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DIE EIBE – EIN FAST VERGESSENER BAUM UNSERER WÄLDER

Naturschutzprojekt in der Hersbrucker Alb vorgestellt

Der BUND Naturschutz (BN) führt derzeit ein Forschungsprojekt zum Vor-kommen der Eibe (Taxus baccata) in der Hersbrucker Alb (Landkreis Nürnberger Land) durch. Die heimische Eibe ist in weiten Teilen Europas schon längst ausgestorben, hier gibt es sie noch an einigen Stellen.

 

21.08.2014

Erste Ergebnisse präsentierten nun die Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land, Heide Frobel und der Projektleiter Peter Ille in einem Waldstück bei Kleinviehberg, Gemeinde Pommelsbrunn.  

"Die Eiben haben dieses Jahr das große Los gezogen. Wir können uns mit Hilfe der Glücksspirale-Mittel endlich dranmachen, diese verborgenen Schätze zu heben und ihren Erhalt für die Zukunft verbessern", so Heide Frobel.

"In mehrmonatiger Geländearbeit im Altlandkreis Hersbruck haben wir die hiesigen Eiben-Vorkommen aufgespürt. Es hat sich gezeigt, dass in den Wäldern in der Umgebung von Hersbruck noch einige - aber meist nur kleine - Eibenvorkommen wachsen, meist in extrem steilen und unwegsamen Hanglagen wo sie nicht von Rehen gefressen werden können. Man nimmt heute an, dass die Rehe beim Genuss geringer Mengen Eiben-Nadeln eine Art Rausch bekommen, weil die enthaltenen Giftstoffe herzanregend wirken.", so Peter Ille.

"Damit sich die Eiben wieder natürlich verjüngen können, sollte der Rehbestand stärker reguliert werden wie im Paterzeller Eibenwald bei Paterzell in Oberbayern", so Ille.

"Zum Glück konnte der BN am Hohenstädter Fels ein Grundstück erwerben, wo in der Nähe sogar noch Eiben wachsen. Dort können wir zuallererst für die Eibenvermehrung sorgen", so Heide Frobel.

Das Projekt

 ... wird vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Lotterie Glücks-Spirale gefördert.

 In einem Gebiet von ca. 400 Quadratkilometern (Altlandkreis Hersbruck) wurden an 23 Stellen Eiben nachgewiesen. Sie konzentrieren sich an der markanten Geländekante des Albtraufes um Hersbruck, wo die Albhochfläche zum Pegnitztal steil abfällt. Es handelt sich um isolierte Einzelbäume, Gruppen von 10-20 Exemplaren und ein einziges großes Vorkommen mit 100 Eiben im nördlichen Sittenbachtal. Dabei wurde die Höhe der einzelnen Bäume genauso erfasst wie der Stamm-Umfang, der Gesundheitszustand und die Wuchssituation.

Insbesondere geht es darum, die Verjüngungssituation zu erfassen. Diese war bei vielen Vorkommen äußerst unbefriedigend. Die geringe Zahl von Jungbäumen lässt befürchten, dass sich die Eiben in der Hersbrucker Alb kaum noch fortpflanzen und vermehren können. Obwohl die Eibe ja giftig ist, wird sie insbesondere von Rehen gern gefressen. Eiben-Jungwuchs war deshalb zumeist nur an unzugänglichen Stellen wie in den Felsen des Weißen Jura festzustellen.

Peter Ille hat aber auch von den einzelnen Bäumen Nadel-Proben genommen. Diese werden vom renommierten Bayerischen Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) in Teisendorf mit Hilfe einer Iso-Enzymanalyse auf ihre Herkünfte sowie ihre genetische Vielfalt untersucht. Insgesamt wurden bei 235 Bäumen 12 polymorphe Genorte beprobt. Es ist das bislang größte Projekt des BN dieser Art in enger Zusammenarbeit mit dem ASP. Weitere Bestände werden ab Ende Oktober untersucht.

Erste Ergebnisse sind, dass die in der Hersbrucker Alb verbliebenen Eiben vital sind und sich von selbst ausbreiten würden - wenn es der Wildbesatz zulassen würde. Dieser ist offenbar trotz der Rehbejagung noch immer viel zu hoch.

Dass es möglich ist, die Eibenverjüngung wieder zu verbessern zeigt das bayernweit berühmte Eibenvorkommen des Patersberger Eibenwaldes, in der Nähe des Hohen Peißenbergs in Südbayern, wo seit einigen Jahren der Forst den Wildbestand reguliert.

Bei den Untersuchungen in der Hersbrucker Alb wurde aber auch deutlich, dass bei kleinen Vorkommen die Gefahr der genetischen Verarmung besteht.

Die Eibe

In den Wäldern rund um Hersbruck findet man noch an verschiedenen Stellen den Baum, der sonst in weiten Teilen Europas ausgestorben ist. Dabei hat die Eibe unsere Gegend bereits im mittleren Tertiär vor ca. 23 Mio. Jahren besiedelt. Weil sie über 1.000 Jahre alt werden kann gehören manche dieser Bäume zu den ältesten lebenden Bäumen bei uns.

In unseren Wäldern wird sie bis 20 Meter hoch und ist mit ihrer Schattenverträglichkeit bestens an die Buche angepasst, die von Natur aus der dominierende Baum Mitteleuropas wäre.

Praktisch alle Pflanzenteile der Eibe (Holz, Rinde, Nadeln und Samen) sind giftig. Als eine der ganz wenigen Nadelbaumarten gibt es bei der Eibe männliche und weibliche Exemplare.

Seit sehr langer Zeit ist die Eibe Begleiter des Menschen, so wurde in Südengland eine Speerspitze aus Eibenholz gefunden die 400.000 Jahre alt ist. In Höhlenmalereien finden sich Zeichnungen typischer Eibenzweige. Auch war dieser Baum wichtiger Bestandteil der Mythologie vieler Kulturen auf der Nordhalbkugel. Er war Quell des Lebens, aber auch Symbol des Todes. So finden sich noch heute auf vielen Friedhöfen Eiben.

Seit der frühen Steinzeit war ihr Holz bei den Menschen beliebt, insbesondere für die Anfertigung von Bögen und Armbrüsten. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Eibe in weiten Teilen Europas ausgestorben ist.

Heute ist die Eibe wieder eine wichtige Nutzpflanze, da insbesondere aus ihren Nadeln ein wirksames Mittel gegen Krebs gewonnen werden kann.

Wie geht es weiter?

In den kommenden Jahren will sich der BUND Naturschutz auch in den benachbarten Landkreisen Bayreuth, Forchheim und Amberg-Sulzbach verstärkt darum bemühen, vorhandene Eiben-Vorkommen zu erfassen und zu erhalten. Auf geeigneten BN-Ankaufsflächen soll die Eibe wieder heimisch werden, denn die Untersuchungen haben auch gezeigt, dass die Eibe sehr wüchsig und vital, sowie bestens angepasst an die Lebensbedingungen in unseren hiesigen Wäldern ist.

Für große Vorkommen wird der BN Unterschutzstellungsvorschläge machen. Ebenso sollen weitere mächtige Eiben als Naturdenkmal ausgewiesen werden.

Am Hohenstädter Fels hat der BUND Naturschutz ein Grundstück erwerben können, das sich als Heimat für die Eibe eignet, zumal einige mächtige Exemplare nicht weit davon zu finden sind.

Für Rückfragen: Tom Konopka

Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken, Tel.: 0911 81878-14, Mail: tom.konopka@bund-naturschutz.de

Peter Ille, Projektleiter

Tel.: 0921 27230, Mail: bayreuth@bund-naturschutz.de