Globale Probleme – lokale Lösungen: Grenzübergreifendes Moorprojekt am Grünen Band Bayern-Tschechien leistet wichtigen Beitrag zum Natura 2000-Netzwerk sowie zum Arten- und Klimaschutz
„Das Grüne Band – der einzigartige 12.500 km lange Lebensraumverbund, der sich im Schatten des Eisernen Vorhangs durch ganz Europa entwickelte – steht heute sinnbildlich für eine länderübergreifende, friedliche Zusammenarbeit und ist Lebens- und Rückzugsraum für eine Vielzahl an bedrohten Arten“, so Karl Haberzettl, Mitglied des Vorstands des BUND Naturschutz in Bayern (BN). Unter der Leitung des Nationalparks Šumava arbeiten der BN mit seinem Fachbereich Grünes Band und seinen Kreisgruppen Freyung-Grafenau und Passau, der Nationalpark Bayerischer Wald und die Südböhmische Universität in České Budějovice grenzübergreifend zusammen. Denn auf beiden Seiten der Grenze wurden im 20. Jahrhundert Moorflächen für die forst- und landwirtschaftliche Nutzung oder zur Torfgewinnung entwässert und degradiert, wie die Hochmoore Vlčí Jámy im Nationalpark Šumava oder Haidfilz bei Haidmühle.
Hauptziel des Projektes ist es daher, das Wasser wieder zurück in die Landschaft zu bringen. „Durch Erhöhung des Wasserrückhaltevermögens sowie durch Reduktion der Überhitzung der Landschaft sollen die Effekte des Klimawandels langfristig gemildert werden. Die Sicherung und Renaturierung von Mooren verbessert zudem deren Funktion als Kohlendioxid-Speicher. Zusätzlicher gewünschter Effekt ist die Verbesserung der Lebensräume für gefährdete Arten wie Birkhuhn, Hochmoorlaufkäfer, Hochmoorgelbling, Kreuzotter und Waldbirkenmaus“, so Dr. Ivana Bufková, Moorspezialistin des Nationalparks Šumava.
Um dies zu erreichen, wird der Rückbau und Verschluss von Entwässerungsgräben und die Renaturierung von begradigten Fließgewässern umgesetzt. So werden der Wasserstand dauerhaft angehoben und der schnelle Abfluss von Oberflächenwasser reduziert. Insgesamt sollen in dem 6,5-jährigen Projekt (August 2018 - Dezember 2024) auf insgesamt rund 1.600 Hektar Moore und Feuchtgebiete wieder renaturiert werden. Der Großteil der Flächen liegt auf tschechischer Seite, hier werden die Maßnahmen durch den Nationalpark Šumava (koordinierender Projektpartner) umgesetzt. Im bayerischen Teil, in den Gemeinden Haidmühle und Philippsreut, werden auf ca. 30 Hektar Maßnahmen für Renaturierung und Wiedervernässung umgesetzt, koordiniert durch den BN. Begleitend zu den naturschutzfachlichen Maßnahmen erfolgt eine umfassende, grenzübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und Organisationen. Hierzu gehören Exkursions- und Vortragsprogramme für Bewohner und Touristen, ein Bildungsprogramm für Schulen und ein Fortbildungsprogramm für Lehrer*innen ebenso wie Mitmachangebote z.B. „Work-Camps“ für Jugendliche oder Aktionstage „People for Mires“ („Menschen für Moore“).
Das Projektgebiet mit dem grenzübergreifenden Nationalpark Šumava-Bayerischer Wald und den naturschutzfachlich herausragenden Waldhufen-Landschaften um Haidmühle und Philippsreut („Bischofsreuter Waldhufen“) ist eine der ökologischen Perlen des Grünen Bandes Europa und im Natura 2000-Schutzgebietsnetz. Seit 2010 kauft der BN hier wertvolle Moor- und Feuchtbereiche, um sie langfristig zu sichern, gefördert durch das Klimaprogramm Bayern (KLIP) und innerhalb des Projektes LIFE for MIRES durch das EU Programm LIFE sowie den Bayerischen Naturschutzfonds. Auf tschechischer Seite führt der Nationalpark Šumava seit 1999 umfassende Maßnahmen zur Renaturierungen von entwässerten Mooren und zur Wiederherstellung des Wasserhaushalts durch. 20 Jahre sind ein Zeitraum, der eine große Erfahrung mit der Methodik und den geeigneten Praktiken für das Projekt LIFE for MIRES mit sich gebracht hat.
Der BN mit seinem Fachbereich Grünes Band ist seit 2004 Regionalkoordinator für den Bereich Zentraleuropa innerhalb der Initiative „European Green Belt“, an der Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 24 europäischen Länder beteiligt sind. 30 Jahre nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs ist das Grüne Band eine einzigartige Erinnerungslandschaft an die Überwindung der europäischen Teilung, der längste europäische Biotopverbund und fördert nachhaltig den grenzübergreifenden Austausch. Dieses lebendige Symbol der jüngeren europäischen Zeitgeschichte wäre prädestiniert dafür, als UNESCO-Weltnatur- und Kulturerbe gesichert zu werden.
Für Rückfragen: Melanie Kreutz, stellv. Leiterin BUND Fachbereich Grünes Band, mobil am 7.7.2019: 0151-50443754; Tel. 0911-575294-0, gruenesband@bund-naturschutz.de, www.grunesband.info
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Weitere Informationen zum Projekt „LIFE for MIRES“ sowie zu Exkursions- und Erlebnisangeboten der BN Kreisgruppe Freyung-Grafenau finden sich unter:
www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/gruenes-band/life-for-mires.html
Das Projekt „LIFE for MIRES“ wird im EU-Programm „LIFE Nature and Biodiversity“ gefördert und mitfinanziert durch das Umweltministerium der Tschechischen Republik sowie den Bayerischen Naturschutzfonds.