Bund Naturschutz zieht Grüne Bilanz 2006 - Schwerpunkte 2007 in Oberfranken
Bayerns größter Umweltverband sieht sich im Aufwind: In ganz Bayern steigen die Mitgliederzahlen, allein drei Demonstrationen und weitere Aktionen gegen Gentechnik in Lebensmitteln fanden 2006 in Oberfranken großen Zuspruch. Auch beim Klimaschutz zeichnet sich in Oberfranken eine Hinwendung zu umweltfreundlicheren Lösungen ab. Wir können eine insgesamt positive Bilanz unserer Aktivitäten ziehen", so Hubert Weiger, der Vorsitzende des BN.
Als größte oberfränkische Erfolge gelten die meist mit befreundeten Verbänden gemeinsam durchgeführten Demonstrationen gegen Gentechnik in der Landwirtschaft, der Stopp für ein Gewerbegebiet am Walberla (Lkr. Forchheim), die Einsicht der Behörden in Sachen Rotmainspeicher, die großen Biotopschutzprojekte und die Umweltbildung des BN auf der grenzüberschreitenden Landesgartenschau in Marktredwitz.
Gentechnik: BürgerInnen wollen gesunde Lebensmittel
Bei der Demonstration in Hof (3. Februar 2006) waren es 300 TeilnehmerInnen und 22 Traktoren, bei der Kundgebung in Coburg 200 und 20, in Bamberg (Demo 17. März 2006) waren es 150 und 15. Der gentechnikfreie Bauernmarkt in Forchheim im September war
ebenso ein großer Erfolg wie das gentechnikfreie Frühstück in Stadtsteinach (Lkr. Kulmbach). Im Herbst sorgte die Demo für ein gentechnikfreies Bayern in Nürnberg mit 3.000 TeilnehmerInnen, darunter viele oberfränkische Gruppen noch einmal für ein eindrucksvolle Bilder. Der Wind dreht sich, Bundesminister Seehofer wandelt sich vom Befürworter zum Kritiker eines Gentechnikanbaues in der Landwirtschaft. Oberfranken hat derzeit zwar erst eine gentechnikfreie Region in Bad Steben, Initiativen für weitere starten aber aktuell.
Und: Aufgrund des öffentlichen Drucks wurden weder 2006 noch für 2007private Freisetzungsversuche mit genmanipuliertem Mais in Oberfranken beantragt.
Bayerns Schönheit bewahrt - Flächenverbrauch
verhindert
Die nach Protesten gestoppte Planung eines großen Gewerbegebietes am Walberla bei Pinzberg (Lkr. Forchheim) gehört ebenfalls zu den großen Erfolgen des BN 2006. Hier kann der BN „Bayerns Schönheit bewahrt“ melden.
Auch der nach vielen Protesten des BN und von Bürgerinitiativen abgeblasene neue Hochwasserspeicher im reizvollen Tal des Roten Mains südöstlich von Bayreuth ist hier zu nennen.
Klimaschutz kommt voran
Auch wenn es nicht explizit damit begründet wird: Der wohl nicht mehr erfolgende Neubau des FlughafensHof ist ein großer Erfolg für den Klimaschutz!
Die Energieagentur Oberfranken, vom BN unterstützt, entwickelt sich zu einem Motor des Klimaschutzes in Bayern und mausert sich zur führenden Initiative für Gebäudesanierung. Bereits zwei mittelfränkische Landkreise haben sich der unabhängigen Energieagentur angeschlossen.
Mit dem Projekt "Energie für knappe Kassen" leistet die Kreisgruppe Hof Basisarbeit beim Energiesparen. Der für den BN tätige Energieberater Hans Krafczyk konnte 2006 43 Haushalte in Hof erfolgreich auf den Energiesparweg bringen. Im Rahmen des Projektes "Energievision Frankenwald" wurden bereits 30 Hotels und Gaststätten beraten.
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang die Reaktivierung der Fichtelgebirgsbahn, wofür sich auch der BN mit der Kreisgruppe Bayreuth jahrelang einsetzte.
2006 jährte sich zum 20. mal der Super-GAU von Tschernobyl. Mit Veranstaltungen und Aktionen wies der BN auch in Oberfranken auf die weiterhin bestehenden Risiken bayerischer AKW hin.
Tolle Ergebnisse im Biotop- und Artenschutz
Der Artenschutz begann wieder im Frühjahr mit Amphibienaktionen in fast allen Landkreisen und endete im Spätherbst mit Heckenpflege. Allein im Landkreis Bayreuth werden jährlich 60 ha Biotope gepflegt!
Das "Projekt Grünes Band" konnte das erste EU-geförderte Projekt für das Grüne Band Europa im April starten. Weitere 15 Hektar Biotopflächen konnten 2006 im oberfränkischen Bereich entlang des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens angekauft werden. Im gemeinsamen Projekt "Biotopverbund mit Kirchengrund" der Kreisgruppe Hof mit der Evangelischen Kirche im Dekanat Naila konnten wieder etliche Frankenwaldtäler von standortfremden Fichtenaufforstungen befreit und den typischen Talwiesen Raum verschafft werden. In der "SandAchse Franken" wurde ein 170 km langer Radweg zusammen mit dem Tourismusverband Franken ausgeschildert. Und in Bayreuth konnte das Projekt "Schachblume" mit dem Kauf der vierten Feuchtwiese und damit der Sicherung aller noch vorhandenen Standorte dieser wundervollen Blume abgeschlossen werden.
Größte ökologische Volkshochschule
2006 wurde das umweltpädagische Programm "Tier-Erlebnispark Arche" der BN-Kreisgruppen Wunsiedel und Tirschenreuth gemeinsam mit den Marktredwitzer Kirchengemeinden und der Forstverwaltung auf der grenzüberschreitenden Gartenschau in Marktredwitz - Cheb durchgeführt. Alte, gefährdete Haustierrassen wie Esel, Wollschwein, Schaf und weitere Kleintierarten wurden hier gezeigt. Etwa 100.000 BesucherInnen ließen sich von "Poldi" und "Schweini", den Wollschweinen und Publikumslieblingen, begeistern. Allein 5.000 Arbeitsstunden wurden von 40 Aktiven ehrenamtlich erbracht, 140 Veranstaltungen, darunter mit 80 Schulklassen und Kinderhortgruppen wurden fachlich und umweltpädagogisch betreut.
Viele hundert weitere Veranstaltungen für Erwachsene und Kinder waren es oberfrankenweit, die vom BN organisiert wurden. Allein in Kronach wurden 130 öffentliche Führungen, Vorträge und Workshops im Rahmen der "Stadtoase" durchgeführt und dabei 2.700 Kinder und Erwachsene erreicht, "Emil", das rollende Klassenzimmer der Kreisgruppe Hof besuchte allein 2006 wieder 76 Schulklassen.
Die vom Bund Naturschutz mitgetragene Ökologische Bildungsstätte Oberfranken in Mitwitz und die ebenfalls mitgetragene Ökologische Bildungsstätte Burg Hohenberg haben 2006 mit einer Vielzahl von Veranstaltungen Impulse für Umwelt- und Naturschutz und die Stärkung ländlicher Räume gesetzt.
Die Kreis- und Ortsgruppen wurden dem Ruf des BN als größte ökologische Volkshochschule wieder gerecht.
Dass der BN in der Mitte der Gesellschaft steht …
zeigen nicht nur die zahlreichen gut besuchten Feste (z.B. der erfolgreiche Bauernmarkt in Forchheim, das Apfelfest Untersiemau, das Kartoffelerntefest Selbitz u.a.), sondern auch die Beteiligung des BN an Weihnachtsmärkten, Herbstfesten, Bürgerfesten usw..
Rückschläge
Das waren und sind v.a. die Folgen der Forstreform mit erstmals seit Jahrzehnten wieder vorgenommenen Kahlschlägen (z.B. am Waldstein im Fichtelgebirge) und die seitdem schwierigeren Bedingungen für den ökologischen Waldumbau, der gerade angesichts tausender Hektar Kahlschlägen nach Borkenkäferbefall und Windwürfen nach dem Sturm Kyrill in Oberfranken nötiger ist denn je.
Auch der Bau der Autobahn A 73 bei Lichtenfels, der Bau der B 22neu bei Aichig im Landschaftsschutzgebiet(Lkr. Bayreuth), der Bau für die Umfahrung Untersteinach (B 303), die Planung unsinniger Straßenbauprojekte, z.B. B 303 Ortsumfahrung Stadsteinach (Lkr. Kulmbach), B 289 Ortsumfahrung Kauerndorf/Untersteinach (Lkr. Kulmbach), Neubau St 2187 im Kelbachgrund (Lkr. Lichtenfels),oder für eine Ortsumfahrung von Hausen (Lkr. Forchheim) zählen zu den Rückschlägen.
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang der anhaltende Zuspruch zu den Aktionen des BN und der Bürgerinitiative gegen eine Fichtelgebirgsautobahn. Mit mehreren hundert BesucherInnen konnte am 1. Mai 2006 wieder eine große Kundgebung zum Erhalt des Fichtelgebirges durchgeführt werden. Auch im südlichen Fichtelgebirge regt sich nun der Widerstand.
Auch das weitere Beharren der verantwortlichen Politik in Bund und Land auf umweltzerstörenden Infrastrukturgroßprojekten wieder ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt zählt zu den Rückschlägen der oberfränkischen Umweltarbeit.
Erfreulich ist das Wachstum bei den bay. Mitgliedszahlen: Der BN hat Ende 2006 erstmals über 170.000 Mitglieder und Förderer. In Oberfranken sind es derzeit 15.800 Mitglieder und Förderer in elf Kreisgruppen. Im Lkr. Lichtenfels konnten 175 neue Mitglieder und Förderer gewonnen werden. Der BN sagt allen Neuen "Herzlich willkommen bei den Freunden der Erde".
Schwerpunkte des BN in Oberfranken 2007
Oberfranken ist mit einem extrem hohen Energieverbrauch, der täglichen Zerstörung von landwirtschaftlich nutzbaren Böden (bayernweit 15,8 Hektar), dem Verlust von hunderten Bauernhöfen (bayernweit 5.000 pro Jahr), einer unverantwortlichen Förderung des umweltschädlichen KFZ- und LKW-Verkehrs und länger werdender Roter Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen noch weit von einer nachhaltig umweltgerechten Entwicklung entfernt.
Der Flächenverbrauch und die Energievergeudung durch Verkehrsprojekte wird ein wichtiges Thema des BN werden:
Gegen den Planfeststellungsbeschluss für einen Umfahrung Melkendorf (St 2190) hat der BN Klage beim Bay. Verwaltungsgerichtshof München eingelegt. Gemeinsam mit der örtlichen Bürgerinitiative will der BN verhindern, dass auf Kosten von Natur und Landschaft ein weiterer Autobahnzubringerzwischen Kulmbach und der A 70 bei Kasendorf, parallel zur B 89 gebaut wird.
Am 1. Mai 2007 wird wiederum eine große Kundgebung gegen die Fichtelgebirgsautobahn am Waldstein stattfinden.
Der Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete angesichts prognostizierter Bevölkerungsabnahme in Bayern wird unter dem Slogan "Bayerns Schönheit bewahren" weiter thematisiert werden. Dazu wird die neue Ausstellung "Wie wohnen - wo leben? Flächen sparen - Qualität gewinnen" in Oberfranken touren. Besonders erfreulich ist dabei, dass eine Familie aus Kronach als Positivbeispiel für das umweltfreundliche Wohnen im Ortskern als authentische Zeugen auf einem Monitor zu sehen ist.
Der BN wird auch dieses Jahr in Oberfranken seine Wächterrolle zur Sicherung des Staatswaldes ausfüllen. Dazu werden Informationen über Kahlschläge, Waldwegzerstörungen durch Großmaschinen u.ä. dokumentiert. In Rothenkirchen (Lkr. Kronach) wird am 21. Juli 2007 ein Seminar zur erfreulichen Erholung der Tannen aufgrund der erfolgreichen Aktionen gegen die Schadstoffimmissionen seit den 80er Jahren stattfinden.
Die niederbayerischen Kreisgruppen können im Kampf um die frei fließende Donau mit breiter oberfränkischer Unterstützung rechnen.
Initiativen zum Klimaschutz werden weiter verstärkt. Insbesondere die Werbung für Wärmedämmung von Gebäuden als beste Umweltinvestition, die Verkehrswende Richtung Verkehrsvermeidung und -verlagerung auf die Bahn sowie Initiativen für Energiealternativen werden weiter vorangetrieben. Die erfolgreichen Projekte wie "Energievision Frankenwald" werden fortgeführt.
Gegen die in Bischofsgrün (Lkr. Bayreuth) geplante Skihalle (300 m x 60 m) mit einem prognostizierten Stromverbrauch von 4,5 Mio. Kilowattstunden pro Jahr wird der BN genauso Front machen wie gegen die Planungen zum Bau eines neuen Flugplatzes Coburg-Bamberg, wo der BN mittlerweile mit fünf aktiven Bürgerinitiativen kooperiert.
Sollten die Planungen zum Neubau des Flughafens Hof weitergehen, wird der BN alle Mittel ausschöpfen, diese Steuergeldvergeudung für den klimaschädlichen Flugverkehr zu verhindern.
Mit Aktionen gegen Gentechnik im Essen will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen und eine Aufweichung des Gentechnikgesetzes verhindern. Insbesondere Veranstaltungen zu gentechnikfreiem Tierfutter werden 2007 durchgeführt und weitere gentechnikfreie Regionen initiiert.
Im Projekt Grünes Band wird 2007 ein Naturtourismusvorhaben "Erlebnis Grünes Band", gefördert vom Bundesamt für Naturschutz, gestartet. In Oberfranken befindet sich eines der drei Modellgebiete.
Nicht zuletzt wird der Verband die Mitgliederwerbung zur Sicherung des unabhängigen BN verstärken. Die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen bleiben selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Die Schwerpunkte werden durch lokale Projekte der Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.
Auch 2007 wird der Bund Naturschutz das grüne Gewissen Oberfrankens bleiben.