Heimat Bayern 2020 – Ausverkauf unserer bayerischen Kulturlandschaft?
Ein breites Bündnis zahlreicher Fachverbände und Fachleute aus Architektur- und Städtebau, Landschafts- und Landesplanung sowie Natur- und Heimatschutz ist angesichts der Planungen zur Heimatstrategie in großer Sorge um die bayerische Kulturlandschaft. Die im Bündnis versammelte Fachkompetenz appelliert gemeinsam an den bayerischen Heimatminister Söder, die Landesplanung zu stärken, anstatt Gewerbeansiedlungen auf der grünen Wiese und an großen Straßen weiter zu erleichtern.
„Die lebendige Vielfalt der bayerischen Landschaften mit ihrem erlebbaren Wechsel von offenen Landschaften und kompakten dörflichen und städtischen Siedlungen darf nicht einer weiteren Zersiedlung und ausufernden Gewerbebändern entlang der Autobahnen geopfert werden“, erklärt Andrea Gebhard, Vorsitzende der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, Landesgruppe Bayern (DASL).
„Großzügige Flächenangebote für Gewerbeansiedlungen entlang der Autobahn verstärken den Wettbewerb der Kommunen um Gewerbesteuerzahler. Ohne bedarfsgerechte qualitätvolle Planungskonzepte und ohne die Sicherung einer Nachnutzung von Gewerbeflächen in weniger zentral gelegenen Kommunen, wird ein großer Teil des ländlichen Raums an wirtschaftlicher und gestalterischer Attraktivität verlieren“, erläutert Rudolf Scherzer, Vizepräsident der Bayerischen Architektenkammer.
„Es ist Aufgabe von Heimatminister Söder mit einheitliche Regeln für alle Gemeinden Bayerns Schönheit zu bewahren, anstatt durch zusätzliche Deregulierungen einem weiteren Flächenfraß Tür und Tor zu öffnen“, so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern.
Martin Wölzmüller, Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege warnt: „An den Kulturlandschaften ist deutlich zu sehen, wie der Mensch die Geschenke der Natur annimmt: Reißt er ihr die Gaben heraus oder nimmt er bewusst und behutsam entgegen, was sie ihm, ohne Schaden zu nehmen, anbieten kann?“
Im Rahmen der sog. „Heimatstrategie“ Heimat Bayern 2020 beabsichtigt das bayerische Kabinett die Landesplanung weiter zu schwächen. Die darin genannten Vorhaben sind dazu geeignet, die bayerische Kulturlandschaft noch stärker als bisher dem ruinösen Wettbewerb der Kommunen um Gewerbeansiedlungen zu opfern. U.a. soll das ohnehin durch viele Ausnahmen ausgehöhlte Anbindegebot weiter verwässert werden. Das Anbindegebot legt fest, dass neue Siedlungsgebiete nur angebunden an bestehende Siedlungen errichtet werden dürfen. Es sichert damit die kennzeichnenden Ortsbilder, schützt die freie Landschaft vor Bebauung und ermöglicht kurze Wege.
Den gesamten offenen Brief an Heimatminister Söder entnehmen Sie dem Anhang dieser Pressemitteilung (siehe downloads).
Massenpetition gestartet
Der BUND Naturschutz startet eine Massenpetition an den bayerischen Landtag mit dem Titel „Bayerns Schönheit bewahren - Orts und Landschaftsbilder erhalten“.
Bayern ist deutscher Meister im Flächenverbrauch, an Autobahnausfahrten wuchern Gewerbegebiete nach amerikanischem Vorbild, die Zersiedelung mit Neubauten auf der Grünen Wiese schreitet täglich voran. Gleichzeitig veröden und verfallen in vielen Landesteilen die Ortskerne.
„Soll Bayerns Schönheit auch für künftige Generationen bewahrt werden, ist eine radikale Kurskorrektur in der Landesplanung nötig“, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz.
In der Petition wird der Bayerische Landtag aufgefordert, sich zum einen gegen eine weitere Aushöhlung des Anbindegebotes im Landesentwicklungsprogramm auszusprechen. Zum anderen soll das Landesentwicklungsprogramm um konkrete Ziele einer nachhaltigen und flächensparenden Siedlungsstruktur zugunsten einer Innenentwicklung und gegen eine weitere Zersiedelung ergänzt werden. Die Petition kann unter www.bund-naturschutz.de im Internet heruntergeladen und unterzeichnet werden.
Für Rückfragen:
Andrea Gebhard, DASL-Landesgruppe Bayern, Tel. 089 96160890
Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter, Tel. 0911 8187825, 0171-6394370
Martin Wölzmüller Geschäftsführer Landesverein für Heimatplflege,
Tel. 089 286629-0
Thomas Lenzen, Geschäftsführer Architektur und Technik Bayerische Architektenkammer
Tel. 089 139880-0