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Kahlschlag und Monokulturen im "Königswald"

BN kritisiert Waldwirtschaft des Wittelsbacher Ausgleichsfonds

31.03.2006

Der Bund Naturschutz (BN) und das Wald Bündnis Nordschwaben kritisieren verbreitete Kahlschläge und Monokulturen im Wald des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Der Gewinn dieser Kahlschlagswirtschaft fließt dem Haus Wittelsbach zu. "Wir appellieren deshalb an den Wittelsbacher Ausgleichsfonds und an das Haus Wittelsbach zu einer naturnahe Waldwirtschaft zurückzukehren," so Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des Bundes Naturschutz Bayern. "Wir setzen darauf, dass sich das Haus Wittelsbach, gerade angesichts der Jubiläums "200 Jahre Krone in Bayern" seiner Verantwortung gegenüber der bayerischen Heimat und Bevölkerung bewußt ist und hoffen deshalb auf eine Kehrtwende. Diese Form der skandinavischen Forstwirtschaft ist ein Rückfall in frühere Jahrhunderte und darf sich nicht bei uns durchsetzen."

Waldwirtschaft von gestern für Klima von gestern
Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) bewirtschaftet über 10.000 ha Wälder im Raum Ingolstadt und auch bei Donauwörth. Früher galt der WAF als Pionier für eine naturnahe Waldwirtschaft. In den letzten Jahren gab es leider die genau gegenläufige Entwicklung: Wälder werden hier systematisch im Kahlschlag bewirtschaftet. So wurden in der Nähe von Tapfheim bei Donauwörth Laubwälder in den letzten Jahren großflächig kahl geschlagen und die Flächen anschließend mit Fichten bepflanzt. Wegen des Klimawandels geben Fachleute der Baumart Fichte aber für weite Teile Bayerns schlechte Zukunftschancen. Viele Waldbauern setzen dagegen mittlerweile auf Mischwälder aus angepaßten heimischen Baumarten, wie Buche, Eiche oder Bergahorn. "Dies ist schon eine besondere Art des Waldumbaus" kritisiert Stefan Kolonko von der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft: "Weg vom stabilen Laubmischwald und hin zur problematischen Fichtenmonokultur".

Viele Rehe und hoher Wildverbiss statt Artenvielfalt
Angesichts der hohen Wildbestände in den Wäldern des WAF haben Mischbaumarten auch geringe Überlebenschancen, weil sie massiv verbissen werden. Sogar die angepflanzten Fichten, welche die Rehe andernorts nicht verbeißen, werden hier noch verbissen. "Eigentlich wären die Wälder unserer Heimat sehr artenreich, aber die Mißwirtschaft mit Kahlschlag und Monokultur in Verbindung mit den überhöhten Rehwildbeständen läßt nur wenig Baumarten und Bodenvegetation hochkommen," so Alexander Helber vom Bund Naturschutz Donau-Ries und Sprecher des Wald Bündnisses Nordschwaben.

Mangelnde Kontrolle durch staatliche Behörden und PEFC-Zertifizierung
Eine derartige Waldbewirtschaftung widerspricht den Vorgaben des Bayerischen Waldgesetzes und des Bundesnaturschutzgesetzes. Vor der Forstreform war der WAF als Stiftung des öffentlichen Rechts sogar verpflichtet vorbildlich zu wirtschaften. Dagegen hatte der WAF in der Vergangenheit mehrfach protestiert, weil er als Privatwald mit geringeren Anforderungen gelten wollte. Mit der Forstreform hat der WAF nun sein Ziel erreicht und wird als Privatwald eingestuft. Allerdings gelten ab Juli 2005 auch für den Privatwald verschärfte Vorgaben, so ist z.B. der Kahlschlag zu vermeiden. "Wir fordern daher die Forstbehörden auf, im WAF nach dem Rechten zu sehen. Es ist sicherzustellen, dass das was für den kleinen Waldbauern gilt auch für den Großprivatwald gilt", so Hubert Weiger.

Ebenso widerspricht diese Art der Waldwirtschaft den Regeln des PEFC-Zertifizierungssystems, dem sich auch der WAF freiwillig verpflichtet hat. Nach den PEFC-Vorgaben werden Kahlschläge grundsätzlich unterlassen und Mischbestände angestrebt. Bei Holzerntemaßnahmen sind Schäden an Bestand und Boden weitestgehend zu vermeiden. Hierfür ist es erforderlich, flächiges Befahren grundsätzlich zu unterlassen. Im Juli 2005 reichte der BN bei PEFC eine Beschwerde ein, die bislang aber keine konkreten Ergebnisse gebracht hat, außer der Zusage, dass man den Hinweisen nachgehen wird. "Dies ist auch einer der Hauptkritikpunkte an PEFC", kritisiert Hubert Weiger. "Es liegen hier seit Jahren gravierende Verstöße gegen PEFC-Standards vor, aber PEFC will nichts davon wissen oder weiß nichts davon, weil der Forstbetrieb überhaupt noch nicht begutachtet oder kontrolliert wurde. Das Holz aus dieser Kahlschlagswirtschaft wird aber trotzdem mit dem PEFC-Logo vermarktet." Der Bund Naturschutz fordert deshalb eine schnelle Prüfung der Waldbewirtschaftung in den Wäldern des WAF. Bis zu einer Klärung sollte das Holz aus dem WAF nicht unter dem PEFC-Logo verkauft werden, wenn sich PEFC nicht dem Vorwurf der Verbrauchertäuschung aussetzen will.