Geplanter Sandabbau im Nürnberger Reichswald: Regierung von Mittelfranken duckt sich weg
Aus Protest gegen die geplante Rodung von wertvollem Bannwald hatte der BUND Naturschutz einen Brief an die Regierung von Mittelfranken geschrieben und um Unterstützung gebeten. Im Antwortschreiben wird jegliche Verantwortung für den Fall von sich gewiesen und auf das Bergamt verwiesen. Dabei hatte die Regierung von Mittelfranken ähnliche Pläne 2021 in einer landesplanerischen Beurteilung selber kritisch beurteilt. Damals hieß es: „Das Vorhaben ist nicht raumverträglich. Dem Vorhaben steht der Schutz des Waldes, insbesondere forstliche und naturschutzfachliche Belange, entgegen. Eine Rodung im Zuge des Rohstoffabbaus wird als nicht möglich erachtet.“ Daraufhin hat das Sandabbauunternehmen einen neuen Antrag gestellt und die Rodungsfläche von vorher 50 auf 39 Hektar verkleinert. Der BN hatte deshalb ein neues Raumverträglichkeitsprüfung gefordert, welche aber abgelehnt wurde.
Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz erklärt dazu: „Wir sind enttäuscht, hatte sich die Regierung von Mittelfranken doch noch 2021 klar schützend vor den Reichswald gestellt. Wir müssen befürchten, dass das Bergamt das Vorhaben prinzipiell abbaufreundlicher bewertet, weil das Bundesberggesetz eine Art Vorrang für Rohstoffversorgung beinhaltet. Wir werden uns weiter mit Fachstellungnahmen und Protesten für den Reichswald auch bei Altdorf einsetzen.“
Aaron Mühlendyck: „Es wäre so schön gewesen, wenn die Sache nach der erfolgreichen Kundgebung in Fürth Ende September mit 100 Teilnehmer*innen und dem Schreiben des BN an die Regierungspräsidentin erledigt gewesen wäre. Nun müssen und werden wir wieder alle Register ziehen, um unseren Wald an der Röthenbachklamm zu retten.“
Herbert Barthel, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land: „In Zeiten der Klimakrise ist die Rodung von 390.000 Quadratmetern Wald unverantwortlich. Der Reichswald kühlt in den immer heißeren Sommern die Städte.“
Die geplante Waldrodung hat bereits den Bayerischen Landtag erreicht. Landtagsabgeordnete von Bündnis 90-Die Grünen haben dort drei entsprechende Anfragen gestellt (Anfragen und Antworten im Anhang).
Hintergrundinformationen:
Das Unternehmen Bamberger Sand- und Kiesbaggerei GmbH aus Bamberg, das schon vor einigen Jahren gegen heftigen Protest 50 Hektar Reichswald roden und für Sandabbau nutzen wollte und letztlich im Raumordnungsverfahren gescheitert war, startet einen weiteren Versuch. Bei Altdorf sollen nun etwa 39 Hektar Wald fallen. In kürzester Zeit hat sich dazu die Altdorfer Bürgerinitiative wieder gegründet, zahlreiche Waldschützer*innen engagieren sich gegen das Vorhaben.
Das geplante Abbaugebiet umfasst 39 Hektar des Nürnberger Reichswaldes, ein Gebiet, das seit dem letzten Jahrhundert als Bannwald unter strengem Schutz steht. Es handelt sich zusätzlich um ein Natura 2000-Gebiet, das zum Erhalt der Biodiversität in Europa eingerichtet wurde. Hier leben bedrohte Tierarten wie der Schwarzspecht, die Zauneidechse und seltene Fledermausarten, die auf der Roten Liste stehen. Der Sandabbau würde die fragile Balance dieses Ökosystems nachhaltig stören.
Der geplante Sandabbau würde eine erhebliche Gefahr für das Trinkwasser von Nürnberg und Altdorf darstellen. Wenn die Wasserversorgung kontaminiert würde, könnte dies das Trinkwasser von tausenden Menschen gefährden und langfristige, gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden verursachen.
Der geplante Abtransport des Sands würde durch etliche Ortschaften führen. Das bedeutet täglich mindestens 45 LKW, die durch Orte wie Ludersheim, Waldspitze, Ziegelhütte, Unterwellitzleithen, Winkelhaid, Leinburg, Fischbach und Feucht rollen. Diese Fahrzeuge erzeugen nicht nur Lärm und Luftverschmutzung, sondern erhöhen auch das Unfallrisiko erheblich. Die Lärmbelastung würde den Alltag der Menschen in den betroffenen Dörfern deutlich beeinträchtigen, die Luftqualität würde durch den aufgewirbelten Feinstaub und die Abgase der LKW verschlechtert.
Weitere Infos zum geplanten Abbau finden Sie unter https://www.rettet-den-roethi.de/ und zum Nürnberger Reichswald unter: https://www.bund-naturschutz.de/wald/reichswald
Hintergrundinformation Bürgerinitiative „Nein zum Sandabbau bei Altdorf – Rettet den Röthenbacher Wald“:
Die Bürgerinitiative in Altdorf bestand bereits 2021 und hatte eine Internetpetition mit 5.603 Unterschriften an Dr. Markus Söder (Ministerpräsident Bayern), Thorsten Glauber (Bayer. Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz), Michaela Kaniber (Bayer. Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) und Armin Kroder (Landrat) gerichtet. Mit der Sammlung von Einwendungen im Raumordnungsverfahren zusammen mit dem BN sowie hervorragender Öffentlichkeitsarbeit und Protesten hatte sie große Wirkung entfaltet. Sie hatte sich nach der negativen landesplanerischen Beurteilung und der damit erfolgreichen Verhinderung des damals geplanten Sandabbaus aufgelöst. Nachdem nun die Pläne für einen erneuten Anlauf bekannt geworden waren, hat sie sich sofort wieder neu gegründet. Weitere Infos unter https://www.rettet-den-roethi.de/