Prof. Dr. Gerhard Kneitz verstorben
Der Elfenbeinturm der Wissenschaft war ihm von Anfang an zu eng und seine wissenschaftlichen Erkenntnisse hatten nicht nur Veröffentlichungen, sondern auch Taten zur Folge. Professor Dr. Gerhard Kneitz, Jahrgang 1934, war nicht nur angesehener Zoologe, sondern auch engagierter Umweltschützer: Er begründete die Kreisgruppe Würzburg des BUND Naturschutz (BN) und war viele Jahre deren Vorsitzender, 1975 war er Mitbegründer des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). 1992 nahm er mit der BUND-Delegation an der UN-Klima-Konferenz in Rio teil.
2013 hat der BN mit dem Bayerischen Naturschutzpreis, der höchsten Auszeichnung des Verbandes, die herausragende Lebensleistung von Prof. Dr. Gerhard Kneitz als Wissenschaftler, Naturschützer und Künstler, seinen Einsatz für die wissenschaftliche Erforschung der Ökologie von Kulturlandschaften, für die Rettung der Hochrhön und der alten Haustierrasse Rhönschaf sowie für vier Jahrzehnte ehrenamtliches Engagement im BN und BUND gewürdigt.
„Der Naturschutz profitiert noch heute von seinen Forschungen“, hob der BN- und BUND-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger hervor. Die Themen des Biologen seien der Rückgang der Artenvielfalt und die Erforschung von Eingriffen in den Naturhaushalt gewesen. „Ihm ist schon als junger Mensch klar geworden, dass man sich nicht in den Elfenbeinturm zurückziehen darf, sondern aktiv werden muss“, so Weiger. Er erinnerte an Pioniertaten von Kneitz wie die Eröffnung des Ökoladens in Würzburg oder die Organisation des ersten deutschen Naturschutztages 1986, im Jahr der Atomkatastrophe in Tschernobyl.
„Prof. Dr. Gerhard Kneitz zeichnete sich unter anderem dadurch aus, dass er sich auch als Wissenschaftler immer klar für den Naturschutz eingesetzt hat. Er hat immer Studienarbeiten und Dissertationen betreut, die sich mit zentralen Fragen des Natur- und Artenschutzes in Deutschland beschäftigt haben und sich dann dafür eingesetzt, dass diese Erkenntnisse auch Eingang in die praktische Naturschutzarbeit fanden“, betont Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN. „So war er nicht nur der Initiator, sondern über Jahrzehnte hinweg der Motor des Rhönschafprojektes des BN und BUND.“
Er hat damit eine alte vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse in Rhön gerettet und wertvollste Kulturlandschaftslebensräume durch die Beweidung mit den Tieren gesichert. Es war Anfang der achtziger Jahre bundesweit das erste Naturschutzprojekt durch Beweidung. Mergner weiter: „Darüber hinaus hat er sich für die Kartierung von Lebensräumen und den Amphibienschutz eingesetzt. Er hat sich stark gemacht für die Förderung der Kenntnisse über unsere heimische Natur und deren Verbindung mit dem konkreten, praktischen Naturschutz.“
Im BUND war er nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch jahrzehntelang Vorsitzender des Bundesarbeitskreises Naturschutz und jahrzehntelang Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats. „Als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats hat er die Grundlage gelegt für die hohe fachliche Qualität der Positionen des Verbandes in allen relevanten Natur- und Umweltschutzbereichen. Er hat dem Wissenschaftlichen Beirat durch seine querschnittsorientierte und ganzheitliche Natur- und Umweltschutzarbeit sein Profil gegeben“, so Olaf Bandt, Bundesvorsitzender des BUND.
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