Protestaktion gegen den beantragten größten Genmaisanbau in Bayern
Noch ist der Genmais Mon 810 in Deutschland offiziell zum Anbau zugelassen. In mehreren EU-Länder, wie beispielsweise Österreich, Ungarn, Griechenland und Frankreich gibt es bereits seit längerem nationale Anbauverbote, deren Rechtmäßigkeit in Österreich und Ungarn erst kürzlich von den EU-Umweltministern bestätigt wurde. Luxemburgs Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo kündigte einen Regierungsbeschluss in Luxemburg zum Verbot der Gentechmais-Linie MON810 für Ende März an.Damit gerät Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner weiter unter Druck, auch in Deutschland endlich ein Verbot auszusprechen. Seit Januar kündigt sie die Prüfung eines Verbotes an. Der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger fordert von ihr „endlich Ergebnisse und Taten“. Sonst bleibe das Ziel eines „gentechnikfreien Bayerns“ für das Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender Horst Seehofer eintrete, ein frommer Wunsch.
Verbraucher und Landwirte in der gesamten Metropolregion werden aufgerufen, sich an der Demonstration und Kundgebung am kommenden Sonntag, den 29. März, ab 12.00 Uhr in Iphofen zu beteiligen und ein politisches Zeichen zu setzen. Denn der Landkreis ist der einzige in Bayern, in dem ein privater Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen geplant ist. 65 Hektar der insektenresistenten Maislinie Mon810 sind in den kleinen Weilern rund um die Weinorte Iphofen, Rödelsee und Mainbernheim für den Anbau ab April im öffentlich zugänglichen Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gemeldet. Im letzten Jahr waren über 110 Hektar gemeldet, angebaut wurden schließlich nur 9 Hektar. „Der Widerstand in der Bevölkerung ist ungebrochen groß, und neue Risikostudien liegen auf dem Tisch, die Politik muss jetzt endlich handeln“, fordert Hubert Weiger.
Rechtsgrundlage für ein Anbauverbot von Mais Mon 810
Die EU-Gesetzgebung ermöglicht nationale Maßnahmen gegen Anbau und Import von gentechnisch veränderten Pflanzen. In der EU Freisetzungsrichtlinie wird in Art. 23, den EU Mitgliedsstaaten erlaubt, auf Grundlage von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen Vorsorgemaßnahmen zu treffen, „z.B. den Einsatz und/oder Verkauf eines GVO, der eine Gefahr für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt darstellt vorübergehend einzuschränken“.
Unlängst veröffentlichte neuere Studien untermauern die Zweifel an der Sicherheit von gentechnisch veränderten Pflanzen. (siehe www.bund-naturschutz.de, BN PM 16-09 vom 16.2.2009)
„Sollten die USA, die keine Handelsbeschränkungen aus gesundheitlichen Gründen akzeptieren wollen, bei der WTO ein erneutes Vertragsverletzungsverfahren beantragen, muss die bayerische Staatsregierung gemeinsam mit der europäische Kommission den Konflikt austragen“, so BN-Landesbeauftragter Richard Mergner.
Erfolgreich habe dies die EU bereits in den 90erJahren gegen das gentechnisch hergestellte veränderte Rinderwachstumshormon rBST (rekombiniertes Bovines SomatoTropin) praktiziert. Das vom Konzern Monsanto unter dem Namen Posilac vermarktete Wachstumshormon wurde 1993 in den USA zugelassen. Dort erhalten etwa 30 Prozent der Milchkühe dieses Hormon.
In Europa konnten Umwelt, Bauern und Verbraucherverbände in einer konzertierten Aktion ab 1988 ein Moratorium für rBST durchsetzen. Seit 2000 ist das Rinderwachstumshormon EU-weit wegen seiner Gefahren für die tierische und menschliche Gesundheit verboten. Das Hormon ist umstritten, unter anderem wegen des Verdachts auf seine krebsfördernde Wirkung beim Menschen. Hochleistungskühe leiden zudem oftmals an Entzündungen der Milchdrüse, weshalb vermehrt Antibiotika verabreicht werden müssen. Bei rBST-behandelten Milchkühen steigt nicht nur die Milchleistung, sondern auch das Risiko von Euterentzündungen (Mastitis) und von Beinerkrankungen, ebenso zeigt sich eine veränderte Fruchtbarkeitsrate. Inzwischen mehren sich auch in den USA die kritischen Stimmen, die das Rinderwachstumshormon aus der Nahrung verbannt sehen wollen.
EU Zulassungsverfahren in der Kritik – Bayerische Fütterungsstudie nicht ausreichend für eine Risikobewertung
Im EU Zulassungsverfahren werden Risiken des Verzehrs und der Verfütterung gentechnisch veränderter Pflanzen nur unzureichend geprüft.
Langzeitversuche mit der ganzen transgenen Pflanze oder die Untersuchung der Toxizität von Herbizidrückständen sind keine Standardansätze für die europäische Risikobewertung von GVO. Das derzeitige europäische Zulassungsverfahren für GVO schützt die KonsumentInnen nicht sicher vor den Risiken der Gentechnik.
Fütterungsversuche mit wenigen Tieren über kurze Zeit erlauben keine Aussagen bezüglich einer langfristigen Wirkung transgener Pflanzen, insbesondere sind chronische Effekte und solche, die die Fortpflanzung betreffen, nicht zu erfassen. Da Rinder eine deutlich längere Lebensspanne als zwei Jahre haben, lassen sich aus einem zweijährigen Fütterungsversuch mit nur 18 Kühen keine Aussagen zu langfristigen Effekten ableiten. Die im Herbst 2008 bekannt gewordene österreichische Fütterungsstudie an Mäusen mit transgenem Mais legt nahe, dass Effekte teilweise erst in Folgegenerationen auftreten.
Für Rückfragen: Marion Ruppaner, e-mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de
0911 8187820
Anlage : Programm des Aktionstages in Iphofen
Aktionstag gegen Agro-Gentechnik: Schlepperdemo und kulinarischer Info-Markt
Parkplatz „Markt Einersheimer Tor“, 97346 Iphofen
Sonntag, 29.03.09; 12:00 – 15:00 Uhr
Versammlungsort Fröhstockheim
11:30 – 12:00 Uhr Sammeln der Schlepper nördlich Fröhstockheim
Aufstellung der Fahrzeuge auf Feldweg nördlich der Kreisstraße Hoheim-Rödelsee gegenüber Fröhstockheim; Auflagen: | Hans PLATE | 30 Min. |
12:00 – 12:30 Uhr Schlepperkonvoi über Rödelsee nach Iphofen
Fahrstrecke: - Ortsdurchfahrt Rödelsee, danach Landstraße Richtung Knaufwerk Iphofen - Abzweig Richtung Iphofen Siedlung, ab Kreisel südliche Umfahrung Iphofen - Parken auf Wiese östl. Iphofen gegenüber Parkplatz „Markt Einersheimer Tor“ | 30 Min. |
Versammlungsort Iphofen
12:00 – 15:00 Uhr kulinarischer Info-Markt auf Parkplatz „Markt Einersheimer Tor“, Iphofen
Eröffnung des kulinarischen Info-Marktes | Klaus PETTER | 5 Min. |
12:30 Uhr Begrüßung des Schlepperkonvois
Einzug der Ulsenheimer Blasmusik | Wilhelm GEBHARDT | 5 Min. |
Gemütliche Verpflegung mit Musik | Regionale Anbieter gvo-frei | 55 Min. |
13:30 Uhr Ökumenische Andacht
Evangelische Kirche Katholische Kirche | Pfarrer von WIETERSHEIM | 30 Min. |
14:00 Uhr Kundgebung zur Agro-Gentechnik
Begrüßung durch Aktionsbündnis | Manfred ENGELHARDT | 10 Min. |
Grußwort des Bürgermeisters Mainbernheim | Bgm. Karl WOLF | 5 Min. |
Agrarsoziologe der Universität Linz | Dr. Antonio ANDRIOLI | 15 Min. |
Bayerischer Bauernverband | Alois KRAUS | 5 Min. |
Imker | Klaus PETTER | 5 Min. |
BN u. BUND | Prof. Dr. Huber WEIGER | 15 Min. |
Luftballonstart als symbolische Pollenverbreitung | Manfred ENGELHARDT | 5 Min. |
Hinweise zur anschließenden Stadtführung | Klaus PETTER | 5 Min. |
15:00 Uhr Ende der Veranstaltung
Aktionsbündnis gentechnikfreier Landkreis Kitzingen:
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Bioland, Demeter, Naturland, Fränkische Ökowinzer (FÖW), Landesvereinigung bayerischer Imker (LVBI), Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz (LBV), Greenpeace, Grüne, ödp, SPD, Freie Wähler, Bayernpartei
Gesamtorganisation: Klaus Petter, Tel. 09321-24757 bzw. 0151-58751614 , info@bn-kitzingen.de
Organisation Schlepperkonvoi: Hans Plate, Mobil 0176-60030030, Hüttenheim 93, 97348 Willanzheim,
Tel. 09326-902223, Fax 09326-979681, hplate@bioland-beratung.de