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Keine dritte Straße von Geiselhöring nach Straubing

Bund Naturschutz (BN) fordert Einstellung der Planungen für die Südumfahrung von Geiselhöring und keinen weiteren Flächenverbrauch für überflüssige Infrastrukturprojekte im Landkreis Straubing-Bogen

26.10.2007

Nachdem bisher alle Bemühungen zur Realisierung der bestehenden Alternativtrasse erfolglos waren, hat der BN bereits im September eine Petition beim Bayerischen Landtag eingereicht. Ziel der Eingabe ist es, die Voraussetzungen für die Umsetzung der so genannten Regionaltrasse, als einzig akzeptable und auch vom BN tolerierbare Alternative zu schaffen. Das bestehende Straßennetz in diesem Raum ist nach Ansicht des BN grundsätzlich ausreichend. Helmut Steininger, Mitglied des BN Landesvorstands, stellte klar: „Es wäre absurd und nicht nachvollziehbar, wenn die umweltverträglichere Alternative, d.h. im wesentlichen der Ausbau bestehender Straßen, am Kompetenzgerangel zwischen Freistaat und Landkreis scheitern würde“.

Neue Straße überflüssig und verkehrswirtschaftlich unsinnig

Seit mehreren Jahren plant das Staatliche Bauamt Passau eine Ortsumfahrung von Geiselhöring und Perkam durch den Neubau der Staatsstraße 2142 in diesem Abschnitt. Die sich geradezu aufdrängende, wesentlich naturschonendere und umweltverträglichere Alternative wäre der Ausbau der bestehenden Kreisstraße SR 2 mit einer Minimalumgehung von Hainsbach (Regionaltrasse) und die Einbeziehung der SR 11 ab Feldkirchen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Lösung wäre auch, dass der gesamte regionale und überregionale Pkw- und Lkw-Verkehr über den in Kürze fertiggestellten Südring von Straubing unmittelbar an das Industriegebiet Straubing Ost und den Hafen Straubing Sand geführt werden könnte. Die amtliche Trasse führt dagegen in die Sackgasse, weil die Verkehrsprobleme nur verlagert werden. Der Verkehr trifft vor Straubing, bei Kay und Alburg, weiterhin auf einen dicht besiedelten Raum und hätte eine deutliche Zunahme der Lärm- und Feinstaubbelastungen für die betroffenen Menschen zur Folge. „Die vom Bauamt geplante Trasse ist schon allein aus diesen Gründen nach Ansicht des BN völlig überflüssig, unsinnig und nicht zu rechtfertigen“ betonte Helmut Steininger.

BN fordert flächensparende und naturschonende Alternative

Die vom BN und der örtlichen „Bürgerinitiative für die Regionaltrasse“ vorgeschlagene Alternative zur Lösung der Verkehrsprobleme wäre wesentlich landschaftsschonender, würde deutlich weniger fruchtbarsten Boden versiegeln und die Eingriffe auf ein Minimum reduzieren. Da bei Feldkirchen die so genannte „Panzertrasse“ mit einbezogen werden könnte, würden auch erhebliche Kosten eingespart und keine Steuergelder in Höhe von 15 – 20 Millionen Euro für eine nicht notwendige, neue Straße nach Straubing verschwendet. Das Vorhaben steht außerdem in krassem Widerspruch zu den Zielen der Staatsregierung den Flächenverbrauch einzudämmen, die weitere Zerschneidung und Zerstückelung von Freiräumen zu vermeiden und naturnahe, bäuerliche Kulturlandschaften zu erhalten.

Die neue Straße würde in ca. 1,5 km Entfernung parallel zur bestehenden St 2142 verlaufen und, inklusive Ausgleichsflächen, rund 30 Hektar landwirtschaftliche Böden in Anspruch nehmen. Der Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsprojekte ist jedoch in Bayern nach wie vor viel zu hoch. Durchschnittlich 15,8 Hektar (158.000 qm) pro Tag wurden im Jahr 2006 immer noch versiegelt und bebaut. Um diese massiven Verluste einer nicht vermehrbaren Ressource zu reduzieren, ist die Realisierung flächen-sparender Alternativen unabdingbare Voraussetzung. Dazu hat sich nicht nur die Bayerische Staatsregierung wiederholt bekannt, sondern auch die im „Bündnis Bayern zum Flächensparen“ zusammengeschlossenen Organisationen, Behörden und Verbände. „Zu den Alternativen zum Straßenbau im Raum Geiselhöring-Straubing gehört aber auch die Verbesserung und umgehende Sanierung der Gäubodenbahn“ forderte Andreas Molz, 1. Vorsitzender der BN Kreisgruppe Straubing-Bogen. Er erklärte, dass hierfür in erster Linie die Beschleunigung der Labertalbahn mit Verdichtung der Zugfrequenzen auf einen durchgehenden Stundentakt am Wochenende und einen Halbstundentakt in den Hauptverkehrszeiten notwendig ist. „Damit ließen sich entscheidende Verkehrsanteile von der Straße auf die umweltverträgliche Bahn verlagern und diese Maßnahmen müssen Vorrang vor allen Straßenneubauten haben, insbesondere auch im Hinblick auf die Notwendigkeit und die Ziele der Staatsregierung klimaschädliche Emissionen deutlich zu reduzieren“, sagte Molz.

Streng geschützte Vogelart durch Straßenbau bedroht

Nach Einschätzung des BN würden dem geplanten Straßenbauprojekt außerdem die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände des Naturschutzgesetzes entgegen stehen. Im Bereich der vorgesehenen Trasse befindet sich nämlich eines der wenigen Vorkommen der gemäß Anhang 1 der EU-Vogelschutzrichtlinie streng geschützten Wiesenweihe. Im Jahr 2007 brütete im direkten Bereich der geplanten Trasse ein Brutpaar und um näheren Umfeld drei wietere Paare. Für die Erhaltung dieser Greifvogelart in Deutschland hat Bayern eine ganz besondere Verantwortung, so dass Beeinträchtigungen der Lebensräume zwischen Geiselhöring und Perkam unterbleiben müssen.

Petition eingereicht – Alternativtrasse wäre für alle ein Gewinn

Alle Bemühungen zur Realisierung der natur- und landschaftsschonenden Alternative, die zudem erheblich kostengünstiger und verkehrstechnisch wesentlich sinnvoller wäre und auch eine deutliche Entlastung der Anwohner der bestehenden St 2142 brächte, blieben bisher jedoch erfolglos. Sie scheiterten offensichtlich vor allem an den straßenbaulichen Zuständigkeiten für die unterschiedlichen Straßenkategorien. Nach Ansicht des BN wäre die einfachste Lösung dieser Probleme die Umwidmung der Alternativtrasse zur Staatsstraße und zugleich die Rückstufung der bestehenden St 2142 zwischen Geiselhöring und Perkam zur Kreisstraße. Um dafür die Voraussetzungen zu schaffen hat der BN und unabhängig davon auch die Bürgerinitiative bereits Ende September eine entsprechende Petition an den Bayerischen Landtag gerichtet. Der BN ist der Überzeugung, dass sich damit die Hauptschwierigkeiten, die einer Realisierung der umweltverträglicheren Alternative offenbar entgegen stehen, aus dem Weg räumen ließen. „Und wir sind zuversichtlich, dass unsere Eingabe berücksichtigt wird, weil letztendlich alle davon profitieren würden. Die Natur sowieso, aber auch die Anwohner, die betroffenen Landwirte und der Freistaat Bayern bzw. die Steuerzahler, da die Alternative deutlich billiger wäre. Aber auch für den Landkreis sind die Vorteile offensichtlich, weil er zusätzlich eine bestens ausgebaute Kreisstraße bekäme und die Verkehrsprobleme optimal gelöst würden“, erklärte Andreas Molz. Außerdem muss die Kreisstraße SR 2 zwischen Hainsbach und Metting ohnehin dringend saniert werden.

BN und Bürgerinitiative zuversichtlich, dass Vernunft siegt

Dass letztendlich doch noch die Vernunft über das starre Festhalten an den bisherigen Positionen siegt, hoffen BN und Bürgerinitiative auch deshalb, weil sich Ministerpräsident Günther Beckstein bereits im August, in seiner damaligen Funktion als Innenminister, zu dem geplanten Straßenbauprojekt entsprechend geäußert hat. In der örtlichen Presse wurde mitgeteilt (Zitat):„Einer eventuellen Umwidmung der beiden Straßen und somit einem Wechsel der Baulast stünde nach Aussage von Innenminister Beckstein grundsätzlich nichts im Wege. Im Gegenteil: In Kooperation von Staat und Kommunen müsste bei allen Planungen der Umwidmung bereits anderweitig genutzter Flächen soweit irgendwie möglich Vorzug vor Erschließung und Nutzung neuer Flächen gegeben werden.“ Dieser Aussage schließt sich der BN voll und ganz an. „Wir fordern daher die zuständigen Behörden und Politiker auf, sich im Sinne dieser klaren Position für die Realisierung der Alternativtrasse einzusetzen“, betonte Helmut Steininger. Der BN und die Bürgerinitiative stehen auch nicht allein mit ihren Forderungen. Neben zahlreichen betroffenen BürgerInnen hat auch die Gemeinde Perkam erhebliche Bedenken gegen die vorliegende Amtstrasse und in der Stadt Geiselhöring soll am 25.11.2007, gemäß Beschluss des Stadtrates, ein entsprechender Bürgerentscheid durchgeführt werden.

Der BN und die Bürgerinitiative appellieren daher an die verantwortlichen Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung, die Weichen für die Umsetzung der natur-, landschafts- und ressourcenschonende Alternative zu stellen, und zwar noch bevor für die Bauamtstrasse ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet wird.

Für Rückfragen:

Kurt Schmid

BN Regionalreferent für Niederbayern

Tel.:089/548298-63

email: kurt.schmid@bund-naturschutz.de

 

Andreas Molz

1. Vorsitzender der BN Kreisgruppe Straubing-Bogen

Tel.: 09421/8006502

 email: Andreas.Molz@alf-sr.bayern.de