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Ein besserer Milchpreis zur Erhaltung der bäuerlichen Betriebe ist möglich

Bund Naturschutz fordert Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer und Ministerpräsident Beckstein auf, die Unterstützung der Milcherzeuger nicht länger zu blockieren

07.07.2008

Die Milchbauern waren mit ihrem Streik bisher nur teilweise erfolgreich auf Ihrem Weg zu kostendeckenden Preisen. Die Marktmacht der Handelsketten setzt die Molkereiwirtschaft nach wie vor unter Druck, die diesen dann an den letzten in der Kette, den Bauern, weitergeben. Der Bund Naturschutz hat großen Respekt vor den Landwirten, die sich am Milchlieferstreik beteiligt haben. „Mit dem Streik wurde ein wichtiges Zeichen für Politik, Handel und die Verbraucher gesetzt, dass die Aufrechterhaltung einer regionalen Milcherzeugung, die noch  in bäuerlicher Hand verbleiben soll, nur mit höheren Erzeugerpreisen zu realisieren ist“, so BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger. Die Weltmarktausrichtung der europäischen Agrarpolitik, nach der ab 2015 auch die Mengenregulierung am Milchmarkt fallen soll, würde die bäuerliche Milchwirtschaft in den Ruin treiben, da Milchpreise um die 30 Cent prognostiziert werden.

Umso wichtiger ist die Solidarität der Verbraucher mit den Milcherzeugern. Verhindert werden muss allerdings auch, dass der Handel mit noch größeren Handelsspannen jetzt die Verbraucher zu stark zur Kasse bittet. Für die dauerhafte Aufrechterhaltung einer bäuerlichen Milchproduktion, die von Wiesen erzeugt wird, die auch noch „Zeit zum Blühen“ haben, braucht es nach Auffassung des Bundes Naturschutzes eine stärkere Ausrichtung an Qualitätskriterien, wie Milch ohne Gentechnik aus Grasfütterung statt aus genverändertem Soja. Die bayerische Politik muss bereit sein, Qualitätsmilchprogramme zu finanzieren, bei denen Landwirte, wenn sie beispielsweise mindestens 10%  ihrer Wiesen erst nach der ersten Blühphase, und nicht schon Anfang Mai im jungen, grünen Zustand mähen, einen stärkeren finanziellen Anreiz erhalten. Dazu bieten die derzeit diskutierten Änderungen der EU Agrarpolitik (Health check) neue Möglichkeiten:
 
Politiker in der Pflicht

 „Ministerpräsident Günther Beckstein und Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer müssen für Bayerns Bauern endlich die agrarpolitischen Instrumente anwenden, die eine kostendeckende  Erzeugung von Qualitätsmilch ermöglichen“, so  Johannes Pfaller, Milchbauer Beirat im Bund Deutscher Milchviehhalter. Denn Brüssel will keine Agrarmittel kürzen, wie Ministerpräsident Beckstein und Landwirtschaftsminister  Josef Miller behaupten, sondern ermöglicht Umschichtungen, die den Interessen bayerischer bäuerlicher Betriebe nutzen würden.


BN Forderungen


1. Minister Seehofer darf sich nicht länger gegen die Möglichkeit sperren, Deutschlands Milchregionen und damit auch den bayerischen Bauern zu helfen. Die EU ermöglicht jetzt  („ Art 68- Verfahren“) Gelder innerhalb der Agrarförderung umzuschichten. Bei der sog. 1. Säule der Agrarsubventionen, die betriebsbezogen ausgezahlt werden, und um so höher sind, je größer ein Betrieb ist, können bis zu 10 % gekürzt werden und für stärker unterstützungsbedürftige Agrarregionen, wie z.B. die Milcherzeugerregionen zur Verfügung gestellt werden. Mit dieser Regelung würden Gelder von großen Ackerstandorten, speziell in Ost- und Norddeutschland,  direkt zu den gefährdeten Grünlandregionen in den süddeutschen Mittelgebirgen fließen. D.h.: dies würde den Bauern in den Problemregionen unmittelbar nützen, denn die Mittel würden regional eindeutig gebunden sein.

2. Nutzung der von der EU Kommission vorgeschlagenen Umschichtung von Direktzahlungen (sog. „Modulation“), um klima- und naturschutzverträgliche Verfahren stärker fördern zu können. Durch 8% zusätzliche Modulation würden rund 60 Mio. €  in Bayern frei werden, die den  Bauern dann zugute kämen, die z.B. auf gentechnisch veränderte Futtermittel verzichten oder sich gezielt für blühende Wiesen und Qualitätsmilcherzeugung engagieren. Auch die Weidehaltung könnte besser honoriert werden. Die bayerische  Landesregierung müsste dafür Kofinanzierungsmittel in gleicher Höhe bereitstellen.
Milch, die mit Wiesenfutter statt mit gentechnisch verändertem Soja als Eiweißkomponente erzeugt wird, hat auch einen besseren gesundheitlichen Wert durch ernährungsphysiologisch höherwertige Fettsäurenzusammensetzung. Die Molkerei Berchtesgadener Land, die ihren konventionell wirtschaftenden  Landwirten bereits 43 Cent / Liter Milch zahlt, hat dies durch Untersuchungen nachgewiesen (http://www.molkerei-bgl.de/zerti_charts.html). Auch holländische Molkereien bringen bereits gesundheitsfördernde Weideprodukte auf den Markt, wie z.B. ein Yoghurt aus Weidemilch.(www.weideyoghurt.nl)


3. Darüber hinaus fordert der BN die Abwendung kartellrechtlicher Verfahren gegen Milchbauern, wenn diese für bessere Erzeugerpreise wieder in Streik treten müssen.


Ausblick: Mengensteuerung am Milchmarkt auch in Zukunft notwendig

Auch für den Milchmarkt gilt: Wenn die Nahrungsproduktion immer stärker an den  Weltmärkten ausgerichtet wird, werden die multinationalen Unternehmen immer stärker die Ernährung beherrschen und  Bauern, Bevölkerung und die Politik die Kontrolle darüber verlieren.

Der sog. Weltmarkt für Milch, der etwa 10% der weltweit erzeugten Milcherzeugnisse erfasst, ist künstlich geschaffen worden, z.B. mit Hilfe von EU-Subventionen für Produktion von Trockenmilchpulver oder Kondensmilch. Durch die Billigkonkurrenz der „Milchkonserven“ der EU wurden bereits Märkte in den Exportländern der EU, wie z.B. Indien ruiniert.

Eine Mengenbegrenzung bei der Milchproduktion und deren Ausrichtung an den Bedarf in Europa, ist eine berechtigte Forderung der europäischen Milchbauern und deren Verbänden, wie z.B. dem Bund deutscher Milcherzeuger (BdM) http://www.bdm-verband.org/ oder dem European Milk Board (http://www.europeanmilkboard.eu/)

 

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner
Landwirtschaftsreferentin

Tel. 0911/81 87 8-21
marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

 

Anlage siehe Download