Mit Bürgerforschern auf der Suche nach Eichhörnchen
„Die Natur unserer Städte und Wälder verändert sich durch den Klimawandel, der mit der Biodiversitätskrise einhergeht. Wir brauchen mehr Daten, um die neuen Dynamiken zu verstehen und unsere Natur besser schützen zu können“, sagt Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz. Aus diesem Grund startete der Verband bereits im April 2020 das großangelegte Citizen Science Projekt „Eichhörnchen in Bayern“. Bürgerforscher sollen helfen, Daten zu erfassen, um herauszufinden, wie es den Eichhörnchen in Bayern geht und wie sie in unserer modernen Landschaft zurechtkommen.
„Mehr als 10.400 Meldungen mit rund 12.500 Tieren wurden seit Projektstart gemeldet. Das sind sehr hoffnungsvolle Zahlen für ein Pilotprojekt. Die Menschen haben großes Interesse an Eichhörnchen und möchten sich aktiv an ihrem Schutz beteiligen“, freut sich die BN-Referentin für Mitmachprojekte, Martina Gehret. „Die Nager gehören vielleicht zu den beliebtesten Wildtieren. Sie sind schwindelfreie Kletterer, fleißige Nusssammler und sehr anpassungsfähig. Trotzdem haben sie es zunehmend schwer, gute Lebensräume zu finden“, so Gehret weiter. Der ursprüngliche Lebensraum des Eichhörnchens sind Wälder. Als sogenannte Kulturfolger sind sie aber auch in Städten und Gärten anzutreffen. Dort ernähren sie sind von energiereichen Baumsamen und -früchten, die aber erst ab einem gewissen Baumalter produziert werden.
Alleen, Gärten, Friedhöfe oder Parks – Eichhörnchen haben unsere Städte erobert
In Städten sind Eichhörnchen noch häufig anzutreffen, aber nur dort, wo es ältere Bäume gibt. Die jedoch werden immer weniger, weil ihnen Bodenverdichtung, fehlender Wurzelschutz bei Bauarbeiten, Streusalz und Wassermangel schwer zu schaffen machen. Deshalb kommt es in Städten häufig vor, dass Eichhörnchen ihre Kobel an ungeeigneten Orten wie Blumenkästen und Balkonen errichten. „Es wurden sogar Eichhörnchen gemeldet, die alte Specht-Löcher an Hausfassaden nutzen, und dort ihre Jungen großziehen“, sagt Gehret. Wirft man einen Blick auf die interaktive Bayernkarte der BN-Projektseite, gewinnt man den Eindruck, dass Eichhörnchen nur in der Stadt leben. „Der Schein trügt. Momentan sind mehr Bürgerforscher in den Städten und Siedlungen unterwegs und melden dort ihre gesichteten Tiere. Keine Sorge! Es gibt sie noch – die Eichhörnchen im Wald“, schmunzelt Gehret. „Allerdings wissen wir noch nicht, wie sich der zunehmende Verlust alter Bäume in Laub- und Mischwäldern auf die Lebensraumwahl und Streifgebietsgröße des Eichhörnchens auswirkt. Hierfür brauchen wir mehr Daten. Aus diesem Grund freuen wir uns besonders über vermehrte Beobachtungen aus größeren Waldgebieten,“ erklärt die Projektverantwortliche.
Das Bürgerforscher-Projekt geht weiter
Jeder kann mitmachen und Eichhörnchen-Forscher werden. Jede Beobachtung zählt! Melden Sie dem BUND Naturschutz, wann und wo Sie Eichhörnchen gesehen haben – schnell und einfach über die BN-Webseite oder noch einfacher mit der Smartphone-App „Eichhörnchen in Bayern“, die es für Android und iOS Betriebssysteme kostenfrei zum Download gibt. Eine erste Bilanz zum Projekt findet man unter Ergebnisse 2020 - BUND Naturschutz in Bayern e.V. (bund-naturschutz.de)
Für Rückfragen: Martina Gehret, martina.gehret@bund-naturschutz.de, Tel: 0911/57529418, Mobil: 0160/5640529
Foto: Neugieriges Eichhörnchen
Fotograf: Heinz Ehrsam