Frauentag 2019: Starke Frauen für Umwelt- und Klimaschutz
Rachel Carson war eine US-amerikanische Wissenschaftsjournalistin, Zoologin und Biologin. Sie wurde in Springsdale, Pennsylvania geboren, und war in ihren frühen Jahren als Meeresbiologin U.S. Fish and Wildlife Service in Washington D.C. tätig. Ihre ersten Bücher Unter dem Meerwind (1941) und The Sea Around Us (1951) widmeten sich dem Leben im Meer, mit Am Saum der Gezeiten (1951), der ein internationaler Bestseller wurde, machte Carson vor allem auf die Ökosysteme der Ostküste von Maine bis Florida aufmerksam. Ihre ersten Werke spiegeln schon ihren Fokus auf Umweltethik wider – Klimawandel, der steigende Meeresspiegel oder das Artensterben beschäftigen sie stark. Sie fragte sich dabei vor allem, was und vor allem wie man dieses Wissen der Bevölkerung kommunizieren müsste.
Ihr 1962 erschienenes Buch „Der Stumme Frühling“ nahm maßgeblich Einfluss an der neuen globalen Umweltbewegung, und wird häufig als Ausgangspunkt der US-amerikanischen Umweltbewegung betrachtet. Das Buch löste eine Welle der Empörung aus - es thematisierte die biologische Artenvielfalt und kritisierte dabei erstmalig das damals weitläufig verwendete Pestizid DDT. 1972 wurde der Gebrauch von DDT, nach einigen Kampagnen, in den USA weitgehend verboten.
Ihrem Erbe rechnet man die Gründung der Environmental Protection Agency an. Diese Behörde wurde 1970 gegründet, um eine Gegenmacht zum US-Landwirtschaftsministerium darzustellen, das wie Carson offenlegte, vor allem der Wirtschaft verpflichtet war, und damit in einem Interessenskonflikt zum Umweltschutz stand. 1980 erhielt sie postum die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Seit 2009 steht in München das Rachel Carson Center, ein internationales und interdisziplinäres Studien- und Forschungszentrum für Umwelt- und Sozialwissenschaften.
Gerade in Anbetracht des derzeitigen Artensterbens, ist ihre Arbeit aktueller denn je. Die Pestizid-Debatte flammte auch mit TTIP, CETA und Monsanto wieder auf. Zum Weltfrauentag wollen wir sie für ihre wertvolle Arbeit und ihren elementaren Beitrag zur Umweltbewegung würdigen.
Ingeborg Haeckel
Die Rettung und der Schutzstatus des Murnauer Mooses sind vor allem einer Frau zu verdanken: der "Mooshex" Ingeborg Haeckel vom Bund Naturschutz.
Den analytischen Verstand und ihre Liebe zur Natur hatte Ingeborg Haeckel wohl vom Großvater, dem berühmten Biologen Ernst Haeckel. Doch für eine wissenschaftliche Karriere als Botanikerin waren die 1930er Jahre ungünstig. Darum trat sie 1939 eine Stelle als Lehrerin in Murnau an. Dass sie mit dem ungeliebten Posten bald versöhnt war, lag nicht zuletzt daran, dass sie die Kinder direkt in der malerischen und biologisch interessanten Umgebung unterrichten konnte.
Um so entsetzter war sie vom Gesteins- und Torfaubbau, von Entwässerung und Rodungen, die das vielfältige Biotopgeflecht bedrohten. Noch im selben Jahr trat sie in den Bund Naturschutz ein, wo sie den 20 Jahre älteren Zoologen und Mundartdichter Max Dingler kennen lernte. Er widmete sich schon seit Jahren der Erforschung des Murnauer Mooses und hatte dank guter Drähte zu Funktionären bereits die Trockenlegung weiter Teile des Mooses abgewendet.
Gemeinsam gelang es ihnen, strenge behördliche Auflagen für den Tagebau am Langen Köchel zu erreichen. Ingeborg Haeckel wurde dank ihrer Hartnäckigkeit, ihrem Optimismus und der Gabe, sich schnell in ungewohnte Sachgebiete einzuarbeiten, zum Schreckgespenst für manchen Grundbesitzer, Landwirt oder Verwaltungsbeamten.
Bei einer Anhörung zur geplanten Müllverbrennungsanlage in Eschenlohe – nur einen Kilometer vom Naturschutzgebiet entfernt – blaffte ein Abgeordneter: „Was wui denn die Mooshex?“ Auf den Titel war Haeckel sogar stolz, belegte er doch, dass sie Erstaunliches erreichen konnte, wenn auch nicht mit Hexerei, sondern dank Sachverstand und Menschenkenntnis. Als Mitglied des „Gremiums für Umweltschutz“ erreichte sie etwa, dass erstmals in Bayern für eine Müllverbrennungsanlage ein Raumordnungsverfahren stattfand.
Auch mit originellen Aktionen öffnete Sie den Bürgern die Augen. Wie sich die Abgase der Müllverbrennungsanlage ausbreiten würden demonstrierte sie bei einer öffentlichen Daxn-Verbrennung: Der Qualm der feuchten Tannenzweige legte sich wie ein Leichentuch über das Moos. Die bereits bestellte Anlage wurde nie gebaut.
Jahrzehnte lang kämpfte sie so für ihr Leitbild von einem ursprünglichen Moorgebiet, umgeben von weiträumig extensiv bewirtschafteten Pufferzonen – mit zahllosen Moosführungen, Leserbriefen, Einwendungen, Stellungnahmen und Aktionen. Kurz vor ihrem Tod 1994 durfte Haeckel noch erleben, wie ein von ihr angestoßenes Naturschutzgroßprojekt vom Stapel lief.
Dieser Text findet sich zusammen mit einem Steckbrief zu Ingeborg Haeckel auf folgender Seite: www.bund-naturschutz.de/bund-naturschutz/erfolge-niederlagen/murnauer-moos/ingeborg-haeckel.html
Mehr zum Murnauer Moor findet man auf: <link bund-naturschutz erfolge-niederlagen murnauer-moos biotopkomplex.html mehr>www.bund-naturschutz.de/bund-naturschutz/erfolge-niederlagen/murnauer-moos/biotopkomplex.html
Helga Stieglmeier leistet mit ihrer politischen und aktivistischen Arbeit schon lange einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz in Bayern. Als ehemalige Gymnastiklehrerin begann sie ihr Engagement bei den GRÜNEN. Heute, mit 62 Jahren, war sie neben ihrer Tätigkeit als Vorstandssprecherin des Kreisverbandes der GRÜNEN Erding, auch 11 Jahre Sprecherin des Aktionsbündnisses „aufgeMUCkt“. In enger Zusammenarbeit kämpfen das Bündnis und der BUND Naturschutz in Bayern seit 2003 bisher erfolgreich gegen den Bau einer 3.Startbahn am Flughafen München. Der Ausbau wäre mit den Zielen für den Klimaschutz nicht vereinbar und würde eine gewaltige Naturzerstörung und Zunahme von Lärm und Schadstoffen für eine ganze Region bedeuten Er steht sinnbildlich für das Credo eines unendlichen Wachstums und einer nicht-zukunftsfähigen Mobilität auf Kosten von Klima, Natur und Mensch. Die Münchner Bevölkerung hat sich 2012 in einem Bürgerentscheid mehrheitlich gegen die 3. Bahn ausgesprochen.
Helga Stieglmeier ist aktuell in der internationalen Vernetzung des Bündnisses aktiv. Am 15.3. spricht sie auf der Podiumsdiskussion von stay grounded in Wien, um auf die europaweite Flughafenproblematik aufmerksam zu machen. Zum Weltfrauentag wollen wir mit ihr über Frauen in der Umweltpolitik, Widerstand im Naturschutz, und die junge Generation sprechen.
Als Umweltschützerin, Politikerin und Aktivistin muss man fragen: Hatten und haben Sie weibliche Vorbilder im Naturschutz?
Ich habe es nicht so mit Vorbildern! Aber das macht vielleicht schon eine Sache bewusst: weibliche Vorbilder fehlen in vielen Bereichen – bei aufgeMUCkt auch. Dabei finden sich im Widerstand gerade sehr viele Frauen. Nur wenn es dann darum geht, wichtige Posten zu übernehmen, zögern sie.
Woran meinen Sie liegt das?
Obwohl Frauen sowieso schon einen Großteil der Arbeit verrichten, ist die Antwort oft: ich habe keine Zeit dafür. Frauen wird weniger oft die Bühne gegeben, das stimmt – aber sie müssen sie auch selbst öfter in Anspruch nehmen.
Gerade junge Frauen machen nun genau das, einfach den Raum nehmen – wie finden Sie Greta?
Greta ist super! Aber es ist doch hier wieder entlarvend wie sie als „kleines Mädchen“ reduziert wird. Diese Taktik gilt ganz allgemein für Frauen – sie werden vor allem im Netz stark angegangen, klein gemacht. Überhaupt wird das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter, auch im Kontext von Umweltschutz, schon wieder untergraben.
Schon wieder?
Absolut. Dass das Thema Frauenrecht wieder hinten abfällt, erinnert an die 68er. Neben dem Hauptwiderspruch von Kapital und Arbeit, war damals das Thema Frau der Nebenwiderspruch. Auch damals sagte man gern: jetzt kümmern wir uns erst einmal um das wirklich richtige, also den Umweltschutz, danach sind die Frauen dran. Die Frauen waren nie so richtig dran.
Feminismus und Umweltschutz gehört also zusammen?
Klimawandel betrifft dann doch zuerst Frauen. Global betrachtet ist fehlende Arbeit durch das sich ändernde Klima, neben den Klimakatastrophen ein zusätzlicher Fluchtgrund. Gerade Richtung Afrika wird es noch heißer, wer vor Ort bleibt und dort kleine Betriebe aufmacht sind mal wieder die Frauen. Für Männer wird eher gezahlt damit sie im Ausland die Familie finanzieren können.
Der Umweltschutz ist gerade wenn man Ihr Engagement ansieht, also nicht nur an Feminismus, sondern auch stark an den Kampf gegen wirtschaftliche Interessen gekoppelt. Sehen Sie ein Umdenken oder gar einen gesellschaftlichen Wandel in der Gesellschaft?
Das ja. Der gewonnene Bürgerentscheid in München ist ein Zeichen dafür. Obwohl die Münchner Anwohner nicht in der Einflugschneise liegen, also nicht direkt betroffen sind, entschieden sie sich dagegen. Die Leute erkennen immer öfter: es kann nicht immer nur um Wirtschaft gehen!
Der Widerstand gegen die 3. Startbahn ist ein sich weiter fortführender Kampf – nicht zuletzt weil immer wieder Versuche von der CSU kommen, es doch noch durchzudrücken. Wie bleibt man langfristig erfolgreich?
Die Erfahrung zeigt: Man muss weg von persönlicher Betroffenheit, hin zu internationalem Klimaschutz. Die internationale Vernetzung muss daher vor allem vorangetrieben werden. Als Antwort auf die Internationale Flughafenkonferenz, haben wir kurzerhand die Internationale Flughafenanwohnerkoferenz initiiert - zusammen mit Wien, London und Zürich, die auch keine 3. Startbahn wollen sowie Paris die keinen weiteren, komplett neuen Flughafen wollen. Klimaschutz nützt nichts, wenn wir nur in Deutschland agieren.
Stichwort International - am 23. Mai beginnen die EU Wahlen. Was würden Sie sich wünschen?
Realistisch ist: möglichst wenig Rechte in die EU rein. Aber mein Wunsch wäre natürlich: gar keine Rechten, die ja auch die Klimaleugner Nummer eins sind, in die EU rein!
Ihr Appel zum Weltfrauentag an den BUND Naturschutz Bayern?
Die Jugend schreitet mit großen Schritten voran. Deswegen mein Appell an die Naturschutzverbände, um Schritt halten zu können: auch ihr braucht mehr Frauen an vorderster Stelle!