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BUND und BN appellieren an Gemeinderäte: Keine Genehmigung für Großsägewerk Klenk

21.09.2006

Aichstetten. Die Firma Klenk Holz AG plant ein Großsägewerk in Urlau (Kreis Ravensburg). Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, und der bayerische Bund Naturschutz (BN) haben gestern im Rahmen einer gut besuchten Informationsveranstaltung davor gewarnt, dass der Bau des Großsägewerks die ökologisch verträgliche Waldnutzung gefährdet, regionale Wirtschaftskreisläufe und Arbeitsplätze vor Ort zerstört. Klenk wäre bereits der dritte Sägegigant in Süddeutschland. Der Waldreferent des BN, Dr. Ralf Straußberger, betonte: "Die Ansiedlung immer neuer Großsägewerke führt zu Überkapazitäten bei den Sägewerken und geht zu Lasten von Mensch und Natur, weil aus dem Wald gar nicht so viel Holz geschlagen werden kann und viele kleinere Sägewerke in den Ruin getrieben werden." BUND und BN befürchten, dass die Großsägeindustrie künftig bestimmen wird, wie der Wald auszusehen hat und sich für den Anbau reiner Fichtenbestände einsetzen wird - da sie vor allem Fichtenholz verarbeiten. Ohne naturnahen Mischwald ist aber das ökologische Gleichgewicht bedroht. Denn nur ein naturnaher Wald kann Hitze, Sturm und andere extreme klimatischen Bedingungen überleben und die unersetzlichen Gemeinwohlleistungen wie Hochwasser, Klima- oder Trinkwasserschutz garantieren. BUND-Landesgeschäftsführer Michael Spielmann appellierte deshalb an den Stadt- und Ortschaftsrat Leutkirch, keinem Bebauungsplan zuzustimmen, der den Bau des Großsägewerks Klenk ermöglicht. Er forderte das Regierungspräsidium Tübingen auf, die regionalen Auswirkungen durch die Ansiedelung eines Großsägers in Urlau durch ein Raumordnungsverfahren zu klären. Darüber hinaus verlangte er von der Landesregierung, keine Großsägewerke direkt oder indirekt zu subventionieren.

Die Nachfrage nach sägefähigem Nadelholz in Baden-Württemberg ist aktuell um circa 2,5 Mio. Festmeter größer als nachhaltig geerntet werden kann. Mit Klenk in Leutkirch steigt die Nachfrage nochmals um eine Millionen auf insgesamt 3,5 Millionen Festmeter. Darüber hinaus will auch die Firma Klausner etwa die Hälfte ihres Bedarfes in Baden-Württemberg decken. Wilhelm Schilling, Vizepräsident des baden-württembergischen Verbands der Säge- und Holzindustrie, warnte: "Damit wäre die Nachhaltigkeit um mehr als vier Millionen Festmeter für Baden-Württemberg überschritten. Ein volkswirtschaftlich sinnloser Kampf um den Rohstoff wird unserem Wald und unseren ländlichen Regionen großen Schaden zuführen." Peter Fickler, zweiter Vorsitzender des bayerischen Verbands der Säge- und Holzindustrie, befürchtet, dass sich das geplante Klenk-Werk auch auf die Sägewerke in Bayern negativ auswirken wird: "Die Rohstoffversorgung der Sägeindustrie ist durch die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder limitiert. Holz, das in einem neuen Sägewerk nun zusätzlich eingeschnitten wird, fehlt zwangsläufig in anderen Sägewerken. Und das gilt auch für Sägewerke in Bayern jenseits der nahe liegenden Ländergrenzen."

Die zentrale Verarbeitung großer Holzmengen bedeutet darüber hinaus eine enorme Zunahme des Schwerlastverkehrs vor allem in einem Radius von 100 km um das Werk. BUND und BN riefen deshalb das Regierungspräsidium Tübingen dazu auf, ein Raumordnungsverfahren einzuleiten, um die Folgen für die regionale Wirtschaftsstruktur zu untersuchen und abzuwägen - auch wenn dies nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Landesregierung forderten die Verbände auf, den Zentralisierungsprozess in der Sägeindustrie nicht zu forcieren. Das Land dürfe die Großsägewerke nicht mit öffentlichen Mitteln direkt durch Subventionen oder indirekt durch langfristige Lieferverträge fördern. "Minister Hauk muss dafür sorgen, dass die Landesforstverwaltung sich wettbewerbsneutral verhält. Die Chancengleichheit wird sonst verzerrt und eine ganze Branche regional in ihrer Existenz bedroht. Damit sind viele Arbeitsplätze im ländlichen Raum gefährdet und letztlich auch eine naturnahe Waldwirtschaft", so Michael Spielmann.

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