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Fetter Burger, fette Rechnung

Bund Naturschutz macht den Preisvergleich: VerbraucherInnen, die selber kochen sparen viel Geld und Kalorien - Jugend entdeckt Ernährung neu: “Essthetik“

11.07.2007

Um die Ernährung in Deutschland ist es nicht gut bestellt: Diabetes und Fettleibigkeit treten in immer früheren Lebensjahren auf. Unsere Ernährung ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts immer fetter, energiereicher und fleischhaltiger geworden. Rund 37 Millionen Erwachsene und 2 Millionen Kinder in Deutschland sind laut Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMVEL) zu dick oder fettleibig. Der zunehmende Konsum von Fast Food hat daran einen wichtigen Anteil. Die Kosten von ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Diabetes betragen schätzungsweise 70 Milliarden Euro im Jahr. Dabei sind die hohen volkswirtschaftlichen Kosten, die durch vermehrte Krankheitstage und verringerte Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen entstehen noch nicht eingerechnet (BMVEL).

In Deutschland sterben laut Ernährungsbericht 2004 über zwei Drittel der Menschen an ernährungsmitbedingten chronischen Krankheiten (ohne Lungen- und Bronchientumore).

 

BN Forderungen

Um diesen Krankheiten vorzubeugen und die individuelle Lebensqualität zu verbessern, würde eine Umstellung der Ess- und Lebensgewohnheiten helfen: weniger Salz, Zucker und gesättigte Fettsäuren, dafür mehr frisches Obst und Gemüse sowie mehr Bewegung. Der Bund Naturschutz fordert u. a. die Wiedereinführung der staatlichen Ernährungsberatung, die 2003 an den Landratsämtern in Bayern abgeschafft wurde und die Aufnahme eines Unterrichtsfaches Ernährung und Kochen an allen allgemein bildenden Schulen. Die Aufklärung über gesunde und nachhaltige Ernährung sowie biologisch erzeugte Lebensmittel für Verbraucherinnen und Verbraucher muss so früh wie möglich beginnen und in das Bewusstsein von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen getragen werden. Deshalb sind insbesondere Bildungs– und Informationsangebote für Multiplikatoren, LehrerInnen und ErzieherInnen wichtig.  Die Einführung einer gesunden ernährungsphysiologisch ausgewogenen Pausen- und Mittagsverpflegung in Schulen und Kindereinrichtungen und die Förderung von Bio-Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung sind weitere Forderungen.  Vorbeugende Maßnahmen sind weitaus günstiger als langwieriges Kurieren von Symptomen.

 

Vorteile ökologischer Lebensmittel

Einen zusätzlichen Gesundheits-  und Geschmacksbonus erhält man mit dem Konsum von Lebensmitteln aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft. Bio-Obst und Gemüse enthalten meist mehr Vitamin C und wertvolle Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Kalium und Phosphor. Außerdem ist der Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen wie Polyphenolen, Flavonoiden etc. höher. Sekundäre Pflanzenstoffe wirken antioxidativ und können Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugen (Bio Austria 2005).
In Bio-Milch (und deren Erzeugnisse) findet man häufig - bedingt durch das Grünfutter - mehr Omega-3-Fettsäuren und konjugierte Linolsäure. Eine optimale Fettsäureversorgung ist für die Vorbeugung von  Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebs von Bedeutung (Fibl 2006).

 

Fertigprodukte sind teuer und schmecken gleich

Ein ernährungswissenschaftlich gesehen bedenklicher Trend geht heute zu hochverarbeitenden Fertigprodukten. So verzehrte beispielsweise im Jahr 2006 nach deutschem Tiefkühlinstitut jeder Deutsche durchschnittlich 37,7 Kilogramm Tiefkühlkost (1986: 19,7 kg). Vor allem tiefgekühlte Fertig-Pizzen und -Gerichte sind gefragt. Ihr Umsatz verdoppelte sich die letzten zehn Jahre.

Fertigprodukte sind hochverarbeitete Produkte die meist mit  Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärker und Aromen „gewürzt“ sind, die bei sensiblen Personen Unverträglichkeiten hervorrufen können. Im Geschmack gleichen sie sich, da Geschmacksverstärker zum „Allerweltsgeschmack“ führen.

Fertigprodukte punkten zwar mit ihrer raschen und einfachen Zubereitung, sind aber bezogen auf ihre Menge sehr teuer. Für ein Nudel-Fertiggericht (2 Portionen), mit standardisierten Geschmack, zahlt man 1,49 € und bekommt dafür 129 g Nudel. Der Nudelanteil beträgt 74%. Auf 500 g aufgerechnet ergibt sich somit ein Nudelpreis von 4,27 €!
Weitaus günstiger kommt der Kauf von 500 g unverarbeiteten Bio-Nudeln zu 0,99 €. Sie können mit anderen günstigen Zutaten wie einer Tomatenpassata entweder aus 500 g frischen Bio-Tomaten (2,20 €) oder einer fertigen Bio-Tomatensauce (1,49 €) und frischen Gewürzen zu einem leckeren individuellen „Frischgericht“ für  4 Personen zubereitet werden.

 

Statt teurem und gesundheitlich ungünstigem Fast Food günstiges

Bio-Schlemmer-Menü und Biofrühstück

Das Essen in einem Fast Food Restaurant mit der ganzen Familie ist alles andere als günstig wie unser Preisvergleich zeigt:

 

 

Speise

Qualität

Gesamt Preis in €

Mehrkosten in %

4x selbst gemachtes vegetarisches Risotto + 4x grüner Salat + 4x Apfelschorle

Bio

  6,80 €

100 %

4x selbst gemachtes Rinds-Gulasch

+ 4x grüner Salat + 4x Apfelschorle

Bio

15,20 €

223 %

4x Fast Food Menü

4 x Burger, 4x Pommes frittes, 4 x Cola

Konventionell

21,60 €

318 %

 

Neben dem hohen Preis, enthält die Nahrung von Fast Food Restaurants einen erschreckend hohen Fettanteil und fördert daher potenziell das Übergewicht.

So enthält zum Beispiel ein Burger (Big Mac) von Mc Donalds 25 g Fett und Pommes Frites mittlerer Größe 17 g Fett. Isst man als Dessert noch eine Fruchttasche mit
13 g Fett enthält ein komplettes Menü 55 g Fett. Das Mittagessen macht bei diesem Menü bereits etwa 80 % der empfohlenen Tagesfettzufuhr aus.
Auch von der Gesamtkalorienzufuhr ist man im Fast Food Restaurant „gut bedient“:

 

Vergleich Gesamtkaloriengehalt:

Ein Burger 495 kcal + Pommes Frites mittel 340 kcal + Cola 0,4l 170 kcal  =

1005 kcal

 

Portion Bio-Rind-Gulasch 400  kcal + Bio-Nudel 190 kcal + Bio-Apfelschorle
0,4l 92 kcal = 682 kcal

 

Portion Bio-Gemüserisotto 428 kcal + grüner Bio-Salat mit Joghurt Dressing 74 kcal + Bio-Apfelschorle 0,4l 92 kcal = 594 kcal

 

Der Gesamtenergiebedarf beträgt nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zwischen 2000 kcal (Frau) und 2400 kcal (Mann) pro Tag bei vorwiegend sitzender Tätigkeit.

 

Ein Mittagessen in einem Fast Food Restaurant  (Burger, Pommes frites, Getränk) schlägt mit einem Drittel mehr Kalorien zu Buche als ein selbst gekochtes Essen (siehe oben). Der Geldbeutel wird in  Fast Food Restaurants bis zu dreimal mehr belastet.

 

Bio-Lebensmittel erscheinen zwar auf den ersten Blick teurer als konventionelle sind aber längerfristig betrachtet die beste Wahl für Mensch, Tier und Umwelt.

Kocht man selbst, ernährungsphysiologisch ausgewogen und setzt Bio-Lebensmittel ein, ist das günstig für die Gesundheit, Umwelt und schont den Geldbeutel. Denn für einen Single kosten selbst gekochte Speisen mit Bio-Zutaten gleich viel wie Zutaten in konventioneller Qualität.

Frühstückt man zu Hause in Bio-Qualität anstatt „Coffee to Go“ spart man zusätzlich. Bei einem ausgiebigen Frühstück fällt auch das Mittagessen kleiner/“lighter“ und somit günstiger aus. Auch Jugendliche, die sich häufig außer Haus mit Pizza und Burger versorgen sparen nicht (s. Anhang).

 

Selbst gemacht schmeckt’s am besten

Individuell, kostengünstig und „kalorienübersichtlich“ ist selber kochen. Sieht man das Kochen nicht als lästige Pflicht sondern als kreative handwerkliche Arbeit bei der auch die Kinder gerne mit einbezogen werden, macht Kochen Spaß und schmeckt doppelt so gut. Vor allem Kinder werden, wenn sie zum Beispiel aktiv bei der Zubereitung von Gemüsegerichten miteinbezogen werden, schnell vom Gemüsemuffel zum Gemüsefreak. 

 

JBN – Projekt „Essthetik“

Ähnliches gilt für Jugendliche: oft genügt ein Perspektivenwechsel, um die als konsumfixiert oder desinteressiert verschriebene Generation zu begeistern: Wahr ist, dass zwischen all den Pflichten und Anforderungen, die an junge Menschen gestellt werden, oft ungern Zeit mit „nötigen Übeln“ verbracht wird. Begreift man aber Essen als ein „Event“, das mit Freunden in besonderer Atmosphäre zelebriert werden kann, als ein soziales Highlight, dann ist auch Zeit vorhanden und statt Tiefkühlpizza wird die Pizza selbst kreativ zubreitet. Denn wer sich praktisch mit Ernährung beschäftigt, kommt auch geistig in Kontakt mit den gesundheitlichen, wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen unseres Ernährungsverhaltens. Gerade das Interesse junger Menschen an den letztgenannten Punkten wird oftmals – zu Unrecht – unterschätzt. Viele sind zu einem gewissen Mehraufwand bereit, wenn sichtbar wird, dass nachhaltige Ernährung global und regional positive Auswirkungen hat und sie aktiv einen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten können.

Der Schlüssel zu diesem neuen Ernährungsbewusstsein liegt neben dem finanziellen Aspekt im Spaß am Kochen und Essen; allein oder mit Freunden. Aktionen und Informationsmaterialen zu diesem Themenkomplex bietet die Jugendorganisation des Bund Naturschutz im Rahmen ihrer „Essthetik“-Kampagne an.

 

 

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, Agrarreferentin 
Tel. 0911-81878-20
marion.ruppaner@bund-naturschutz.de
www.bund-naturschutz.de                     

 

Jugendorganisation Bund Naturschutz
Florian Naumann
Tel. 0 89 / 15 98 96 30
Florian.Naumann@gmx.de
www.jbn.de<//a>; www.essthetik.jbn.de.

 

BN-Projektstelle Ökologisch Essen
Sonja Grundnig
Tel. 089-515676-50
E-Mail: sonja.grundnig@bn-muenchen.de
www.oekologisch-essen.de

 

 

Quellen:

  • Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Bundesministeriums für Gesundheit: Gesunde Ernährung und Bewegung – Schlüssel für mehr Lebensqualität: Eckpunkte zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten 09.05.2007
  • Bio Austria: Ist Bio wirklich besser? Faktensammlung zur Qualität biologisch
    erzeugter Lebensmittel, 20 S, Wien, 2005
  •  Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., Ernährungsbericht 2004, S 94, Bonn
  •  Deutsches Tiefkühlinstitut e.V, www.tiefkuehlkost.de
  •  Ernährungstabelle für Diabetiker vom Verband der Diätologen Österreichs, 2004
  •  Fibl: Dossier Qualität und Sicherheit von Bioprodukten, Nr.14, S8, 2006
  •  Koerber Kv, Männle T, Leitzmann C: Vollwert Ernährung Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung, Haug, 2004
  • Ökoinstitut Freiburg: in Vollwert Ernährung, 2004, Koerber Kv, Männle T, Leitzmann C, S 216.

 

Preisvergleiche: Bio – Konventionelle Lebensmittel
Familie, Single, Teenager/Jugendlicher
(siehe im Download-Dokument)