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Das Fichtelgebirge braucht den ökologischen Waldumbau

Bund Naturschutz (BN) fordert vermehrt Gelder um Monokulturen in Mischwälder umzuwandeln

25.10.2005

Bei einer Pressefahrt ins Fichtelgebirge bei Weissenstadt weisen die Vertreter des Wald Bündnisses Bayern und des lokalen Wald Bündnisses Wunsiedel auf die riesige Aufgabe des ökologischen Waldumbaues im Fichtelgebirge, im Frankenwald und im Steinwald hin. Das Wald Bündnis Bayern fordert deshalb die Bayerische Staatsregierung auf, die nötigen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, damit die Bayerischen Staatsforste den Waldumbau fortsetzen können. "Wir erwarten, dass das Waldumbauprogramm, das Staatsminister Josef Miller kurz vor der Forstreform begonnen hat, auch nach der Forstreform fortgeführt wird", fordert Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des Bundes Naturschutz. Auch für die Vertreter des Wald Bündnisses Wunsiedel Helmut Beran, Landesbund für Vogelschutz, Leiter der Bezirksgeschäftsstelle Ofr. und Inge Heinrich, 2. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Wunsiedel, sowie für Dr. Helmut Reinel, Vorsitzender des Fichtelgebirgsvereins, hat das Fichtelgebirge beim Waldumbau eine sehr hohe Priorität, weil hier die Fichtenmonokulturen sehr verbreitet sind.


Bayernweit stehen ca. 300.000 ha Fichtenreinbestände zu Umwandlung in Mischwälder an. Damit steht fast jede dritte Fichte in Bayern in einer Monokultur. Hinzu kommen noch 250.000 ha, auf denen neben der Fichte nur andere Nadelbäume, zumeist die Kiefern zu finden sind, sowie knapp 100.000 ha Kiefernmonokulturen. Somit müssen auf über einem Viertel der bayerischen Wälder Laubbäume und Tanne eingebracht werden, um die labilen Nadelholzreinbestände in stabile, zukunftsfähige und naturnahe Mischwälder umzuwandeln.


In einem Wasserschutzgebiet im Staatsforst bei Vordorf (Lkr. Wunsiedel) zeigen die VertreterInnen des Wald Bündnisses, wie wichtig naturnahe Wälder für die Versorgung mit einem qualitativ hochwertigen Trinkwasser sind und wie durch ökologischen Waldumbau die Fichtenmonokultur zu einem stabilen Buchen-Tannen-Mischwald umgebaut werden kann. Hier befindet sich der Staatsforst auf dem erfreulichen Weg zum Zukunftswald.


Im Bereich des Weissenstadter Forstes zeigt sich dagegen noch der düstere Fichtenforst als Monokultur. Er ist weder für die typischen Pflanzen- und Tierarten der Mittelgebirgswälder noch für ansprechende Waldbilder und damit den Tourismus geeignet.


Fichten-Monokulturen führen aber vor allem zu gravierenden Problemen beim Grundwasserschutz und damit auch beim Trinkwasserschutz: Gesundheitsschädliche Stickstoffverbindungen wie Nitrat finden sich dort in hohen Konzentrationen. Nur durch teure chemische Verfahren und Beimischung mit saubererem Wasser können Trinkwasserbrunnen in vielen Gebieten gefahrlos betrieben werden.


Darüber hinaus sind Fichten-Monokulturen extrem anfällig für Borkenkäfer-Befall mit der Folge des Absterbens ganzer Wälder. Die Katastrophe wird durch die hausgemachten Klimaänderungen noch verschärft. Der BN fordert schon seit Jahrzehnten einen Waldumbau der instabilen Nadelholzreinbestände. "Angesichts der aktuellen Borkenkäferkatastrophe müssen die betroffenen Fichtenreinbestände dringend in Mischwälder umgewandelt werden", fordert Dr. Ralf Straußberger, Geschäftsführer des Wald Bündnisses Bayern und Waldreferent des BN. Einen Befallsschwerpunkt stellt Nordostbayern und hier der Frankenwald mit seinen ausgedehnten Fichtenwäldern dar. Für Frankenwald, Fichtelgebirge und Steinwald mit vielen tausend Hektar Fichten-Monokulturen steht zu befürchten, dass dem Borkenkäfer in den nächsten Jahren ganze Waldgebiete zum Opfer fallen werden. Damit der Waldumbau gelingen kann und die eingebrachten jungen Laubbäume und Tannen nicht totgebissen werden, müssen umgehend die überhöhten Reh- und Rotwildbestände an ein waldverträgliches Maß angepaßt werden.


Die eigentlichen Ursachen für die großflächige Nadelholzmonokulturen liegen bereits länger zurück. Viele dieser Forste wurden in einer Zeit gegründet, als man mehr Gewinn aus dem Wald erzielen wollte und deshalb den Holzeinschlag erhöhte und reine Fichtenbestände begründete. Dies geht auf die sogenannte Bodenreinertragslehre und auf einen Antrag des Reichsgrafen Törring im Jahr 1908 zurückzuführen, der forderte, dass der Holzeinschlag erhöht werden und die kurzfristig ertragreichere Fichte vermehrt gepflanzt werden soll ("Antrag Törring").


Einige bayerische Forstämter haben in den vergangenen Jahren mit dem ökologischen Waldumbau begonnen und erzielten bereits erste Erfolge damit. Es werden keine Kahlschläge mehr durchgeführt, junge Laubbäume können bei reduzierten Rehwildbeständen auch außerhalb der Zäune aufwachsen. Investitionen, mit denen diese labilen Fichtenreinbestände umgewandelt werden, kosten zwar Geld. Aber dies ist gut investiertes Geld, weil es für die Gesellschaft - vor allem für unsere Nachkommen - wesentlich teurer käme, wenn sie für die Folgekosten der Reinbestände aufkommen müssten. Überflutungen, sterbende Waldbestände und eine erhöhte Nitratbelastung des Trinkwassers sind nur einige zu erwartende Folgen und Lasten.