Karl Gayer-Medaille für Privatwaldförster
Im Rahmen einer Festveranstaltung in Holzkirchen ehrt der BUND Naturschutz in Bayern (BN) drei Privatwaldförster aus dem Landkreis Miesbach. Die Revierförster Robert Wiechmann (Forstrevier Holzkirchen), Peter Lechner (Forstrevier Schliersee) und Gerhard Waas (Forstrevier Schaftlach-Fischbachau) erhalten diese Auszeichnung für ihre langjährigen Verdienste in der Privatwaldberatung um die naturgemäße Waldwirtschaft, die waldgerechte Jagd und den Waldumbau im Privatwald. Mit dieser Auszeichnung ehrt der BN in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Bayern Persönlichkeiten mit außergewöhnlichen Verdiensten um den Wald. Die Förster Lechner, Waas und Wiechmann sind die 30., 31. und 32. Preisträger der 1977 vom BN gestifteten Karl Gayer-Medaille.
Seit Jahrzehnten vorbildlicher Einsatz für das Gemeinwohl
In seiner Laudatio lobte Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN, die langjährigen Verdienste der Geehrten im Rahmen ihrer erfolgreichen Beratung der Privatwaldbesitzer: "während Ihrer gesamten Dienstzeit haben Sie leidenschaftlich und überzeugend bei den Waldbesitzern dafür geworben, dass der naturnahe Waldbau für sie sowohl aus ökonomischer als auch ökologischer Sicht das Beste ist." Entscheidend für den Erfolg war aus Sicht des BN, dass die Privatwaldförster die Probleme der überhöhten Wildbestände offen ansprachen, weil diese das entscheidende Hindernis für eine naturnahe Waldwirtschaft waren und leider andernorts auch heute noch sind. Bei der Waldberatung setzten sie den Grundsatz "Wald vor Wild" an die erste Stelle und mischten sich somit in jagdliche Belange ein, auch wenn es ihre höchsten Vorgesetzten manchmal nicht zulassen wollten. Weiger honorierte, dass sie auch gegen Widerstände zäh und fleißig dazu beitrugen, dass heute in Privatwäldern im Landkreis Miesbach sehr sehenswerte Waldbilder bewundert werden können, wofür er auch den Waldbesitzern ausdrücklich dankte. In seiner Ansprache bat Weiger die vorgesetzten Dienststellen und die anwesenden Politiker darum, die herausragende Arbeit der drei Privatwaldförster zu unterstützen und sich dafür einzusetzen, dass auch in anderen Wäldern und Regionen ähnliche Fortschritte in der naturgemäßen Waldwirtschaft und Umsetzung der Grundsatzes Wald vor Wild möglich werden. Denn die in dieser Hinsicht vorbildlichen "Miesbacher" Verhältnisse sind in Bayern leider nicht die Regel, sondern die Ausnahme.
Positive Entwicklung im Landkreis Miesbach seit den 1980er Jahren
Weiger schilderte in seiner Laudatio die örtlichen forst- und jagdlichen Veränderungen seit den 1980er Jahren. Bis Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren die waldbaulichen Verhältnisse im Landkreis Miesbach, genauso wie in den benachbarten Landkreisen als ausgesprochen katastrophal einzustufen. Bis dahin galt über viele Jahrzehnte der Wildverbiss durch das Schalenwild als "schicksalshaft". Die Baumarten Tanne, Buche und die Edelbaumarten hatten nicht die allergeringste Chance aufzuwachsen, sie wurden bereits als Sämlinge abgefressen. Auch die Strategie mit kilometerlangen Wildzäunen den Wildverbiss an Aufforstungen auszuschließen scheiterte. Zu Beginn der 1980-iger Jahre setzte das Bayerische Forstamt Schliersee eine Trendwende in der örtlichen Jagdpolitik durch: mit Hilfe der Jagdgenossenschaften und mit Einführung des "Revierweise Gutachten", mit dem jährlich der Zustand der Naturverjüngung und des Wildschadens erhoben und bekanntgegeben wurde. Seit dieser Zeit trägt dieser Kurswechsel Früchte. Die Revierweisen Gutachten, jetzt heißen sie Revierweise Aussagen werden nach wie vor in den Forstrevieren von den drei zu Ehrenden jährlich erstellt. Nachdem sie jahrelang bayernweit als zu arbeitsaufwendig dargestellt wurden, hat Landwirtschaftsminister Helmut Brunner auf eine gemeinsame Initiative des Bund Naturschutz in Bayern, des Ökologischen Jagdverbandes und der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft durchgesetzt. Wichtig war dabei, dass der Bayerische Waldbesitzerverband dies auch gefordert hatte.
Eindrucksvolle Waldbilder mit reicher Tannennaturverjüngung
Im Rahmen eines Waldbeganges, bei dem die Karl Gayer-Medaillen überreicht wurden, wurden einige gelungene Waldbilder im Privatwaldrevier Holzkirchen vorgestellt. Manfred Burger, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Miesbach und Hans Kornprobst, Sprecher des Arbeitskreises Wald im BN, freuten sich über die Ehrungen und die damit verbundene landesweite Anerkennung der naturnahen Waldwirtschaft im Landkreis Miesbach.
Waldbauprofessor Karl Gayer als Vorbild
Mit der Karl Gayer-Medaille ehrt der BN in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft seit 1977 Personen, die sich in außergewöhnlicher Weise um die naturgemäße Waldwirtschaft verdient gemacht haben. Die Karl Gayer-Medaille geht auf den Münchner Waldbauprofessor Karl Gayer zurück, der als Vordenker für den naturnahen Wald gilt. Bereits im 19. Jahrhundert hat er als Gegenbewegung zu Altersklassen- und Kahlschlagswald die Vorteile des gemischten, ungleichaltrigen Waldes und des Femelschlags als kleinflächige Nutzungsform herausgestellt.