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Tiere und Pflanzen

Der Bund Naturschutz (BN) fordert den sofortigen Stopp für alle Freisetzungsvorhaben von gentechnisch veränderten Pflanzen in Bayern – Ministerpräsident Horst Seehofer in der Pflicht

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner muss das Vorsorgeprinzip bundesweit konsequent anwenden und keine neuen Kartoffel- und Maisversuche genehmigen

23.04.2009

In der Gemeinde Düllstadt im Landkreis Kitzingen steht in diesen Tagen die Maisaussaat für Freisetzungsversuche von zwei weiteren gentechnisch manipulierten Maislinien der Firma Monsanto kurz bevor, die bereits 2007 genehmigt wurden. Es handelt sich um Maislinien der Firma Monsanto, die neben einem selbst erzeugten Insektengift auch eine Resistenz gegen das firmeneigene Unkrautvernichtungsmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat tragen. Die beiden Maislinien werden von einem Ingenieurbüro in Düllstadt angebaut. Weitere Freisetzungsanträge in Deutschland liegen dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zur Prüfung vor, darunter die gentechnisch in ihrem Stärkegehalt veränderte Kartoffel Amflora von BASF, weitere gentechnisch veränderte Maispflanzen mit Insektenresistenz und Herbizidtoleranz sowie Pharmakartoffeln und gentechnisch veränderte Petunien.

 

„Ministerin Ilse Aigner muss jetzt eine Grundsatzentscheidung treffen. Aufgrund des Vorsorgeprinzips, das sie ja auch zum Verbot des insektenresistenten Mais MON 810 veranlasst hat, muss sie sich gegen neue Freisetzungen aussprechen“, fordert Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz. „Jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit, ob das Verbot des Mon 810 nur eine Einzelfallentscheidung war oder ob es der CSU wirklich ernst ist mit ihrem Einsatz für ein gentechnikfreies Bayern“, so Weiger. Der Bund Naturschutz begrüße den Einsatz von Ministerpräsident Horst Seehofer für ein Verbot der Genkartoffel.  Dies müsse aber auch zum Widerruf für bereits genehmigte weitere Freisetzungen in Bayern führen.

 

In den letzten Jahren wurden schon mehrere Freisetzungsvorhaben vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zu Versuchszwecken auch in Bayern genehmigt. Für die jetzt neu beantragten Freisetzungsversuche mit Kartoffeln und Mais  könne laut BN Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner die Zustimmung verweigern. Dafür gebe es eine ganze Reihe fachlicher Gründe von ökologischen Risiken bis zu unbestimmten Gefahren für die menschliche Gesundheit. Unter anderem ist der Einbau von Antibiotikaresistenzmarkern in die Amflora-Kartoffel höchst umstritten.

 

„Für die laufenden und bereits genehmigten Freisetzungsverfahren muss ein Stopp über das Länderrecht veranlasst werden, das ist die Aufgabe des Umweltressorts“, so Weiger abschließend.

 

Bei den in Düllstadt am 22.4.09 im Standortregister angekündigten beiden Freisetzungsversuchen handelt es sich um Mais-Hybriden der Firma Monsanto, die auf 192 Quadratmeter (GVO-Mais mit Glyphosat-Resistenz und Resistenz gegen Maiszünsler und Maiswurzelbohrer; Erkennungmarker nach BVL:6786-01-0185), und auf 4224 Quadratmeter  Fläche (GVO-Mais mit Glyphosat-Toleranz und maiszünslerresistenz, Erkennungmarker nach BVL:6786-01-0163) in  Nähe der Atzhäuser Straße in Düllstadt  angebaut werden sollen. Aufgrund der seit 2005 bzw. 2007 vorliegenden Genehmigungen durch das BVL genügt für die Aussaat im Jahr 2009 eine auf drei Tage befristete Voranmeldung im öffentlichen Standortregister. Diese Voranmeldung erfolgte am 22.04.09, am Morgen noch mit 3,1 Hektar Fläche, gegen Abend bereits auf einen halben Hektar reduziert.

 

Auf Grund der ungeklärten Risiken fordert der BN ein Moratorium für den Freilandanbau aller gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland und Europa.

 

Herbizidresistenter Mais gefährdet die biologische Vielfalt

Glyphosat bzw. Roundup ist keineswegs so umweltverträglich und rasch abbaubar, wie von der Industrie behauptet. Es wird aus Böden ausgewaschen und gelangt ins Wasser. Der Wirkstoff bindet Spurenelemente im Boden und verhindert deren Aufnahme durch die Pflanzen. Ertragsrückgang und möglicherweise eine erhöhte Anfälligkeit gegen Krankheiten sind damit verknüpft. Da das Zielenzym von Glyphosat auch für den Stoffwechsel von Mikroorganismen wichtig ist, wirkt das Herbizid auf viele im Boden lebende Organismen negativ und gefährdet so die Bodenfruchtbarkeit. Roundup ist zudem toxisch für diverse Tierarten, insbesondere für Amphibien. Neuere Arbeiten zeigen, dass menschliche Zellen durch Roundup, den Wirkstoff Glyphosat und dessen Hauptabbauprodukt geschädigt werden.

Hintergrund zur Amflora Kartoffel

 

Am 18. Februar 2008 entschied sich der  EU-Ministerrat schon einmal gegen die Zulassung der gentechnisch veränderten BASF-Kartoffel Amflora, die eine veränderte Stärkeproduktion hat, allerdings nur mit einfacher Mehrheit. Deswegen hatte 2008 dann die EU-Kommission die Entscheidungsmacht. Sie verschob jedoch im Juni 2008 die Entscheidung und gab der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen erneuten Prüfauftrag. Im Dezember 2008 beschloss der EU Umweltministerrat eine Reform des EU - Zulassungsverfahrens und der EFSA. „Diese Reform ist bisher noch nicht in Angriff genommen worden“, kritisiert Weiger. Deshalb könne es auch nicht ein „weiter so“, wie bisher geben, und Neuzulassungen müssen gestoppt werden. Landwirtschaftsministein Ilse Aigner muss sich mit einem klaren Nein gegen einen erneuten Zulassungsantrag wenden. Dies gilt auch für alle anderen neu beantragten Freisetzungen.

 

Die gentechnisch veränderte Kartoffel enthält neben dem Genkonstrukt für ein veränderte Stärkeproduktion auch ein Antibiotikaresistenz-Marker-Gen, das laut EFSA selbst seit 2004 nicht mehr eingesetzt werden soll.

 

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN-Landwirtschaftsreferentin Tel.: 0911-81878-20

Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter: Tel.: 0171-6394370

 

Anlage 1:

 

Auszug aus dem Freisetzungsregisterdes BVL:

www.bvl.bund.de/cln_027/nn_491808/DE/06__Gentechnik/04__Freisetzungen/02__Beschr__Freisetzungsvorhaben/beschr__freisetzungen__node.html__nnn=true

6786-01-0197 

BASF Plant Science GmbH 

2009 - 2010

Kartoffel 

Solanum tuberosum 

Stärkezusammensetzung 

B Vb

6786-01-0198 

Syngenta Seeds GmbH 

2009 - 2012

Mais 

Zea mays 

Herbizidtoleranz 

B Vb

6786-01-0199 

Universität Rostock 

2009 - 2012

Kartoffel 

Solanum tuberosum 

Biopolymer-Synthese, Antigen-Synthese 

B

6786-01-0200 

Justus-Liebig-Universität Giessen 

2009 - 2010

Gerste 

Hordeum vulgare 

Pilzresistenz, Mobilisierung von Speicherkohlenhydraten 

B

6786-01-0201 

Monsanto Agrar Deutschland GmbH 

2009 - 2012

Mais 

Zea mays 

Insektenresistenz, Herbizidtoleranz 

B Vb

6786-01-0202 

Universität Rostock 

2009 - 2011

Kartoffel 

Solanum tuberosum 

Biopolymer-Synthese 

B

6786-01-0203 

Universität Rostock 

2009 - 2012

Petunie 

Petunia hybrida 

Markierung 

B

 

 

6786-01-0185 

Monsanto Agrar Deutschland GmbH 

2007 - 2011

Mais 

Zea mays 

Herbizidtoleranz; Insektenresistenz 

G
01.06.2007