Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Tierfütterung auf Basis gentechnikfreien Futters

Sojaanbau hat auch in Bayern Chancen

21.07.2008

Gentechnikfreie Fütterung ist für alle Tierhalter in Bayern und auch in Deutschland möglich. In Bayern kann Soja auch direkt angebaut werden, und zwar auf allen Standorten, auf denen auch Körnermais zur Ausreife kommt. Für die Fütterung aller in Bayern gehaltenen Nutztiere muss die regionale, gentechnikfreie Futtermittelbeschaffung allerdings noch mit Importen ergänzt werden. Gentechnikfreies Soja mit Zertifikat ist überall in Bayern erhältlich, auch in großen Mengen. Der Bund Naturschutz (BN) wendet sich mit Entschiedenheit gegen die Bestrebungen der Gentechnikkonzerne und des  deutschen Raiffeisenverbandes, im Tierfutter neue, riskante Verunreinigungen mit in der EU nicht zugelassenen Genkonstrukten zu tolerieren.  Regionalinitiativen, Bioverbände, und der Bund Naturschutz (BN) weisen daraufhin, dass der heimische Anbau von Soja, Erbsen, Ackerbohnen oder Lupinen einen wichtigen Beitrag zur autarken regionalen Futtermittelversorgung leisten kann, und dringend weiter ausgebaut werden muss. „Wertvolle proteinreiche Pflanzen, wie Soja, Erbsen und Ackerbohnen wachsen nicht nur gentechnikfrei, sondern sind auch eine kostenlose Stickstoff-Fabrik der Natur und damit angewandter Klimaschutz“, so Stephan Kreppold , Mitglied im Arbeitskreis Landwirtschaft des Bundes Naturschutz. „ Mit dem Anbau von Soja auf ca. 35.000 Hektar, das sind weniger als 10 % der bayerischen Maisfläche, könnten die bayerischen Sojafuttermittelimporte ersetzt werden“, so Kreppold.

.

Dem pflichtet auch Biolandwirt  Johannes Breitsameter bei: „Landwirte sollten wieder verstärkt darauf achten, die Nährstoffkreisläufe auf ihrem Höfen selbst zuschließen, damit nicht soviel Futter importiert werden muss. Soja wächst überall, wo auch Körnermais angebaut werden kann. Bei den anderen Eiweißpflanzen ist wichtig, dass sie entschält werden, um die Bitterstoffe zu entfernen. Sie können dann eine hochwertige Proteinversorgung für die Tiere sicherstellen.“

 

In der Aufbereitungsanlage  der Rieder Asamhof GbR werden die notwendigen Schritte, wie thermische Aufbereitung und Entschälung vollzogen. „Derzeit haben wir noch ein Preisproblem, weil das heimische Soja nicht mit den Importen konkurrieren kann.“ so Josef Asam, und weiter: „Doch bei steigenden Preisen auch für Importeiweißfutter  werden wir zunehmend konkurrenzfähiger“. Christian Streit, Metzgereibeauftragter der Regionalinitiative „Unser Land“ betont, dass regionaler, garantiert gentechnikfreier Anbau und Verarbeitung der Unser Land Lebensmittel  bei den Verbrauchern sehr gut ankommen. „Wir können mit unserem Konzept bei den  Verbrauchern punkten.“ so Streit. Gesucht werden weitere Metzgereien, die Fleisch und Wurstwaren von den  ohne Gentechnik gefütterten Tieren anbieten möchten.

 

 

Futtermittelmenge für Europa reicht aus

 

In die  EU werden jährlich ca. 25 Mio Tonnen Sojaschrot und 15 Mio t Soja importiert. Nach Deutschland werden davon insgesamt ca. 4 Mio t eiweißreiche Futtermittel eingeführt, davon nach Bayern geschätzt ca. ein Viertel, also etwa 1 Million Tonnen. Unabhängig von der Möglichkeit der Erweiterung des Proteinpflanzenanbaus in Bayern selbst, bleibt festzuhalten,  dass in Brasilien und Indien genügend gentechnisch nicht verändertes Soja erzeugt wird, um jede realistisch denkbare Nachfrage aus Europa zu befriedigen. Allerdings sind dafür Überwachungs- und Zertifizierungsanstrengungen erforderlich, um die Ware vom Ursprung über die gesamte Infrastruktur des Transports und der Verladung bis zur Vermarktung in Europa getrennt von gentechnisch veränderter Ware zu halten. Eine solche Kette bringt gewisse Mehrkosten mit sich.

 

Seit mehreren Monaten werden in der Fachpresse gezielt  Informationen gestreut, um Landwirte und speziell Tierhalter zu verunsichern.: „Wenn die Nulltoleranz für in der EU nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen (GVO) nicht aufgehoben und die Zulassungsverfahren für GVO nicht beschleunigt würden, dann würde dies zu fatalen Folgen für die Schweine- und Geflügelproduzenten in der EU führen. Mit dieser Argumentation versuchen Monsanto und Pioneer, die Zulassung weiterer gentechnisch veränderter Sojasorten in Europa zu forcieren. Ab 2009 beabsichtigt Monsanto, die neue Sojabohnesorte Mon 89788 (Handelsname Roundup Ready 2 Yield) auf den Markt zu bringen. Auch Syngenta und Pioneer arbeiten an neuen herbizidresistenten Sojabohnen. Angebaut werden sollen sie vor allem in Nord- und Südamerika, exportiert auch in die EU.

 

Nach EU-Recht jedoch sind GVO, die in der EU nicht zugelassen sind, verboten. Dieses Verbot steht im Einklang mit dem in der Freisetzungsrichtlinie (und im deutschen Gentechnikgesetz) verankerten Vorsorgeprinzip. Folglich dürfen sie weder in Lebens- noch in Futtermitteln auch nur in Spuren enthalten sein. Das heißt für die Importeure von Agrarrohstoffen: Sie müssen gewährleisten, nur zugelassene GVO-Produkte einzuführen.

 

Die Risiken von in der EU nicht zugelassenen Genpflanzen sind ungeklärt, deshalb dürften sie nicht „durch die Hintertür“ über die Einführung von Verschmutzungsgrenzwerten in den europäischen Futter- und Lebensmittelmarkt eingeschleppt werden, so Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin. „Die hohen Futtermittelpreise sind Folge des weltweit wachsenden Bedarfs an Agrarrohstoffen sowie Spekulationen auf dem Markt für Lebens- und Futtermittel, und nicht  eine angeblich zu restriktive Gentechnikpolitik der EU“, so Ruppaner weiter. 

 

 

Marion Ruppaner
Agrarreferentin

Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg
Fon 0911/81 87 80 oder Fax 0911/86 95 68
Email: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

 

Für Rückfragen: