenslücken zu schließen.
Das Projekt wird aber auch anderen Arten zugute kommen. Die Waldbirkenmaus fungiert im Projekt als “Schirmart”. Sie steht als Bewohner strukturreicher Feuchtgebiete und Moore stellvertretend für eine ganze Reihe anderer, hochgradig gefährdeter Arten wie etwa den Randring-Perlmuttfalter, den Hochmoor-Laufkäfer oder die Kurzflügelige Beißschrecke.
Das Projekt wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und konfinanziert von der Europäischen Union (EFRE IBW Programm Bayern 2021 bis 2027).