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Offener Brief an Präsident Walter Heidl und die Bezirkspräsidenten

Mit größter Sorge sieht der BUND Naturschutz die diffamierenden Aussagen der Spitzen des Bayerischen Bauernverbandes zu den Bemühungen der Politik, den Schutz der Insektenwelt voranzubringen. Deshalb wendet sich der BN-Vorsitzende Richard Mergner mit einem offenen Brief an Walter Heidl, den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes.

08.11.2019

Es gilt, Pressefreiheit zu schützen statt kritische Journalisten zu verunglimpfen, Bienen und Bauern durch bessere Agrarpolitik zu retten statt gegen Naturschutz und Verbraucherschaft zu polemisieren. Lesen Sie hier den vollständigen Text des Briefes.

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Sehr geehrter Herr Präsident Heidl, sehr geehrte Bezirkspräsidenten,

Mit größter Sorge und wachsendem Unverständnis verfolge ich die diffamierenden Aussagen und Veröffentlichungen der Spitzen des Bayerischen Bauernverbandes zu den Bemühungen der Politik auf Landes- und Bundesebene, den Schutz der Insektenwelt voranzubringen. Das Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung sowie das Volksbegehren- wie das Begleitgesetz des Landtags sind gerade auch für ein nachhaltiges Wirtschaften notwendig. Denn damit wird auch die zentrale "Geschäftsgrundlage", ein aktives gesundes Bodenleben sowie ein intaktes Feld-Wiesen-Ökosystem vor den Fehlentwicklungen einer in großen Teilen zu intensiven und von Pestiziden abhängigen Wirtschaftsweise geschützt.

Ihre Kritik an den vom bayerischen Landtag beschlossenen Gesetzen im Nachgang zum Volksbegehren und der - auch von Ihnen - konstruktiv geführten Diskussionen am runden Tisch unter Leitung von Landtagspräsident a.D. Alois Glück reißen völlig unnötig wieder Gräben auf und schaden damit den bäuerlichen Familienbetrieben in Bayern.

Noch schlimmer: Ihre Vorwürfe, der "ständigen Gängelei der Bauern", das Leugnen der Probleme von Überdüngung, zu engen Fruchtfolgen und ausgeräumten Landschaften infolge des Intensivierung- und Wachstumszwangs aufgrund einer von Ihnen mitverantworteten verfehlten Agrarpolitik, das sture Festhalten an Glyphosat und bienenschädlichen Neonicotinoiden bringen große Teile der Bauernschaft in eine Opferhaltung und tragen zur Vereinfachung und Radikalisierung statt zur Problemlösung bei.

Ihre Solidarisierung mit den Bauernprotesten "Land schafft Verbindung", deren Angriffe auf die journalistische Berichterstattung durch die Organisatoren in München am Odeonsplatz völlig unangemessen waren, sind ein unverhohlener Angriff auf die Pressefreiheit. Ebenso empfinde ich die Kritik Ihres Generalsekretärs Georg Wimmer im landwirtschaftlichen Wochenblatt an einer gegenüber jedweder Organisation wichtigen, kritischen Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien, wie des Bayerischen Rundfunks, als schädlich für den demokratischen Diskurs. Ich erwarte in diesem Zusammenhang von Ihnen und Ihrer Organisation auch eine Distanzierung von einer Internet-Petition, in der die "Absetzung von Christine Schneider als Mitglied der Landwirtschaftsredaktion im BR" gefordert wird.

Der BUND Naturschutz und ich persönlich sind seit Jahrzehnten in einem intensiven Dialog mit Bäuerinnen und Bauern egal ob sie in Ökologischen Anbauverbänden, in der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, im Bund Deutscher Milchviehhalter oder im Bayerischen Bauernverband organisiert sind. Unsere geführten Gespräche mit BBV-Kreisobmännern und Kreisbäuerinnen sind in der Rege ebenso von gegenseitiger Wertschätzung und Übereinstimmung in vielen Punkten geprägt. Mit unseren Wiesenmeisterschaftswettbewerben gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft zollen wir seit zehn Jahren den Bäuerinnen und Bauern Respekt und Anerkennung, die sich bemühen, blühende Wiesen und Existenzsicherung ihrer Betriebe in Einklang zu bringen.

Wir werben auch bei Ihnen für die Beteiligung an einem Gesellschaftsvertrag für die bayerische Landwirtschaft und einem neuen bayerischen Weg. Ohne eine Analyse der Fehlentwicklungen der Handels- und Agrarpolitik sowie der Agrarwissenschaft, der Landwirtschaftsausbildung und -beratung, die viele Betriebe zum Aufgeben gezwungen oder in die Existenzkrise getrieben sowie zu massiven Problem im Naturhaushalt, beim Tier- und Verbraucherschutz geführt haben und ohne den glaubhaften Willen zur Änderung der Rahmenbedingungen wird es keine Lösung der Krise geschweige denn eine Zukunftsperspektive für die bäuerliche Landwirtschaft in Bayern geben.

Ich fordere Sie in diesem Sinne zu einem konstruktiven Dialog zum Wohl der bayerischen Landwirtschaft auf. Der BUND Naturschutz steht für ein solches Ringen um beste Wege zur Verbindung gesellschaftlicher Ansprüche und nachhaltiger, existenzsichernder Landbewirtschaftung jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Richard Mergner