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Tiere und Pflanzen

Gentechnikfreie Fütterung

Fürther und Neustädter Metzgereibetriebe und Landwirte starten neues Konzept

09.08.2007

In den Landkreisen Fürth Land, Ansbach und Neustadt Aisch hat sich eine neue Initiative gegründet, um die gentechnikfreie Landwirtschaft nicht nur auf dem Acker, sondern auch in der Fütterung zu sichern. Drei  Metzgereibetriebe haben angeregt, dass ihre zuliefernden  Landwirte mit Schweinemastbetrieben damit beginnen, nur noch zertifiziert gentechnikfreien Sojaschrot in der Fütterung ihrer Schweine einzusetzen und auf ihrem gesamten Betrieb keine gentechnisch veränderten Pflanzen anzubauen. Die Landwirte haben dafür Selbstverpflichtungserklärungen unterzeichnet, und erklären sich bereit, ihre Belege für Ihren Futtermitteleinkauf offenzulegen. Im Gegenzug erhalten sie von den beteiligten Metzgereifachbetrieben einen Aufpreis in Höhe von 1 Cent pro Kilo angeliefertes Schlachtgewicht für ihre Mehrkosten, die sich zwischen 1 ,5 und 2 Cent pro kg bewegen. Konrad Ammon, Obermeister der Metzgerinnung Fürth und  Walter Schäfer, Metzgermeister aus Zirndorf haben bereits mit der Umsetzung begonnen,  Peter Ullrich, Metzgermeister aus Neustadt /Aisch steht noch in Verhandlungen mit seinen Landwirten. Der Metzgerschlachthof Füth-Burgfarrnbach, zu dem die beteiligten Landwirte liefern, sieht die gentechnikfreie Fütterung als wichtigen Schritt, um möglichen Skandalen vorzubeugen und die Verbrauchererwartungen nach gentechnikfreien Lebensmitteln zu erfüllen. Während für gentechnisch veränderte pflanzliche Lebensmittel die Kennzeichnungsverordnung der Europäischen Union gilt, sind tierische Lebensmittel, wie Fleisch, Wurst, Milch, Käse oder Eier noch immer davon ausge­nommen. Und dies, obwohl jede Menge importiertes gentechnisch verändertes Futter, vor allem Soja, in den Futtertrögen landet.

Es gab Bericht über den Nachweis gentechnisch veränderter DNA-Bruchstücke in Milch, allerdings ist unklar, wie diese Rückstände in die Milch gelangt sind, aus Futterstäuben oder durch Fütterungskomponenten. Dass mit dem Futter aufgenommene DNA stabiler ist als angenommen, wurde in den letzten Jahren gezeigt, vor allem pflanzliche DNA-Sequenzen, die in vielen Kopien vorkommen, wurden in verschiedenen tierischen Zellen, einschließlich Muskelzellen nachgewiesen (Reuter 2003). Mazza et al. (2005) fanden auch in Einzelkopien vorhandene transgene DNA-Sequenzen des MON810 Mais in Blut, Milz, Leber, Niere und vereinzelt in Muskelgewebe von Ferkeln.

 

 

Gentechnikfreie Produktion an der Basis sichern

Das Projekt entstand in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von Bund Naturschutz und interessierten Metzgern und Landwirten im Großraum Fürth und Neustadt/Aisch, die sich im Januar 2006 gründete. In mehreren Arbeitsschritten wurde die jetzt vorliegende Konzeption entwickelt:

Selbstverpflichtungserklärungen der beteiligten Landwirte, bei der Mast (ab 30 kg) auf Gensoja zu verzichten und auch keine GVOs anzubauen

Die Ferkelerzeuger sind beim ersten Schritt noch nicht beteiligt

Die Bewerbung des so erzeugten Schweinfleisches kann nicht mit „gentechnikfrei“ erfolgen, sondern nur mit dem Hinweis: Die Schweine wurden ohne gentechnisch veränderte Futtermittel gemästet. Für die Kennzeichnung „gentechnikfrei“ sind auf Grund einer Verordnung aus dem Jahre 1998 die gentechnikfreie Fütterung über die gesamte Produktionskette von der Muttersau, dem Ferkel bis zum ausgemästeten Schwein nachzuweisen. Außerdem muss ausgeschlossen sein,  dass  Tierarzneimittel oder Vitamine als Zusatzstoffe eingesetzt wurden, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen hergestellt wurden.

Die SPD Bundestagsfraktion hat im Juli angekündigt, eine Gesetzesinitiative zu starten, um diese Verordnung aus dem Jahr 1998 einfacher zu gestalten, und damit die Hürden für eine „gentechnikfrei-Kennzeichnung“ zu senken.

Ein weiteres noch nicht gelöstes Problem ist der Zukauf von Fleischteilen während der sommerlichen Grillsaison. Hier reichen bisher die in der Region von den Landwirten angelieferten Fleischmengen nicht aus, so dass sog. „Edelteile“ zugekauft werden müssen. Bernd Wehr, der am Schlachthof in Fürth mit dem Schlachtbetrieb RÖWE Fleischteile zukauft, ist jedoch ebenfalls interessiert, seine Zulieferer in die gentechnikfreie Fütterungsschiene einzubeziehen.

Wichtiger erster Schritt

Der  Bund Naturschutz bewertet das Konzept der Metzger und Landwirte als einen wichtigen Schritt, um neue Risiken in der Lebensmittelproduktion zu vermeiden und dazu beizutragen, dass Deutschland und Bayern auf Dauer gentechnikfrei bleiben. Das als gentechnikfrei zertifizierte Soja stammt derzeit hauptsächlich aus Brasilien, wo die dortigen Landwirte sich einen gentechnikfreien Markt mit besseren Preisen sichern. Der Absatz des gentechnikfrei erzeugten Soja nach Europa ist ein wichtiges Standbein für die Existenzsicherung dieser Landwirte. Das Projekt ist ein weiterer Baustein, um Schäden für Umwelt, Tiere und  Menschen  in den Hauptsojaanbaugebieten der Welt zu vermeiden und um vor Ort die Gentechnikrisiken von vorneherein auszuschließen. Wichtig ist, dass nicht über die Futtermittelkette der Gentechnikanbau weiter gefördert wird, denn ca. 80% der weltweitangebauten gentechnisch veränderten pflanzen landen im Futtertrog.

 

Für Rückfragen: Konrad Ammon , Tel. 0911 – 73 50 35

Walter Schäfer, Tel. 0911 – 60 60 27

Marion Ruppaner, BN Referentin für Landwirtschaft ,Tel. 0911/81 87 8-20
E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

 

Quellen:

Mazza, R., Soave, M., Morlacchini, M., Piva, G. & Marocco, A. 2005. Assessing the transfer of genetically modified DNA from feed to animal tissues. Transgenic Research 14, 775-784.

Reuter, T. 2003. Vergleichende Untersuchungen zur ernährungsphysiologischen Bewertung von isogenem und transgenem (Bt) Mais und zum Verbleib von “Fremd”-DNA im Gastrointestinaltrakt und in ausgewählten Organen und Geweben des Schweines sowie in einem rohen Fleischerzeugnis. Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Anlage 1

 

Vereinbarung zur Fütterung ohne den Einsatz von gentechnisch verändertem Soja und Mais,

Adresse Landwirt.......................................................................................................................

Größe des Betriebs und Umfang der Tierhaltung

.....................................................................................................................................................

...................................................................................................................................................

 

Selbstverpflichtungserklärung Fütterung

 

Hiermit bestätige ich, dass ich bei der Fütterung meiner

.........................................................................................

(Tierart und Produktionszweig einsetzen, z.B. Mastschweine ab 20 kg, Ferkel, Muttersauen

 

seit/ ab  dem...............................................................................

(Datum einsetzen)

 

auf den Einsatz von gentechnisch verändertem (kennzeichnungspflichtigem) Mais und Soja verzichte.

 

Meine Belege über den Einkauf meiner Futtermittel lege ich meinen Vertragspartnern regelmäßig offen.

.........................................................................................................................................

.........................................................................................................................................

........................................................................................................................................

(Namen der abnehmenden Metzgereifachgeschäfte einsetzen)

 

 

Selbstverpflichtungserklärung Anbau

 

Außerdem erkläre ich, dass ich auf meinen Feldern keine gentechnisch veränderten Pflanzen anbauen werde.

 

Gültigkeitszeitraum

 

Diese Erklärung gilt bis .................31.12.2008 und verlängert sich automatisch um jeweils 2 Jahre, wenn sie nicht widerrufen wird.

 

 

..............................................................

Ort, Datum, Unterschrift

Anlage 2:

 

Beteiligte Metzgereibetriebe und Ihre Landwirte

 

Metzgerei Ammon

Würzburgerstr. 550, 90 768 Burgfarrnbach, Tel. 0911- 76 70 654

 

 

Lieferanten:

Peter Hecht, Wernsbach 21, 91 629 Weihenzell, Tel. 0981 82 00 67890 ha, 900 Mastschweineplätze)

Ringel, Heinrich, Herzogenauracherstr. 10, 90 768 Fürth

Beide: Gentechnikfreie Fütterung seit: Juni 2007

 

 

Metzgerei Schäfer,

 Kirchenweg 12, 90 513 Zirndorf, Tel.  0911- 60 60 27:

 

Lieferanten:

Franz Veit, Schwabacherstr. 396, Zirndorf, OT Anwanden, Tel. 0911- 69 71 21 500 Mastschweineplätze

Rohr, Peter, Unternzenn 25, 91 619 Obernzenn, 18 ha, 70 Mastschweineplätze

Götz, Wolfgang, Schwabacherstr.300, 90 513 Zirndorf, 60 ha, 120 Mastschweineplätze

Muck, Monika, Zirndorf, 8 ha, 40 Mastschweineplätze

Alle: Gentechnikfreie Fütterung seit: Juli 2007-08-07

und Peter Hecht siehe oben

 

 

 

Metzgerei Ulrich, Untere Waaggasse 6, 91 413 Neustadt, Tel. 09161  23 70

 

Lieferanten:

Ramming, Friedrich, Ruthmannsweiler 19, 91 443 Scheinfeld, 09162 367

Holzleitner, Rudi, Thierberg, 91 443 Scheinfeld

Gentechnikfreie Fütterung: angestrebt

Anlage 3

 

Fehlender Nutzen und Risiken

 

Die gentechnische Veränderung von Pflanzen birgt Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt: Neu in transgenen Pflanzen gebildete Stoffe und Eiweiße können toxisch oder allergen wirken, wie am Beispiel eines in Erbsen gebildeten Bohneneinweißes gezeigt wurde, das zu Immunreaktionen bei Mäusen führte. Ein durch den Einbau der Fremdgene möglicherweise veränderter Stoffwechsel kann Qualität und Verträglichkeit der aus transgenen Pflanzen hergestellten Lebensmittel beeinflussen.

Vielfältige Effekte von Gentech-Pflanzen auf die Umwelt werden diskutiert, angesichts der Komplexität der Ökosysteme sind sie aber kaum abzuschätzen. Pflanzen mit neuen Resistenzeigenschaften und Inhaltsstoffen wirken sich auch auf andere Organismen aus, die nicht getroffen werden sollen (Nichtzielorganismen). So gefährden die in insektenresistentem Bt-Mais gebildeten Giftstoffe Schmetterlinge wie Schwalbenschwanz und Tagpfauenauge, Effekte auf Nützlinge und das Bodenleben sind nicht ausgeschlossen. Der Anbau von herbizidresistenten Pflanzen beeinträchtigt die Artenvielfalt von Wildpflanzen und der davon lebenden Tiere, wie Studien in England gezeigt haben. Der Herbizidverbrauch nimmt mit dem Anbau derartiger Pflanzen nicht ab sondern zu, nicht zuletzt bedingt durch das Auftreten herbizidresistenter Unkräuter, die mit höheren Dosen und zusätzlichen Spritzmitteln bekämpft werden. Überdies sind gentechnisch veränderte Pflanzen, einmal freigesetzt, praktisch nicht mehr rückholbar, da Wind und Insekten (und auch der Mensch) für die Verbreitung von Pollen und Samen sorgen.

 

Gentechnik trägt zur Industrialisierung der Landwirtschaft bei und begünstigt intensive Monokulturen. Statt auf einfache Rezepte zu setzen, wie ausgewogene Fruchtfolgen oder Unterpflügen von Ernteresten, um Schädlingsbefall zu vermeiden, werden gänzlich neue Risiken geschaffen. Erfahrungen aus den USA und Kanada belegen, dass über das Patentrecht Farmer immer weiter entrechtet werden, der soziale Zusammenhalt in den Dorfgemeinschaften untergraben wird, und private Konzernpolizeien die Landwirte ausspionieren und unter Druck setzen, Saatgut, Dünger und Pestizidprogramm im Paket abzunehmen, was einer Art moderner Leibeigenschaft entspricht. GVO-Kontamination gefährdet die gentechnikfreie Landwirtschaft, bürdet der traditionellen Landwirtschaft neue Kosten auf und verweigert den VerbraucherInnen echte Wahlfreiheit.

 

Falsche Versprechungen

 

Die Versprechungen der Agrogentechnik, zu höheren Erträgen und geringerem Pestizideinsatz zu führen, haben sich als hohl entpuppt, ebenso wenig wird sich die Vorstellung, ein komplexes Problem wie der Hunger in der Welt lasse sich durch eine technologische Lösung beheben, bestätigen.

 

Nichtsdestotrotz sollen mit vermehrtem Aufwand an Steuermitteln Informationskampagnen über Potentiale der so genannten neuen Generation von transgenen Pflanzen gestartet werden. So werden Steuergelder verschleudert, statt auf Förderung und Ausbau umwelt- und gesundheitsverträglicher Landwirtschaft zu setzen.

 

 

 

Anlage 4

 

Forderungen

des Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft :

 

von EU-Parlament und EU-Kommission:

·         ein gesetzlich garantiertes Selbstbestimmungsrecht der europäischen Staaten für ein Verbot des Anbaus von genmanipulierten Pflanzen und der Sicherung der gentechnikfreien Regionen,

·         die Wiederherstellung eines Moratoriums für die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen in der EU,

·         die Kennzeichnungspflicht für Milch, Fleisch, Eier etc. von Tieren, die mit genmanipuliertem Futter ernährt wurden,

·         das Reinheitsgebot für Saatgut – mit der Festlegung der Nachweisgrenze als einzig akzeptablem Wert,

 

von Bundeslandwirtschaftminister Horst Seehofer:

·         Sicherung der gentechnikfreien Produktion, Wahlfreiheit und Transparenz im deutschen Gentechnikgesetz

·         die vollständige Haftungs- und Risikoübernahme durch Gentechnikkonzerne und Gentechnikbauern,

·         Beibehaltung des Zugangs zum Anbauregister, damit die Informationsrechte der Öffentlichkeit gesichert werden.

·         den Schutz sensibler Gebiete im Gentechnikgesetz,

·         Rücknahme der Sortenzulassungen für gentechnisch veränderten Mais

 

von Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber

·         Einsatz für Bayern als gentechnikfreie Region

·         Kein Versuchsanbau mit genmanipulierten Pflanzen auf bayerischen Staatsgütern

·         Keine Steuergelder für Pro-Agro-Gentechnik-Kampagnen in bayerischen Schulen, Universitäten und der Öffentlichkeit

 

Mitglieder des Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft: Stand: 22.4.2005

-          Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Bayern/Arbeitsgemeinschaft evangelischer Haushaltsführungskräfte im Deutschen Evangelischen Hausfrauenbund/Arbeitsgemeinschaft noch produzierender Landwirte in Ostbayern/Arbeitsgruppe Ökolandbau im Bayerischen Bauernverband/Biokreis/Bioland, Fachgruppe Imker/Bioland, Landesverband Bayern/Bioring Allgäu/Bund Naturschutz/Demeter/Der Krisenstab/Deutscher Berufs- und Erwerbs-Imker-Bund/Förderkreis für Umweltgesundung/Freisinger Land/Friends of the Earth7Initiative Nahrungskette/Interessengemeinschaft Milchviehhalter Oberbayrn/Interessengemeinschaft Mischfruchtanbau/Hermanndorfer Landwerkstätten/Katholische Landjugendbewegung München-Freising/Katholische Landvolkbewegung (KLB) Bayern/Kein Patent auf Leben/Landesbund für Vogelschutz/Landesverband Bayerischer Imker/ Bezirksverband Imker Oberbayern/Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e. V./Naturland/Naturkost Südbayern/Ökologischer Ärztebund/Region aktiv (Chiemgau)/Tagwerk-Förderverein/Unser Inn-Land/Weilheim-Schongauer-Land Solidargemeinschaft