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Naturfluss Salzach

Diese Jahr wird für die Schicksalsjahr für die Salzach: Staustufen oder Naturfluss

06.03.2013

„Die Salzach muss wieder ein Naturfluss werden“ ist die klare Forderung der Naturschutzverbände an der Salzach, wie heute der Landesvorsitzendes des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) und der Landesvorsitzende des NATURSCHUTZBUND Salzburg Hans Kutil dargestellt haben. „Diese Jahrhundertchance muss heuer endlich und endgültig ergriffen werden, die Staustufenplanungen müssen ein für alle mal vom Tisch.“

BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) und der Österreichische NATURSCHUTZBUND feiern 2013 jeweils ihr 100 Jahre-Jubiläum. Seit Jahrzehnten kämpfen sie für eine freie Salzach und gegen Wasserkraftwerke. „Wir werden 2013 alles dafür tun, dass wir und die Bevölkerung endgültig eine „freie Salzach“ geschenkt bekommen“.

Die Naturschutzverbände haben gegen die Staustufenplanungen auch funktionierende Konzepte der Wasserbauer auf ihrer Seite: „Naturfluss Salzach – das geht.“ Die Oberösterreichische Umweltanwaltschaft hatte das Büro Mayr & Sattler aus Wien beauftragt, dies zu prüfen. „Die Naturflussvariante ist technisch machbar; stellt die ökologisch beste Variante dar; lässt sich rasch, kostengünstig sowie in Teilabschnitten umsetzen und erfüllt alle gesetzlichen Vorgaben!“ fasst die Oberösterreichische Umweltanwaltschaft die Ergebnisse zusammen (siehe Anlage). Diese Variante kann alle Funktionen der Salzach-Sanierung erfüllen und gibt der Salzach als einzige Variante zusätzlich wieder etwas von ihrem dynamischen Alpenfluss-Charakter zurück.

Da die Studie nur das Tittmoninger Becken umfasst, haben die Naturschutzverbände nun DI Sattler direkt beauftragt, eine entsprechende Variante auch für das Freilassinger Becken auszuarbeiten. Die Ergebnisse diese Studie werden im wenigen Monaten vorliegen.

Auch die Menschen wollen mehr Naturfluss: 80% der Menschen habe bei der kürzlich durchgeführten Umfrage im Freilassinger Becken für „weiche Ufer“ gestimmt. Weiche Ufer bedeuten mehr Freiraum für die Salzach, mehr Dynamik, mehr Artenvielfalt, mehr Erlebnis. Bei Oberndorf kann man das schon erleben, hier hat die Salzach schon freie Ufer bekommen. Das muss weiter fortgeführt werden.

Diese Umfrage ist allerdings aus Sicht der Naturschutzverbände insgesamt fragwürdig: eine geringe Teilnehmerzahl, eine selektive Auswahl der Befragten sowie fragwürdige Fragen können nicht jahrzehntelange wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse ersetzen. Die Naturschutzverbände hatten sich daher an dem Flussdialog nicht beteiligt und ihn als „Scheindialog“ verlassen.

Die Befragung kann daher auch keine Wasserkraftwerke legitimieren. „Wasserkraftstrom ist nicht nachhaltig. Neue Wasserkraftwerke sind für die Energiewende nicht nötig. Die Einsparpotentiale sind um ein Vielfaches größer und völlig ohne Schaden an der Natur umsetzbar.“ so BN und ÖNB. Die Salzach darf nicht auf dem Altar eines vermeintlichen Klimaschutzes geopfert werden. Der Erfolg der derzeit laufenden Sanierung der Salzach würde durch Wasserkraftwerke völlig unnötig aufs Spiel gesetzt.

Die Salzach ist ein international bedeutsamer Lebensraum und ein europäisches Schutzgebiet Natura 2000. „Dessen Schutz und auch die Vorgaben der Alpenkonvention sind nicht vereinbar mit einer Wasserkraftnutzung“, ist auch die länderübergreifende Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach (ALS) überzeugt.

Link zur Naturfluss-Studie

www.ooe-umweltanwaltschaft.at/  (Punkt Sanierung der Unteren Salzach) bzw. www.ooe-umweltanwaltschaft.at/xbcr/SID-516D2B95-DC904A1A/NL3_Archiv.pdf (Kurzzusammenfassung im Newsletter 03/2012
oder direkt die Studie:
www.ooe-umweltanwaltschaft.at/xbcr/SID-E638B5C0-367B1215/Endbericht_NFV_Machbarkeit_2012.pdf  
sowie der Übersichtslageplan:
www.ooe-umweltanwaltschaft.at/xbcr/SID-E638B5C0-367B1215/NFV_Lageplan_2012.pdf

Auskunft / Ansprechpartner:

Dr. Hannes Augustin, Naturschutzbund Salzburg, Tel. +43/660/15 390 61, hannes.augustin@naturschutzbund.at

Erich Prechtl, Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach, Tel. +49/(0)8654/ 61198, Erich.Prechtl@t-online.de

Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Südbayern Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), Tel.: +49 / 89 / 54 82 98 89, christine.margraf@bund-naturschutz.de

Hintergrundinfos:

Die Untere Salzach:

Die untere Salzach ist der letzte freie ungestaute Alpenfluss Bayerns und Österreichs. In den letzten Jahren wurde hier eine vorbildliche Renaturierung begonnen.

Die untere Salzach ist der letzte auf längerer Strecke ungestaute Voralpenfluss in Bayern und Österreich. Von der Mündung aufwärts auf über 60 km Länge ist der Grenzfluss Salzach nicht gestaut. Entsprechend artenreich und einmalig sind die Lebensräume entlang der Salzach. Sie sind auch als europäisches Schutzgebiet Natura 2000 geschützt.

Die derzeit laufende Sanierung wird die Salzach ohne Wasserkraftwerke für Mensch und Natur weiter aufwerten. Sie ist vorbildlich für einen zukunftsfähigen Umgang mit unseren Flüssen.  

Die Konzepte und Planungen zur Sanierung der Unteren Salzach sind zügig fortzuführen und umzusetzen. Dabei ist unter Beachtung der Natura 2000-Gebiete insbesondere den naturverträglichsten Varianten wie der Flussaufweitung Vorrang zu geben.

Die Salzach und ihre Auen (Historische Au ca. 4500 ha ):
Flora: Gesamtflorenliste umfasst 456 Farn und Blütenpflanzen. Besonders hervorzuheben sind die Bestände an Frühjahrsgeophyten und Alpenschwemmlingen.
Tiere:

ArtengruppenZahlAuentypisch
Vögel15540
Reptilien52
Amphibien95
Libellen3313
Laufkäfer13428
Schmetterlingeca. 60066

Fische: aktueller Bestand: 35 Arten, historischer Bestand: 44 Arten (verschwunden sind z.B. Bach-, Flußneunauge, Hausen, Stör). Typische teilziehende Arten: Huchen, Äsche, Nase und Bachforelle.

Die „Naturflussvariante“: siehe Anlage

Die Umfrage:
Vom 14. Januar bis 3. Februar 2013 wurde die Bevölkerung im Freilassinger Salzach-Becken im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums, des Landes Salzburg und des Österreichischen Lebensministeriums zur Zukunft der Unteren Salzach befragt. 9,4 Prozent haben sich an der Umfrage beteiligt (708 Personen im Land Salzburg, 1036 Personen im Freistaat Bayern). Daraus eine Mehrheit für Wasserkraftwerke abzuleiten ist nicht nachvollziehbar. 90,6 Prozent haben sich an der Umfrage nicht beteiligt. Von den Teilnehmern haben 80 Prozent die weichen Ufer positiv beurteilt. Das ist ein positives Signal dafür, dass man das bestehende Konzept für die Sanierung der Salzach weiter umsetzen muss.

Die Naturschutzverbände bewerten das Ergebnis als blamabel, sie hatten ihn zudem als „Scheindialog“ kritisiert und sich daher nicht daran beteiligt.

Die Planungen zur Wasserkraftnutzung:
Im neuen Energiekonzept der Bayerischen Staatsregierung steht als Ziel: „Wir unterstützen den Neubau von Wasserkraftwerken an bestehenden Querbauwerken. Neubauten sind zu errichten u. a. an Lech / Hochablass und Salzach.“ Konkret werden an der Salzach Wasserkraftwerke an drei Standorten im Freilassinger Becken geplant.

Die Wasserkraft liefert heute bereits 15% des Stroms in Bayern von 85 TWh. Hingegen liegen PV bei 3,5%, Wind bei 0,6% und Geothermie bei <0,1%.

90% aller Fließgewässer sind bereits verbaut, 4.250 Wasserkraftanlagen haben aus Flüssen Stauseen gemacht.

Im Tittmoninger Becken ist eine der konkreten Planungen die Errichtung von 3 Fließkraftwerken (bei Fluss-km 25,8 – 33,8 – 39,4) mit einer Leistung von 3 x 5 MW (15 MW) bzw. Stromproduktion von 3 x 30 GWh = 0,09 TWh (bei 6000 Volllaststunden), was aber unrealistisch ist, da die Salzach weniger als Hälfte des Jahres mehr als 200 m³ Wasser führt. Damit erfolgt auch keine Grundlast-Produktion.

Negative ökologische Folgen:

  • Fluss-Dynamik würde reduziert/ eingegrenzt
  • höherer Aufstau bedeutet Reduzierung der Wasserstandsschwankungen in Fluss und Aue
  • Stauhöhe bis 1,50 m, d.h. bei 1 Promille Gefälle 1,5 km Rückstau --> insgesamt 4,5 km von ca. 22,5 km beeinträchtigt (= 20%), Planer sprechen von 8 km beeinflusster Strecke.
  • Durchgängigkeit für Fischarten wäre verschlechtert, hier sind noch viele Fragen offen.
  • Restwasserfrage ist ungeklärt: technisch geplant wären 15 m³/s, was viel zu wenig ist: Nötig wäre mindestens Restwassermenge in Höhe der natürlichen Niedrigwassermenge (NQ) von 80 m³/s.
  • Ungeklärt ist auch die Gründung des Kraftwerkes (soll angeblich flach sein, was bei Seeton aber nicht ausreicht)
  • Ungeklärt ist auch die notwendige Infrastruktur (z. B. Bauwerke am Ufer, Stromleitungen im Hinterland etc.), die Wartungsfrequenz (wg. Störungspotenzial im FFH- und SPA-Gebiet) u.a.