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Gesamtverkehrskonzept für den Landkreis Dingolfing-Landau zum Schutz der Bevölkerung und der Natur überfällig

Bund Naturschutz kritisiert überzogene, nicht abgestimmte Straßenplanungen und fordert eine Denkpause für Straßenbauprojekte

 

25.07.2007

Der Bund Naturschutz (BN) lehnt die Planungen für die Südumgehung von Reisbach, die Umgehung Harburg, den Ausbau der Kreisstraße im Weilnbachtal sowie den dritten Autobahnanschluss Dingolfing ab. Alle vier Straßenbauprojekte sind verkehrstechnisch nicht notwendig. Sie bedeuten für die Bevölkerung im Gegenteil eine zusätzliche Belastung und würden wertvolle Naturräume zerstören. In Zeiten knapper Finanzen und angesichts der Notwendigkeit den Ausstoß klimaschädlicher Autoabgase zu verringern, dürfen auch im Wahlkreis von Wirtschaftsminister Erwin Huber keine Steuermittel mehr für umweltzerstörende und überflüssige Straßenbaumaßnahmen verschwendet werden. Um die Belastungen der Bevölkerung durch den Straßenverkehr zu verringern fordert der BN ein überregionales Verkehrskonzept für den Landkreis. Notwendig und längst überfällig sind dabei Maßnahmen zur Verkehrslenkung und Verkehrsvermeidung. „Mit der unkoordinierten Flickschusterei beim Straßenbau im Landkreis Dingolfing-Landau muss endlich Schluss sein“, forderte Richard Mergner, der Landesbeauftragte des BN. Gerade der Heimatlandkreis von Staatsminister Huber sollte sich stattdessen beispielhaft und verstärkt für die Umsetzung einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Verkehrspolitik engagieren. Dazu bietet der Bund Naturschutz seine aktive Mitarbeit an. „Die weitere Naturzerstörung und Verschandelung der Landschaft durch immer neue Straßen ist damit aber nicht zu vereinbaren“, stellte Richard Mergner klar.

Im Landkreis Dingolfing-Landau laufen derzeit die Planungen für mehrere Straßenbauvorhaben, die vom Bund Naturschutz (BN), zum Teil schon seit mehreren Jahren, kritisiert und abgelehnt werden.

Dritter Autobahnanschluss und neue Straßentrasse im Weilnbachtal nicht erforderlich

Ganz aktuell sind die Bestrebungen des Landkreises einen weiteren Autobahnanschluss für Dingolfing zu realisieren. Peter Hirmer, Vorstandsmitglied der BN Kreisgruppe stellt hierzu fest: „Wir lehnen die vorliegenden Planungen für einen dritten Autobahnanschluss ab. Dies gilt sowohl für die Grüblhoftrasse als auch für die Alternativstrecke bei Kronwieden. Es besteht kein Bedarf für den Ausbau dieser Straßen. Wenn überhaupt, dann ist nur eine verbesserte Anbindung der BMW-Werke zur Autobahn hin erforderlich.“ Das Vorhaben hätte nach Ansicht des Bundes Naturschutz  insbesondere für die Bevölkerung in Teisbach, Loiching oder Dornwang eine Verschärfung der Verkehrssituation zur Folge, wobei auch völlig unklar ist, wie der zusätzliche Verkehr südlich der Isar bzw. nördlich der Autobahn gelenkt werden soll. Im Bereich der Isar wären bei Realisierung des Vorhabens zudem wichtige Naherholungsgebiete und wertvolle, geschützte Biotope bedroht. Auch die Wiesenbrütergebiete im Dornwanger Moos würden durch den neuen Autobahnanschluss beeinträchtigt. Nach Einschätzung des Bundes Naturschutz ist daher bereits jetzt erkennbar, dass die Planungen den Vorgaben des europäischen Naturschutzrechts vermutlich nicht standhalten werden.

Auch im Weilnbachtal plant der Landkreis den Ausbau einer Kreisstraße (DGF 15). Durch die Neutrassierung würden wichtige Naturräume und wertvolle Lebensräume, wie z.B. Quellbereiche, bedroht. Der Ausbau im Weilnbachtal bringt jedoch keine Entlastung für die Bevölkerung und das sehr geringe Verkehrsaufkommen mit ca.700 Fahrzeugen kann nicht als Rechtfertigung für einen Straßenneubau herhalten. Spätestens mit den Planungen für eine dritte Autobahnausfahrt im Westen von Dingolfing wird ein Ausbau der Weilnbachtrasse aber völlig überflüssig. Der Bund Naturschutz lehnt das Vorhaben daher entschieden ab und fordert die Einstellung der Planungen dieses unsinnigen Straßenbauprojektes, das anscheinend in aller Eile noch durchgesetzt werden soll.

Gewerbegebietserschließung als Ortsumgehung getarnt

 Der Markt Pilsting plant seit mehreren Jahren eine neue Straße nördlich der Ortschaft Harburg. Unter der Falschdeklaration einer Umgehung von Harburg  sollen brach liegende Gewerbeflächen erschlossen werden. Da die neue Straße einen großen Umweg bedeutet, dürfen die Harburger Bürger jedoch kaum mit keiner Verkehrsentlastung für ihr Dorf rechnen. Im Gegenteil – für LKW-Mautflüchtlinge wird unter Umständen eine Ausweichstrecke mit all den negativen Folgen geschaffen. Außerdem kritisiert der BN, dass in den amtlichen Planungen hochwertige Biotope zur „ausgeräumten Ackerlandschaft ohne Besonderheiten“ degradiert werden. Die vorgesehene Trasse zwischen Längenmühlbach und Gänsmühlbach wäre aus ökologischer Sicht jedoch eine Katastrophe. Der Längenmühlbach würde teilweise überbaut, ein Schilfgebiet zerstört, Gräben und Feldhecken beseitigt, ein sehr naturnahes Weiher- und Wiesengebiet durchschnitten und ein Feuchtgebiet unmittelbar tangiert. Die hohe Wertigkeit der betroffenen Flächen zeigt sich auch darin, dass viele, streng geschützte Arten hier ihren Lebensraum haben. Nachgewiesen wurden z.B. Blaukehlchen, Beutelmeise, Kiebitz, Eisvogel, Sperber und Rohrweihe sowie Laubfrosch und Biber.

Straßenbau durch streng geschützte Lebensräume verhindern

 Auch der Markt Reisbach hat seine, mittlerweile bereits seit fünf Jahren laufenden Bemühungen fortgesetzt und alle Anstrengungen unternommen, um doch noch eine Südumgehung des Ortes durchzusetzen. Obwohl hier  nach europäischem Recht streng geschützte Lebensraumtypen und Arten (z.B. Kammmolch, Gelbbauchunke, Ameisenbläuling) vorkommen, wird nach wie vor versucht das Projekt zu realisieren. Wie ein Fachgutachten über die vorhandenen Quellbereiche aufzeigt ist insbesondere der Wasserhaushalt des landesweit bedeutsamen Biotopkomplexes am Schleifmühlbach durch das Straßenprojekt gefährdet. Angesichts der hohen naturschutzfachlichen Wertigkeit ist es aus der Sicht des BN auch völlig unverständlich, warum das Gebiet bis heute nicht, wie ursprünglich eigentlich vorgesehen, als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen wurde. Dr. Artur Steinhauser, der Sprecher der Bürgerinitiative Reisbach betonte: „Mit jeder neuen Kartierung wird die Bedeutung der Lebensräume am Schleifmühlbach bestätigt und wir befürchten, dass durch den Straßenbau den Biotopflächen das Wasser abgegraben wird.“ Nunmehr versucht der Markt Reisbach, im Rahmen einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten. Josef Viehbeck, der 1. Vorsitzende der BN Kreisgruppe Dingolfing-Landau, stellte hierzu klar: „Angesichts der hochwertigen Biotopbereiche darf es keine Ausnahmegenehmigung für die Umgehung Reisbach geben und wir werden weiterhin sehr genau verfolgen, wie im Wahlkreis von Wirtschaftsminister Huber geltendes Naturschutzrecht behandelt wird.“

 Verkehrskonferenz im Herbst geplant

Die vier geplanten Straßenbaumaßnahmen zeigen deutlich auf, dass für den Landkreis Dingolfing-Landau dringend eine überregionale Verkehrsplanung erforderlich ist. Sowohl die Bevölkerung, die Natur als auch die öffentlichen Kassen haben unter den fachlich verfehlten und unkoordinierten Einzelplanungen zu leiden. Aspekte der Verkehrslenkung und Verkehrsvermeidung müssen stärker berücksichtigt werden als bisher. Statt die Naturzerstörung zu planen, sollten Fragen wie die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehres angegangen werden. Im Rahmen einer Verkehrskonferenz am 24.11.2007 möchte der Bund Naturschutz daher möglichst viele Verantwortliche für eine Verkehrswende im Landkreis Dingolfing-Landau gewinnen.

Für Rückfragen:

Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN
Tel.: 0171-6394370 Mail: richard.mergner@bund-naturschutz.de

Kurt Schmid, Regionalreferent für Niederbayern
Tel.: 089-548298-88  Mail: kurt.schmid@bund-naturschutz.de