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Reichswaldbilanz 2006

Forstreform hinterläßt Spuren im Wald
Reichswald braucht weiterhin Bürgerengagement

30.06.2006


Am Samstag, 8. Juli und Sonntag, 9. Juli 2006 findet zum 34. Mal das Reichswaldfest des Bundes Naturschutz (BN) mit dem Forstbetrieb Nürnberg, dem Amt für Landwirtschaft und Forsten Fürth und befreundeten Verbänden am Schmausenbuck, östlich des Nürnberger Tiergartens, statt. Der Bund Naturschutz lädt dazu herzlich ein. Anlässlich des Reichswaldfestes zieht der Bund Naturschutz Bilanz über die Niederlagen und Erfolge des Engagements für die "Grüne Lunge der Region". 2004 trat der Bund Naturschutz zusammen mit vielen tausend am Wald interessierten Bürgerinnen und Bürgern in der Region mit dem Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald" an, um den Reichswald und den gesamten Wald Bayerns vor Fehlentwicklungen und Ausbeutung zu schützen. Seit etwa einem Jahr ist nun die Forstreform in Kraft. Es verdichten sich trotz einiger Lichtblicke leider die Hinweise, dass es bayernweit zunehmend auch zu Fehlentwicklungen kommt.

Überzogene Gewinnvorgaben verstärken Fehlentwicklungen
Flächige Abnutzungen bis hin zum Kahlschlag, verbreitete Verbissschäden und durch Großmaschinen zerfahrene Waldwege kann man vielerorts bei Wanderungen durch die Staatswälder Bayerns finden. Und dies bereits bei den heutigen Rahmenbedingungen, die der Vorstand der Bayerischen Staatsforste noch deutlich verschärfen will: im Vergleich zu diesem Jahr soll die Umsatzrendite etwa verzehnfacht und Reviergrößen um 70 % erhöht werden. Dies steht im Widerspruch zu den Versprechen der Staatsregierung, die eine "Schwarze - und 20 % Personalabbau in 15 Jahren vorgegeben hat. Das für die Waldqualität unverzichtbare Personal soll also massiv abgebaut und statt dessen der Maschineneinsatz erheblich ausgeweitet werden, was zu erheblichen Schäden am Wald und Waldboden führt. Verantwortlich hierfür sind deshalb nicht die Förster vor Ort, sondern die überzogenen Vorgaben des Vorstandes zu Gewinn und Maschineneinsatz. Dies wird dazu führen, dass das Holz möglichst billig und konzentriert mit Großmaschinen geerntet wird, was auch zu großen flächigen Nutzungen führt. Die Proteste gegen eine derartige Waldwirtschaft nehmen zu. Deshalb fordert der Bund Naturschutz, dass die Staatsregierung korrigierend eingreift, damit die Ziele des bayerischen Waldgesetzes auch umgesetzt werden. "Wir wollen keine Billigforstwirtschaft im Staatswald, sondern eine vorbildliche. Es braucht eine staatliche Kontrolle, die sicherstellt, dass die Vorgaben des Waldgesetzes und der Staatsregierung im Staatsforst auch umgesetzt werden," so Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des BN. "Denn es darf nicht sein, dass der Vorstand kurzfristig hohe Gewinne einfährt, die sich langfristig als hohe finanzielle Last für künftige Generationen erweisen, weil sie aus unsachgemäßer Waldwirtschaft stammen."

Es gibt auch positive Entwicklungen
Es gibt aber auch positive Entwicklungen bei der Bilanz nach einem Jahr Forstreform. So zeigen sich Verbesserungen, wie die erfreulich gestiegenen Investitionen für Pflanzungen, verstärkte Waldpflegemaßnahmen oder der Entwurf eines innovativen Artenschutzkonzeptes. Auch der Forstbetrieb Nürnberg, der den Reichswald und die angrenzenden Staatswälder seit dem 01.07.2005 bewirtschaftet, ist bemüht, im Rahmen verschiedener Artenschutz- und Biotopschutzprojekte den Naturschutz im Reichswald zu verbessern. Der Forstbetrieb Nürnberg und das Amt für Land- und Forstwirtschaft Fürth sind als Nachfolger des Forstamtes Nürnberg beim diesjährigen Reichswaldfest erstmalig als Mitveranstalter dabei.

Reichswaldumbau muss weitergehen!
Seit 1972 wurde der Reichswald Stück für Stück durch die Forstbehörden erfolgreich ökologisch umgebaut und monotone Kiefernforste in standortgerechte und ökologisch stabile Mischwälder umgestaltet. Der "Steckerleswald" ist inzwischen zu stattlichen Baumbeständen herangereift, unter deren Schutz der laubbaumreiche Mischwald für morgen heranwächst. "Dies sind sehr wichtige Investitionen in die Zukunft unserer Wälder. Beim Reichswaldfest 2003 haben wir das Erfolgsmodell Reichswaldprogramm gefeiert und gefordert, den Waldumbau auf ganz Bayern auszudehnen. Wir appellieren an den Forstbetrieb Nürnberg, diesen Waldumbau fortzusetzen und zu intensivieren", so Hubert Weiger.

Erfolgreicher Kampf für den Reichswald muss weitergehen!
Auch in und um Nürnberg ist der Wald gefährdet: Die geplante Nordspange zum Flughafen oder eine Südumfahrung der Orte Buckenhof, Uttenreuth und Weiher durch den Sebalder Reichswald sind weiter geplant. Sie werden beide vom BN abgelehnt, der statt dessen umweltfreundliche Alternativen wie Stadt-Umland-Bahn und Erschließung des Flughafens über die Marienbergstraße-Flughafenstraße fordert. Erfolglos war auch im letzten Jahr der Einsatz für die Walderhaltung nicht: Bei der Neuauflage der Bannwaldverordnung zum Lorenzer Reichswald wurden vom BN geforderte Erweiterungen 2004 aufgegriffen: Zwischen Zollhausstraße und Münchener Straße, westlich Moorenbrunn, südlich der Stockweiher, beim Königshof und im Bereich der Kettelersiedlung. In Fürth wurden 11 ha zusätzlicher Bannwald in die Verordnung des Fürther und Zirndorfer Stadtwaldes aufgenommen, wie gefordert.
Mit dem ersten Reichswaldfest vor 33 Jahren begann das Ringen um den Erhalt der Waldes: "Rettet den Reichswald" war die Kampfansage aller waldschützenden Bürgerinnen und Bürger an die Zerstörer des Reichswaldes. Davor war der Reichswald eines der am stärksten gefährdeten Waldgebiete Deutschlands.

Reichswaldfest mit reichhaltigem Programm
Das Reichswaldfest stellt alljährlich einen Höhepunkt für die Waldschützerinnen und Waldschützer der Region dar. Es wird Bilanz gezogen, für den Wald eingestanden und gefeiert. Und dies auf einer der schönsten Lichtungen zwischen mächtigen Eichen am Fuß des Schmausenbuckturmes. Ein großes Kinderprogramm, Informationsangebote und kulinarische Köstlichkeiten aus ökologischem Anbau der Region machen das Reichswaldfest zum Familienereignis. Waldführungen ermöglichen einen Einblick in die heute vielfältigen Wäldervielfalt vor den Toren der Großstadt. Mit einem herrlichen Rundblick über den Reichswald und die Stadt werden alle Turmbezwinger belohnt. Den Festvortrag unter dem Titel "Waldwildnis in Bayern - der Nationalpark Bayerischer Wald" hält am Samstag, 08. Juli 2006, um 15.00 Uhr der Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, Karl Friedrich Sinner, zum Thema "Reichswald als Heimat" wird der BN-Landesvorsitzende, Prof. Dr. Hubert Weiger sprechen.

Hauptforderungen des BN zum 34. Reichswaldfest
Hauptforderungen des BN zum Reichswaldfest an Politik und Verwaltung sind:
 Sicherung der vorbildhaften Waldbewirtschaftung im Staatswald, indem auf überzogene Gewinne und massiven Abbau der Förster verzichtet wird,
 eine Fortführung des Reichswaldumbauprogramms auf ca. 10.000 ha und Ausdehnung der Waldumbauprogramme auf Waldgebiete Bayerns, in denen die Fichte dominiert. Beim erfolgreichem "Waldumbau", weg von den Kiefern- oder Fichten-Monokulturen hin zum naturnahen Mischwald darf der Freistaat Bayern nicht auf halbem Weg stehen bleiben,
 keine Waldvernichtung für die geplante Nordspange zum heute schon am besten erreichbaren Verkehrsflughafen Deutschlands,
 Bau der Stadt-Umland-Bahn Nürnberg-Erlangen und Erlangen-Gräfenberg statt Bau der Staatsstraßen-Südumfahrung im Schwabachtal durch den Reichswald.

Bayerns Schönheit und den öffentlichen Wald vor Ausbeutung bewahren - dies wird auch für die nächsten Jahre oberstes Ziel der ältesten und größten Bürgerbewegungen Bayerns für den Schutz der Natur, des Bundes Naturschutz sein.