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Naturschutz und Klettern " Felsen und ihre Bedeutung für den Artenschutz

Bund Naturschutz stellt Informationstafeln am Höhenglücksteig vor.

30.05.2006

Von vielen übersehen: Schnecken leben in unseren Kalkbuchenwäldern und an Felsen

Von den ca. 300 aus ganz Bayern bekannten Binnenmollusken (Landschnecken, Wasserschnecken, Muscheln) sind im nördlichen Teil der Frankenalb 191 Arten nachgewiesen, also fast 2/3 des Gesamtartenspektrums. Dieser Naturraum stellt für die Gruppe der Weichtiere somit einen "Hot-Spot" Schwerpunkt der Biodiversität (Artenvielfalt) dar. Grund hierfür sind die kalkhaltigen Ausgangsubstrate des Weißen Jura (Malm; Gehäuseschnecken benötigen Kalziumkarbonat zum Aufbau ihrer Schalen) und das enge Nebeneinander unterschiedlichster Biotoptypen wie naturnah erhaltene Hang- und Schluchtwälder, Feuchtwälder, Kalkmagerrasen, Nasswiesen, Quellfluren und Karstbäche. Die im Frankenjura lebenden, in großer Artenzahl auftretenden Felsschnecken stellen eine Besonderheit dar, da sie in den umgebenden Naturräumen nahezu fehlen. Einige dieser Felsschnecken kommen bundes-, z. T. sogar weltweit nur im Franken- und Pegnitzjura vor und stellen Relikte früherer Warm- oder Kaltzeiten dar, deren aktuelle Hauptverbreitung in den Alpen oder den Karpaten liegt. Ihre Vorkommen in der Frankenalb sind heute auf wenigen isolierte Fels- und Ruinenstandorte beschränkt und somit extrem gefährdet. Aus dem Gebiet um Hirschbach sind derzeit 58 Schneckenarten aus den verschiedensten Biotoptypen bekannt, darunter 7 stark gefährdete und 12 gefährdete Arten der Roten Liste Bayerns. Weitere 9 Arten werden in der sog. Vorwarnliste geführt. Unter den im Gebiet auftretenden Felsschnecken gibt es einige Arten, die auf offene, wärmeexponierte Felsköpfe und Felsbänder zwingend angewiesen sind. Diese Arten kommen meist nur dort vor, wo hohe Felsnadeln das Blätterdach des Waldes überragen oder in Felsbereichen, die vom Menschen seit langer Zeit offen gehalten wurden. Andere Arten von Felsschnecken sind zwingend auf Beschattung und feuchte Felsstandorte angewiesen. Sie besiedeln häufig nach Norden exponierte Felsformationen oder Felsen schattiger, tief eingeschnittener Schluchten. Typische Felshabitate für Kleinschnecken (Moospüppchen, Windel-, Grasschnecken) sind beispielsweise Gras- oder Thymian-Polster besonnter Felsköpfe und Felsbänder. Andere Arten wie die augen- und pigmentlose Blindschnecke leben tief im Mulm von Felsspalten versteckt; ähnlich verhält sich die Weitgenabelte Kristallschnecke. Einige Arten (Pyramiden-Felsenschnecke, Schließmund-, Kornschnecken, Steinpicker) beweiden bei Regenwetter Flechten- und Algenüberzüge der glatten Felswände und ziehen sich bei Trockenheit oder bei strengem Frost in geschützte Spalten und Felsklüfte zurück. Die besonders Feuchte liebenden Arten überdauern Trockenperioden in feuchten Felsmoosen, in denen auch die Jungschnecken vieler Arten geschützt aufwachsen (Alpen-Windelschnecke, Mulmnadel), oder im Gesteinsschutt, der sich am Felsfuß anhäuft. Besonders die Vorkommen dieser sensiblen Fels- und Waldschnecken können beeinträchtigt werden, wenn Bereiche um feuchte Felsstandorte von Gehölzen frei gestellt, also aufgelichtet werden. Auch das Entfernen (Ausputzen) oder eine sonstige Schädigung von Vegetationsbeständen durch das Beklettern derartiger Bereiche, kann zum Rückgang oder gar zum lokalen Aussterben von Felsschnecken führen. Im Gebiet rund um den Kinderklettersteig an der "Rutschn" bei Hirschbach finden sich einige noch häufige, weit verbreitete Schneckenarten, die für Wald- und Felsstandorte typisch sind. Die Felsen wurden vor dem Bau des Klettersteiges von einem "Malakologen" (einem Schneckenforscher) untersucht. Die Bereiche, durch die der Klettersteig führen wird, weisen keine hochgradig gefährdeten Felsschnecken auf. Entsprechende Vorkommen liegen aber in den höheren Bereichen der Felsformation oder an den benachbarten Felsen von Atzelstein und Mittagfels und sollten aus den genannten Gründen nicht beklettert werden.
Die auf der Tafel dargestellten Schneckenarten sind im Wald rund um den Klettersteig, z. T. aber auch an den Felsen häufig zu finden. Einige sind aber so klein und gut getarnt, dass man viel Glück bei der Suche braucht oder aber ihre Versteckplätze genau kennen muss. Alle diese Fels- und Waldschnecken benötigen ein ausgeglichenes Mikroklima (Temperatur, Feuchte) und ertragen keine direkte Besonnung. Außerhalb schützender Wälder mit intaktem Wald-Innenklima können sie nicht existieren.


Ältestes sich im Besitz der Kreisgruppe befindliches Grundstück

Der Bund Naturschutz (BN) ist seit 1963 im Besitz des Felsbiotops am Höhenglücksteig. Der 3-teilige Klettersteig wurde bereits 1937 errichtet. Der erste und längste Teil des außeralpinen Klettersteigs befindet sich zum Teil auf dem 1,7 ha großem Gebiet des Bundes Naturschutz. Bis in die 90-iger Jahre wurde das direkt an der Landkreisgrenze gelegene Grundstück von der Ortsgruppe Hersbruck betreut. Um die typische Vegetation zu erhalten wurden aufkommende Fichten und Kiefern entfernt. Davon profitierten vor allem Orchideen wie die Händelwurz, die Weiße Waldhyazinthe, das Weiße Waldvögelein oder die Rostrote Sumpfwurz. Nicht zuletzt auf Grund seiner besonderen Bedeutung für die Pflanzenwelt wurden die Traufhänge der Hersbrucker Alb zum NATURA 2000 Gebiet erklärt. Auch das BN Grundstück befindet sich in diesem landkreisübergreifenden Flächenverbund und genießt den besonderen Schutz der Europäischen Union.
Für die Kreisgruppe galt es deshalb im vergangen Winter abzuwägen, ob sie das Ansinnen der Schi- und Bergsportschule aus Hirschbach unterstützen kann. Diese stellte bei der Regierung der Oberpfalz einen Antrag auf Errichtung eines Kinderklettersteigs. Der Biologe Christian Strätz vom Büro für ökologische Studien wurde beauftragt die Wertigkeit des Gebietes hinsichtlich vorkommender Schnecken einzuschätzen.
Seine positive Einschätzung und die der BN Mitarbeiter führten zu dem Beschluss dem geplanten Kinderklettersteig zuzustimmen. "Wir wollen jedoch die Gelegenheit nützen, den Naturnutzern und Kletterern an dieser Stelle einige Verhaltensregeln mit auf den Weg zu geben", so Dr. Kai Frobel, Artenschutzreferent des BN. "Zudem war es uns ein Anliegen einmal die Bedeutung von Felsbiotopen und Kalk-Buchenwäldern für die Artengruppe der Schnecken zu erläutern", so Frobel.


Bei diesem Fels- und Buchenwaldgrundstück handelt es sich um ein wahres Kleinod bayerischer Naturlandschaft. Auf Grund der vielen Besucher des Höhenglücksteigs führt der BN eine Beschilderung an diesem Ort durch. Die BN-Grundstücke werden seit 2003 " dem 90 jährigen Bestehen des BN - landesweit markiert und wichtige Gebiete mit Informationstafeln versehen.

So leistet der BN mit seinen Kreis- und Ortsgruppen einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung unverzichtbarer Trittsteine für den landesweiten Biotopverbund und wichtiger Verknüpfungspunkte im "Grünen Netz" unserer bayerischen Heimat.

Am 9. Juni 1933 erwarb der BN aus Spendenmitteln sein erstes Grundstück in Bayern, das heutige Naturschutzgebiet "Gfällach im Erdinger Moos". 1480 Hektar Biotopflächen befinden sich derzeit im Eigentum des BN, zudem sind ca. 990 Hektar angepachtet (Regierungsbezirk Oberpfalz: Eigentum 177 ha, 72 ha Pacht; Kreisgruppe Amberg-Sulzbach: 61 ha Eigentum, 33 ha Pacht). Der jährliche ehrenamtliche Arbeitsaufwand von BN-Mitgliedern für Pflege, Erhalt und Überwachung der Grundstücke liegt bei ca. 40.000 Arbeitsstunden.


Dieser hohe Einsatz hat aber gute Gründe:
Verbandseigene Grundstücke bieten den maximal möglichen juristischen Schutz vor Landschaftseingriffen, da neben oft bestehendem staatlichen Schutz als "Naturdenkmal" oder "Naturschutzgebiet" der BN hier zudem gegen Eingriffe als Verband klagen kann.

Mit BN eigenen Flächen sichert der Verband die Heimat für die bayerische Bevölkerung.
Dieser kosten- und zeitintensive Einsatz des Verbandes soll behutsam in der Landschaft verdeutlicht werden. Informationstafeln an besonders wichtigen Flächen sollen die Bedeutung der Flächen für den Naturschutz verdeutlichen und Hinweise zum Schutz geben. Handtellergroße Emailleschilder werden sukzessive alle Gebiete und die Grundstücksgrenze markieren. Ausgenommen sind davon jedoch oft versteckt liegende Flächen mit Vorkommen ganz besonders störungs- oder trittempfindlicher Tier- und Pflanzenarten " diese müssen (leider) vor der Allgemeinheit weiter verborgen bleiben.