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Tiere und Pflanzen

Niedrige Milchpreise ruinieren nicht nur Bauern

Bayerische Erholungslandschaft und Arbeitsplätze in Gefahr

24.09.2009

Fünf Liter Milch für einen Euro? Milch billiger als Mineralwasser?

Die niedrigen Milchpreise der letzten Monate bringen nicht nur die bayerischen Milchbauern in Existenznöte, sondern haben dramatische Folgen für Umwelt und Landschaftsschutz, Arbeitsplätze im ländlichen Raum und die Qualitätsvielfalt von Milcherzeugnissen. Dies machten Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, des  Bundes Naturschutz, des Bundes deutscher Milchviehhalter und entwicklungspolititischer Organisationen anlässlich von erneuten Bauernprotesten in München deutlich.

„Bayern ist von den niedrigen Erzeugerpreisen für Milch  besonders betroffen“, so Hubert Weiger, BN Landesvorsitzender, „denn Bayern ist das Bundesland mit dem höchsten Anteil Milchbauern und einer noch kleinteiligen Agrarstruktur, die die Vielfalt der Kulturlandschaft Bayerns prägt.“ 42.000 der ca. 130.000 landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern leben von der Milcherzeugung. Für die Mittelgebirgsregionen und den Voralpenraum mit seinem  hohen Anteil an Wiesen  und Weiden ist die Milchwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Gleichzeitig sichern Wiesen und Weiden eine gute Trinkwasserqualität, bieten Boden- und Hochwasserschutz, schützen das Klima durch die Speicherung von Kohlenstoff im Humus und sind Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.  Rinder, die mit Wiesenfutter ernährt werden, liefern hochwertige Milch- und Fleischerzeugnisse mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Weidekühe sind Klimafreundliche Kühe, wenn sie ohne Zufütterung von Mais und Soja auskommen. Dann benötigen sie keine zusätzlichen Flächen z.B. in Entwicklungsländern, auf denen Nahrung für die Menschen angebaut werden könnte.

Die Preise für die Milcherzeuger müssen die Bewirtschaftungskosten decken, denn sonst gehören Kühe auf der Weide und blühende Wiesenstandorte, die wichtige Grundlage für den Tourismus sind, demnächst der Vergangenheit an. Nicht nur bäuerliche Arbeitsplätze, sondern auch Arbeitsplätze in den regionalen Molkereistandorten sind bedroht.

Der Bund Naturschutz unterstützt deshalb die Anstrengungen der Landwirte, kostendeckende Erzeugerpreise zu erzielen.

„Landwirtschaftsminister Brunner hat sich für Quotenkürzungen in der EU eingesetzt, das ist gut, doch es braucht noch mehr politischen Druck“, so Hubert Weiger, und weiter: „Bayern muss jetzt alle Register ziehen, um mit Landesprogrammen den Milchbauern zu helfen“.

 

Als Sofortmaßnahmen fordert der BN:

Ø      Abkehr der Landwirtschaftspolitik vom System des Wachsens oder Weichens mit Intensivstproduktion hin zu einem neuen  Leitbild der  Einkommensdiversifizierung der landwirtschaftlichen Betriebe. Es müssen möglichst viele der bayerischen Betriebe in den nächsten Jahren weiterwirtschaften.

Ø      die Ausweitung und verbesserte Ausstattung der Grünlandförderung im bayerischen Kulturlandschaftsprogramm

Ø      eine deutliche Erhöhung der Weideprämie

Ø      Ausrichtung der staatlichen Landwirtschaftsberatung in den   Grünlandregionen auf grünfutterbasierte Qualitätsmilch- und Fleischerzeugung

Ø      Qualitätserzeugung auf Basis regionaler Futtermittel satt Massenproduktion auf Basis von Importfutter.

Ø      flächendeckender Aufbau eines Frischmilchangebotes in Bayerns Schulen und staatlichen Einrichtungen, wie Behörden, Altersheimen und Kliniken

Ø      Verbesserte Kennzeichnung von Milchimitaten in Lebensmitteln im Handel und der Gastronomie

Ø      Kein Einsatz von Milchimitaten in der Kälberfütterung

Ø      Bayern muss sich dafür einsetzen, dass die EU-Agrarpolitik so  verändert wird, dass Bürokratie abgebaut wird und die Zahlungen viel stärker als bisher an gesellschaftlichen und ökologischen Leistungen der Landwirtschaft ausgerichtet werden.

Ø      Transferzahlungen für den Ausgleich von reinen Wettbewerbsnachteilen müssen endlich Höchstgrenzen erhalten, die am Arbeitskraftbesatz der Betriebe ausgerichtet sind.

Ø      Naturschutz mit dem Einkaufskorb: Verbraucher können die Landwirte unterstützen, wenn Sie gezielt einkaufen und besonders umweltverträgliche Grünlandbewirtschaftung unterstützen. Gute Beispiele sind Milcherzeugnisse der Molkerei Berchtesgadener Land und der Fenebergmarke „VON HIER“, die Landliebemilch von Campina, mit  der Kennzeichnung „ohne Gentechnik“, und Fleisch und Wurstwaren aus regionaler Erzeugung, z.B. von Weiderinderprojekten aus dem Freisinger Moos, den Hutangern  in der Hersbrucker Alb oder Frankenwaldweiderindern aus dem Landkreis Hof.

 

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN Landwirtschaftsreferentin
e-mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Tel. 0911-8187820

 am 24.9. auch unter 0173 44 66 55 3