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Überdimensionierter Straßenausbau Winn-Altdorf, Landkreis Nürnberger Land: BN übergibt 600 Einwendungen zum Schutz des Nürnberger Reichswaldes

Im laufenden Planfeststellungsverfahren zum geplanten Ausbau der Staatsstraße 2240 Winn-Altdorf übergaben Aktive des BUND Naturschutz 603 Einwendungen an den Vertreter der Regierung von Mittelfranken, Christian Gorlo (Leiter Bereich Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz) und Jürgen König (Leiter Bereich Planung und Bau).

15.03.2023

Herbert Barthel, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land:“Wir kämpfen im BUND Naturschutz seit über 50 Jahren für den Erhalt des Nürnberger Reichswaldes, die grüne Lunge der Region. Und trotzdem sehen wir leider beständig neue Projekte, die auf diesen Wald zugreifen wollen. Der Wald ist Klimaschutz, seine Rodung wäre das Gegenteil. Wir werden um jeden Hektar dieses Reichswalds mit den uns zur Verfügung stehenden demokratischen Mitteln kämpfen.”

„Wir arbeiten hier ehrenamtlich für den Waldschutz. Die uns rechtlich zustehende Möglichkeit einer Fachstellungnahme setzt uns als Ehrenamtliche unter argen Zeitdruck. Wir müssen viele Unterlagen durcharbeiten und einen Text erstellen. Um Unterstützung zu bekommen müssen wir mobilisieren, Unterschriften sammeln und diese dann zusammenstellen. Am Ende blieben uns zehn Tage, um Mitmenschen für eine Unterschrift anzusprechen. Aus dieser Sicht wiegen diese 603 Unterschriften schwer und sind sehr bedeutsam als demokratisches Votum gegen diesen überdimensionierten Straßenausbau. Sie sind als klare öffentliche Aussage gegen die Bannwald-Rodungen zu werten,“ so Hans-Dieter Pletz, Vorsitzender der Ortsgruppe Altdorf des BN.

Laut Planungen sollen an der Straße Winn-Altdorf 3,11 Hektar Reichswald gerodet werden, um die Straße zu verbreitern, die Kuppen zu entfernen und auch einen Radweg anzulegen. Der BN lehnt die geplante Ausbaumaßnahme und den damit einhergehenden Verlust als überzogen und unnötig ab und fordert, die Planung abzuspecken. Im betroffenen Wald liegen empfindliche Amphibiengebiete. Als besonders befremdlich hält der BN die Begründung des Staatlichen Bauamtes Nürnberg für den Ausbau: „Durch die bestandsorientierte, gestreckte Linienführung entsteht ein gefälliger Gesamteindruck“ (S. 58 Erläuterungsbericht). In Zeiten der Klimakrise sollten Argumente wie “gefälliger Gesamteindruck” keine Rolle mehr spielen.

„Durch den Ausbau wäre hier künftig eine 18 bis 26 Meter breite Schneise durch den Wald. Ohne Baumüberdeckung würde die Straße zu einem heißen Pflaster mutieren. Und die Autos würden noch schneller zwischen Altdorf und Winn fahren. Das ist nicht die Verkehrswende, die wir in Zukunft benötigen“, so Miranda Bellchambers, Aktive der Ortsgruppe Altdorf.

Den mit der Ausbaumaßnahme verbundenen Bau eines Radweges befürwortet der BN ausdrücklich und macht Vorschläge für eine waldschonende Wegeführung und bessere Ausgleichsmaßnahmen. Der BUND Naturschutz kritisiert, dass die Variante mit einer verbesserten Straßenoberfläche und einem Radweg nahe an der bestehenden Fahrbahn nicht mal untersucht wurde und fordert diese Variantenprüfung für einen Radweg ohne Straßenausbau.

„Der Radwegebau ist dringend notwendig. Auf der gesamten Strecke sollten Radfahrer Vorfahrt vor den motorisierten Fahrzeugen erhalten. Wir fordern einen flächensparenden Radweg mit durchgehender Vorfahrt für die Radfahrer!” so Herbert Barthel.

Über 600 Bürger*innen aus Leinburg, Altdorf und Umgebung unterstützen diese Forderungen mit ihrer Unterschrift im Anhörungsverfahren der Regierung, das am 16.3.23 endet.

Der Reichswald ist aktuell von vielen Eingriffen bedroht. Für die geplante Stromtrasse P53 und das Umspannwerk Ludersheim sind Rodungen von ca. 64 Hektar geplant, für das geplante ICE Werk bei Feucht ca. 45 Hektar, für ein Gewerbegebiet bei Lauf ca. 8 Hektar. Und es gibt viele weitere geplante Projekte: Straßenbau, Sandabbau, Gewerbegebiete. Den Ausbau des Autobahnkreuzes Nürnberg-Ost konnte der BN trotz Protesten nicht verhindern. Ihm fielen soeben 15 Hektar Reichswald zum Opfer.

Der BUND Naturschutz kritisiert zusätzlich, dass in der Planung nicht mal ein flächengleicher Ausgleich vorgenommen würde. Waldflächen sind im Klimawandel als globaler und lokaler Schutz aber unersetzlich.

„Waldrodungen heute führen zu einem grundsätzlichen Problem: Auch wenn Wald wieder an anderer Stelle neu angepflanzt wird, und das wäre die aktuelle gesetzlich Vorgabe, dann kann das nur ‚Auf der grünen Wiese‘ geschehen, auf landwirtschaftlichem Grund. Dort im Freien benötigt die Anpflanzung ca. 50 – 100 Jahre, bis wieder gleichwertiger Wald entsteht. Unter dem heutigen Druck der Klimakrise und der Artenkrise dauert dies viel zu lange. Daher fordern wir einen Stopp für Wald-Rodungen!”, so Barthel.

Für Rückfragen:

Herbert Barthel

1. Vorsitzender der Kreisgruppe Nürnberger Land, Tel: 0 91 87 / 46 66,

Mail: werner-herbert.barthel@bund-naturschutz.de