Amphibienrettung in Vaterstetten/Ingelsberg – Amphibien kämpfen mit Klimaerwärmung
Auf ihren Wanderungen müssen Amphibien zahlreiche Hürden und Gefahrenstellen überwinden. Bereits seit Ende Februar sind deshalb bayernweit wieder viele ehrenamtliche Helfer*innen unterwegs, um den Tieren über die Straßen zu helfen. Durch die milden Temperaturen sind die Amphibien heuer besonders früh unterwegs. „Die steigenden Temperaturen locken die Tiere aus ihren Winterquartieren und sie suchen jedes Jahr wieder jene Gewässer auf, in denen sie sich selbst von der Kaulquappe zum Frosch, Molch oder Kröte gewandelt haben“, erklärt Regina Wegemann von der BN-Kreisgruppe Ebersberg.
„Wir merken die Auswirkungen des Klimawandels und des zunehmenden Verlustes von Lebensräumen jedes Jahr an den absoluten Zahlen bei den Amphibiensammlungen. Da der BN seit Jahrzehnten flächendeckend in ganz Bayern Amphibien rettet, können wir das gut anhand unserer eigenen Daten belegen”, erläutert Wegemann. „Der BN unternimmt, was in seinen Möglichkeiten steht, um den Tieren weiterzuhelfen. Ändern muss sich aber das Große und Ganze. Der unstillbare Durst nach Fläche führt zu einem irreversiblen Verlust von Lebensräumen. Wenn wir die Schönheit unserer Landschaft und deren Bewohner erhalten wollen, braucht es nicht weniger als einen Paradigmenwechsel.”
Das sehr dichte Straßennetz in Deutschland und der weiter fortschreitende Straßenbau auch in Bayern ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Durch die Straßen werden Lebensräume komplett zerschnitten, ein Austausch zwischen den Räumen kann nicht immer stattfinden. Dies kann zu einer genetischen Verarmung der einzelnen Populationen führen. Hinzu kommt die akute Gefahr, die durch den Verkehr auf den Straßen entsteht sowie deren Unüberwindbarkeit für viele Tierarten. Zuletzt trägt der hohe Straßenverkehr auch zu einem beschleunigten Klimawandel bei. „Neben den negativen Effekten des Klimawandels und Straßenverkehrs, ist auch der Strukturverlust in unserer Landschaft problematisch. Monokulturell geprägte Landwirtschaft oder monotone Fichtenwälder bieten immer weniger Lebensräume für unsere heimischen Arten”, erklärt Julika Schreiber, BN-Regionalreferentin für Oberbayern.
Im Landkreis Ebersberg organisiert der BUND Naturschutz schon seit den frühen 80-er Jahren Krötenschutzzäune. In der Ortsgruppe Glonn beispielsweise gibt es Familien, die schon in der dritten Generation zum „Krötenretten“ gehen. „Landkreisweit gibt es in Ebersberg 14 betreute Querungsstellen“, berichtet Dr. Roswitha Holzmann, stellvertretende Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde (UNB). „Die UNB lädt jedes Jahr im Januar Straßenbauamt und BUND Naturschutz zu einem Koordinationstreffen ein, damit dieses groß angelegte Artenschutzprojekt gut funktioniert.
Dass die Amphibienhilfe im Landkreis gut funktioniert findet auch der Vorsitzende der BN-OG Vaterstetten Gregor Häuser: „Unseren Krötenzaun gibt es seit 2019 und die Anzahl der geretteten Amphibien ist seither zum Glück relativ konstant.“ Um den Bestand auch dauerhaft sichern zu können, überlegt die Ortsgruppe im Trockenbiotop in Pöring (gleich nach dem Wald in Baldham) mit Folien/ Beton ein zusätzliches Laichgewässer zu schaffen. „Es ist nicht damit getan, die Amphibien vor dem Verkehrstod zu retten, die Tiere brauchen auch sichere Laichgewässer, die im Frühjahr nicht zu schnell austrocken“, so Sabine Kaps, Koordinatorin des Krötenzauns Ingelsberg. So sieht das auch der stellvertretende Kreisvorsitzende Uwe Peters: „Gerade planen Landschaftspflegeverband, Untere Naturschutzbehörde, Straßenbauamt und BUND Naturschutz die Sanierung von ausgetrockneten Laichgewässern in Gmaind bei Ebersberg.“