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Hochwasserschutz beginnt im Bergwald!

Bund Naturschutz kämpft für intakte Bergwälder

12.07.2006

Der Bund Naturschutz (BN) appelliert an die Staatsregierung, verstärkt auf einen vorbeugenden Hochwasserschutz zu setzen. Anläßlich einer Pressefahrt in einen Schutzwald des Rechtlerverbandes Pfronten im Landkreis Ostallgäu fordert der BN deshalb deutlich mehr staatliche Mittel für den Erhalt und die Schaffung intakter Schutzwälder "Wir fordern eine ausreichende finanzielle Förderung für die Schutzpflege, damit Waldbesitzer stabile Wälder schaffen können," so Prof. Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des BN. Entscheidende Voraussetzung, damit die staatlichen Investitionen gelingen und die mühsame Arbeit vieler Waldbauern nicht vergebens war, sind waldverträgliche Wildbestände, die es erst ermöglichen, dass ein gesunder und stabiler Mischwald nachwachsen kann. Der Rechtlerverband Pfronten ist dabei mit seiner eigenbewirtschafteten Jagd auf dem richtigen Weg.

Die Investitionen in den Schutzwald sind die günstigsten und effektivsten Maßnahmen, um Hochwasserschäden zu vermeiden bzw. verringern. Intakte Bergmischwälder in den bayerischen Alpen können den Wasserabfluß deutlich vermindern und dadurch Hochwassersituationen deutlich entschärfen. Dies ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass der Alpenraum bewohnbar und für den Tourismus als bedeutender Wirtschaftsfaktor attraktiv bleibt. Auch in den Allgäuer Gebirgstälern gab es in den vergangenen Jahren Bilder der Zerstörung mit Millionenschweren Schäden. Der technische Hochwasserschutz stößt immer mehr an seine Grenzen. Wesentlich kostengünstiger und effektiver dagegen ist es, die Niederschläge möglichst lange dort zurückzuhalten, wo sie auf den Boden fallen. Dazu ist ein intakter, naturnaher Bergwald unerlässlich, weil er wie keine andere Landnutzungsform den Boden festhält und Niederschläge zurückhält. Doch mittlerweile können große Teile der Schutzwälder ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Über 12.000 ha Schutzwälder sind in Bayern sogar so geschädigt, dass sie aufwändig saniert werden müssen. Die Kosten sind, je nachdem wie intensiv der Bergwald mit Holz-, Stahl oder Betonbauwerke verbaut und gesichert werden muss, immens hoch und können bis zu 500.000 € pro Hektar Sanierungsfläche erreichen. Diese Verbauungen werden notwendig, wenn der Bergwald seine unerlässlichen Schutzfunktionen, wie den Hochwasserschutz oder den Schutz der Tallagen vor Lawinen und Steinschlag, durch ausbleibende Verjüngung und Überalterung nicht mehr erfüllen kann. Im Schutze der Verbauungen werden junge Bäumchen gepflanzt, die über einen sehr langen Zeitraum von 30 - 50 Jahren Schutz vor Schneedruck und vor allem vor Wildverbiss brauchen. Erst wenn sie diesen langen Zeitraum überleben, ist der nachwachsende Bergwald in der nächsten Generation gesichert.

Entscheidende Voraussetzung, damit die Investitionen in Schutzwaldsanierung und "pflege greifen, ist die konsequente Umsetzung des Grundsatzes "Wald vor Wild". "Wir unterstützen dabei die Waldbesitzer, die wie hier den Rechtlerverband Pfronten in Eigenbewirtschaftung die Jagdausübung in die eigenen Hände nehmen, um waldverträgliche Wildbestände herzustellen. Dann können sie selbst durchsetzen, dass auf ihren eigenen Flächen wieder ein gesunder Mischwald nachwachsen kann" zum tarif" so Hubert Weiger. Der BN fordert deshalb die zuständigen Ämter auf, im Herbst die Abschüsse so festzusetzen, dass bayernweit die jeweils heimische Baumarten ohne teure Schutzmaßnahmen aufwachsen können und nicht von Reh, Gams oder Hirsch aufgefressen werden. Weil die sanierungsbedürftigen Flächen in den letzten Jahren trotz Schutzwaldsanierung zugenommen haben, appelliert der BN an Staatsregierung und Bayerischen Landtag umgehend wesentlich mehr Geld in die vorbeugende Pflege noch intakter Bergwälder sowie in die Sanierung geschädigter Bergwälder und damit in die Sicherheit des Alpenraumes investieren müssen. "Angesichts des Klimawandels und des vielerorts zu hohen Wildverbisses droht uns die Zeit davon zu laufen und noch mehr Schutzwälder ihre Schutzfunktion zu verlieren," so Hubert Weiger. Dann drohen immense Schäden und Milliarden schwere Folgekosten für den Steuerzahler, wenn man die Sanierungskosten von bis zu 500.000 € pro Hektar auf die 150.000 Hektar Schutzwälder in den bayerischen Alpen hoch rechnet.