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Tiere und Pflanzen

Genuss ohne Gentechnik – Landwirte und Metzger arbeiten Hand in Hand

Verzicht auf gentechnisch veränderte Futtermittel ist Zukunftsweisendes Qualitätskonzept

 

22.10.2009

Seit Herbst 2007 gibt es die Initiative mehrere Metzger und Landwirte aus Mittelfranken, Schweine und auch Rinder ohne die Verwendung gentechnisch veränderten Futters zu mästen. Die jeweiligen Metzger,  die am Fürther Metzgerschlachthof schlachten, haben mit Ihren zuliefernden Landwirten vertragliche Abmachungen getroffen, um den Kundenwünschen nach gentechnikfrei erzeugten Fleisch- und Wurstwaren nachzukommen. Bislang gibt es noch keine Kennzeichnungspflicht für tierische Lebensmittel, wie Fleisch, Milch oder Eiern von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter erhielten.

Die Metzgerei Schäfer und ihr Tierhalter, die Landwirtsfamilie Rummel aus Krautostheim, produzieren ihre Schweine gemäß den Vorgaben, „ohne Gentechnik“, einer  Kennzeichnungsmöglichkeit seit April 2008 gemäß des deutschen Gentechnikrechts.

 „Mit der Fütterung ohne Gentechnik wollen wir möglichen Skandalen vorbeugen und die Verbrauchererwartungen erfüllen“, so Walter Schäfer. Er ist daran interessiert, dass die Bauern, die ihm Fleisch liefern, ganz auf Soja verzichten, und nur noch regionale Futtermittel einsetzen. Auch die Tierhaltung soll längerfristig so artgerecht wie möglich gestaltet werden.

Die fehlende Kennzeichnung für tierische Produkte entstand auf Grund des Lobbydrucks der Futtermittelindustrie und der Gentechnikkonzerne, so Marion Ruppaner vom Bund Naturschutz. Weltweit werden ca. 80% der gentechnisch manipulierten Pflanzen als Futtermittel verwertet. Nur für pflanzliche Lebensmittel und die Futtermittel als solche gibt es derzeit eine europaweite Kennzeichnungspflicht.

Derzeit setzen sich Lobbyverbände aus Futtermittelindustrie, Fleischwirtschaft und  Agrarhandel  sogar dafür ein, „Verschmutzungsschwellenwerte“ für in der EU nicht zugelassene gentechnisch veränderte Bestandteile in Lebens- und Futtermitteln zu erreichen.

„In der Europäischen Union gilt für nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen (GVO) die sogenannte Nulltoleranz, und das muss auch so bleiben“, so Karin Eigenthaler, Vorsitzende der BN Kreisgruppe Neustadt Aisch, und weiter: „Für Panikmache, das europäische Vieh würde verhungern, wenn es nur noch gentechnikfrei gefüttert werden würde, haben wir keinerlei Verständnis.“ Um so mehr begrüßt Eigenthaler die gentechnikfreie Fleischerzeugung von Landwirten aus Ihrem Landkreis und wünscht sich, „dass sich auch  Metzgereibetriebe aus dem Landkreis Neustadt-Aisch dieses Modell zum Vorbild nehmen, und ihren Kunden gentechnikfreies Fleisch anbieten.“

 

Mit der Einladung von Percy Schmeiser zu einem Vortrag und einer Diskussionsrunde am 23.10.09 nach Ulsenheim möchte der Bund Naturschutz gemeinsam mit Imkern und Bauern über die Gefahren und wirtschaftlichen Abhängigkeiten aufklären, die mit dem Anbau und Vertrieb gentechnisch veränderten Saatguts verbunden sind. „Damit die Bauern bei uns nicht zu neuen Leibeigenen der Gentechnik- und Lebensmittelmultis werden und Verbraucher nicht zu deren Versuchskaninchen, brauchen wir ein dauerhaftes Anbaubauverbot in Deutschland und Europa für gentechnisch veränderte Pflanzen und ein dauerhaftes  Reinheitsgebot für Lebens- und Futtermittel vor gentechnischer Verschmutzung“, so Ruppaner abschließend.

 

Für Rückfragen:

-          Karin Eigenthaler, BN Vorsitzende Neustadt Aisch, Tel.

-          Walter Schäfer, Tel. 0911 – 60 60 27

-          Marion Ruppaner, BN Referentin für Landwirtschaft ,Tel. 0911/81 87 8-20
E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

 

 

Zum Betrieb Rummel:

Wir halten unsere Schweine fast ausschließlich auf Stroheinstreu.

Die kleinen Ferkel werden bei uns geboren und verlassen unseren Bauernhof erst, wenn sie  zum schlachten kommen.
Aus den gentechnikfrei gefütterten, homöopathisch behandelten, an der frischen Luft gehaltenen Schweine zaubert die Metzgerei Schäfer ihre guten Produkte.

Die Muttersauen werden im Deck- und Wartestall besamt bzw. vom Eber gedeckt.
Hier verbringen sie die 16 Wochen bis zur Geburt der Ferkel in Gruppen mit Freundinnen im gleichen im gleichen Trächtigkeitsstadium

Ca. 3-4 Tage vor der Geburt der Ferkel wechseln die Muttersauen
in das Abferkelanteil. Eine Art "Entbindungsstation" mit "Rooming In".

Nach vier Wochen sind die kleinen Ferkel so weit, dass sie selbst festes Futter fressen und verdauen können.

Zu diesem Zeitpunkt wird die Muttersau von ihren Ferkeln getrennt und kommt wieder in den Deck- und Wartestall. Durch die Umstellung (Euter, Klima, Artgenossen) kommt die Sau wieder in die "Rausche" und ist bereit wieder neu gedeckt zu werden.

Die kleinen Ferkel bleiben noch eine gewisse Zeit in der gewohnten Umgebung, um Stress und Krankheitsdruck zu vermeiden. Zumindest bis sie "aus dem Gröbsten" raus sind.

Im Ferkelaufzuchtsstall verbringen sie ihre Jugendzeit, hier wohnen sie in geheizten Betten mit Fußbodenheizung, sie haben freien Zugang zu Futter und Wasser und zum überdachten Auslauf mit Stroheinstreu zum spielen und toben.

Nach der Sturm- und Drangzeit marschieren sie in den Maststall mit ca. 50 gleichaltrigen Freunden. Hier erwarten sie ungeheuere Mengen Stroh auf einer Fläche von ca. 80 qm, wo sie sich austoben können. Ein Teil davon ist überdachter Auslauf mit Sonne und Wind.

Für die Nahrungsversorgung stehen zwei Selbstbedienungsfutterautomaten bereit, die mit geschrotetem Getreide, ergänzt mit Vitaminen und anderen lebensnotwendigen Spurenelementen gefüllt sind.

Bei unserer Haltungsweise ist es selbstverständlich, dass wir im Futter keine Antibiotika einsetzen. Im Krankheitsfall werden die Tiere homöopathisch behandelt.

Bereits seit dem Jahr 2003 füttern wir unsere Tiere mit gentechnikfreiem Futter, vorwiegend aus heimischer Erzeugung.
Wir werden auf unseren Feldern keine gentechnisch veränderten Pflanzen anbauen.

Gottfried und Freia Rummel, Krautostheim 23, 91484 Sugenheim
tel: 09165/423, e-mail: rummel@t-online.de, http://www.krautostheim.de  /Schweinemast

 

 

Anlage 2:

Kurzinformation zu Percy Schmeiser

Percy Schmeisers Großeltern wanderten von Bayern nach Kanada aus und ließen sich dort als Landwirte nieder. Percy Schmeiser, geboren am 5. Januar 1931, und seine Frau Louise leben in Bruno, Saskatchewan/Kanada, und betreiben seit 60 Jahren Landwirtschaft auf einer 600 Hektar großen Farm. Er spezialisierte sich auf den Anbau und die Züchtung von Raps. Er war von 1966 bis 1983 Bürgermeister seiner Stadt und auch Parlamentsabgeordneter der Provinz (1967 – 1971).

 

Monsanto gegen Schmeiser

1997 wurden mehr als 320 Hektar seiner Rapsfelder von der genveränderten Rapssorte Roundup Ready des US-amerikanischen Agrochemiekonzerns Monsanto kontaminiert. Der Großkonzern nahm Stichproben von seinen Feldern, wies die patentierte Sorte nach und bot einen außergerichtlichen Vergleich an, wie er es tausendfach mit Landwirten weltweit tat: Der Konzern würde auf Schadensersatzzahlungen verzichten, wenn der Landwirt in Zukunft sein Saatgut kaufen würde. Die Rechte über das Saatgut blieben per Knebelvertrag bei Monsanto.

Schmeiser, der nie Saatgut von Monsanto wissentlich genutzt hatte und stattdessen den unkontrollierbaren Pollenflug verantwortlich machte, lehnte ab und wurde wegen Patentverletzung auf eine Gesamtsumme von mehreren hunderttausend Dollar Lizenzgebühren verklagt. Anders als viele Farmer, die sich außergerichtlich dem Konzernriesen gebeugt hatten, kämpfte Schmeiser sich bis zum kanadischen Supreme Court durch. Dieser entschied 2004 jedoch gegen ihn. Alle Lebensformen, die die patentierten Gene von Monsanto enthielten, seien Eigentum des Konzerns und von diesem kontrolliert. Damit gingen die Pflanzen und die Arbeit von Schmeisers jahrzehntelanger Saatzucht in den Besitz von Monsanto über. Die von Monsanto geforderten Lizenzgebühren wurden ihm zwar erlassen – die Gerichtskosten von rund 250.000 Euro hatte er jedoch zu tragen.

 

Schmeiser gegen Monsanto

Nachdem Schmeisers Rapsfelder abermals mit Monsanto-Gen-Raps verunreinigt wurden, ging Schmeiser im Januar 2008 in die Offensive und verklagte den Konzern seinerseits für die Schäden, die ihm durch die Kontamination mit genmanipuliertem Saatgut entstanden waren. Dies war erfolgreich: Der Konzern musste Schadensersatz bezahlen. „Wer eine Lebensform besitzt und kontrolliert“, so Schmeiser, „ist auch für Schäden verantwortlich, wenn er diese freisetzt. Wir wollen, dass Monsanto dafür die

volle Haftung übernimmt.“

 

2007: Alternativer Nobelpreis

Für seinen Einsatz wurde Schmeiser bereits im Oktober 2000 mit dem Mahatma-Ghandi-Award geehrt. Im Jahre 2007 wurde dem Ehepaar Louise und Percy Schmeiser der Alternative Nobelpreis in Stockholm verliehen. In der Begründung der Jury hieß es: „ .... für ihren Mut bei der Verteidigung der Artenvielfalt und der Rechte der Landwirte, und dafür, daß sie die derzeitige ökologisch und moralisch perverse Auslegung des Patentrechts in Frage stellen. ....“.

Weitere Infos finden Sie unter:

www.percyschmeiser.com