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Wald Bündnis Bayern und Bayerns Säger machen Front gegen Klausner-Deal der Staatsregierung

28.04.2005

Das Wald Bündnis Bayern und die Betriebe im Verband der Bayerischen Säge- und Holzindustrie e.V. kritisieren die einseitigen Zusagen und Sonderkonditionen, mit denen die Staatsforstverwaltung den österreichischen Sägewerkskonzern Klausner in Landsberg ansiedeln möchte. "Der Politik, Großkonzerne zu subventionieren und regional ansässige Betriebe und Holzhandel kaputt zu machen, sollte das Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald" einen Riegel vorschieben", so Hubert Weiger, vom Wald Bündnis Bayern und 1. Vorsitzender des Bundes Naturschutz. Auch Veit Welsch, Vorsitzender des Verbandes der bayerischen Sägewerks- und Holzindustrie e. V., ist auf die Staatsforstverwaltung nicht gut zu sprechen: "Da werden einem Großbetrieb einseitig Sonderkonditionen angeboten und unseren Betrieben bietet man diese Konditionen nicht an". Der gemeinsame Protest von Waldschützern und Waldnutzern belegt den breiten Unmut gegen diese einseitige Klientelpolitik der Staatsforstverwaltung. "Wir Naturschützer vom Wald Bündnis Bayern sind an dem Erhalt der klein- und mittelständischen Sägewerke interessiert, um regionale Kreisläufe zu erhalten", so Ulrike Lorenz vom Landesbund für Vogelschutz. Die Sägewerkstechnologie müsse sich der naturnahen Waldwirtschaft anpassen und nicht umgekehrt. "Wir halten es für skandalös, dass der Staatsforst mit der Klausner - Gruppe Sägewerke subventioniert, die kein Starkholz abnehmen wollen und die kaum mehr Qualitätsunterschiede berücksichtigen. Damit werden alle Waldbesitzer bestraft, die sich um eine ökologisch verträgliche Waldnutzung bemühen", so Hubert Weiger.

Staatsregierung setzt auf Globalisierung statt auf regionale Märkte
Die Holzmengen, die nun Klausner bekommen soll, hätten die Säger in Schwaben und in den angrenzenden Regionen auch einschneiden können. "Nur", so Veit Welsch, "wir wurden nicht gefragt und die Anfragen unserer Mitglieder nach einem längerfristigen Vertrag wurde von den Staatsforsten zurückgewiesen". Die Staatsforstverwaltung subventioniert das geplante Klausner-Werk durch einen 5-Jahresvertrag, in dem festgeschrieben wird, dass der Staatsforst pro Jahr 500.000 Festmeter Holz liefert. Für die ersten 2 Jahre wurde sogar ein Festpreis vereinbart, der ca. 5 € unter dem derzeitigen Preis pro Festmeter liegt. Dies ergibt eine Subvention von 2,5 Mio. € pro Jahr. Die Staatsforstverwaltung begründet diese neuen Subventionen damit, dass 350 Arbeitsplätze geschaffen werden. "Bezogen auf die Menge des eingeschnittenen Holzes würden dadurch bei uns klein- und mittelständischen Sägern vor Ort aber mehr als 350 Arbeitsplätze verloren gehen. Das sind Arbeitsplätze, die nicht nur versprochen werden, sondern die in alteingesessenen Betrieben bereits vorhanden sind", versichert Michael Siller von den Holzwerken Pröbstl Fuchstal. Der Grund: gegenüber den garantierten Liefermengen aus dem Staatswald zu Sonderpreisen für Klausner können die ortsansässigen Sägewerke nicht konkurrieren. "Künftig sollen die kleinen Sägewerke nur noch als Lückenbüßer herhalten, die mit den Restmengen bedient werden, die an die Großsäger nicht verkauft wurden, diese aber zu höheren Preisen kaufen müssen", kritisiert Michael Siller. Dabei zeigt das Beispiel der Fa. Pröbstl, die mit 800.000 Fm eine Verdoppelung des Einschnitts anpeilen, dass die örtlichen Firmen durchaus bereit sind, in moderne Technik zu investieren und auch starkes Holz abzunehmen. Anstatt den Mittelstand zu schützen und zu fördern, treibt die Bayerische Staatsforstverwaltung durch diese Subventionspolitik die klein- und mittelständischen Betriebe in den Ruin. "Es drohen hier die gleichen Entwicklungen wie in der Landwirtschaft, dabei bräuchten wir eine Vielfalt bei den Sägewerken, um eine Vielfalt im Wald zu erhalten", befürchtet Hubert Weiger. Ansonsten steht zu erwarten, dass einige wenige Großsägewerke bestimmen, welche Baumarten in den Wäldern stehen sollen und wie dick sie werden dürfen.

Wald Bündnis fordert Raumordnungsverfahren für geplante riesige Waldrodung
Das Wald Bündnis Bayern und das lokale Wald Bündnis Landsberg kritisieren massiv die geplante Ansiedlung des Klausner-Sägewerkes im Frauenwald in Landsberg. Für diese Pläne müssten 90 ha des insgesamt 180 ha großen Frauenwaldes gerodet werden. "Gerade im waldarmen Landkreis Landsberg halten wir dies für skandalös,', so Hubert Weiger "zumal wenn quasi nebenan ein großes Gebiet für Gewerbeansiedelung voll erschlossen seit Jahren zur Verfügung steht." Allein dafür leistet die Stadt jährlich fast eine Million an Kapitaldienst und Unterhaltskosten, wenn es nicht bebaut wird. "Für einen derartig einschneidenden Eingriff, mit dem zig Hektar Wald geopfert werden sollen, ist ein Raumordnungsverfahren zwingend notwendig", so Hubert Weiger. "Hier wird ein wertvoller regionaler Klimaschutzwald zerstört, der eigentlich auf Grund des Bebauungsplanes sogar als Erholungswald nach Art. 12 BayWaldG geschützt werden sollte und in den seit Jahren große Summen für den Waldumbau investiert wurden", beklagt Ulrike Lorenz. Es existieren mittlerweile schon Planungen, den gesamten Frauenwald zugunsten von höchst unsicheren weiteren Industrieansiedelungen zu zerstören und insgesamt in ein Gewerbegebiet umzuwandeln. Die Waldschützer fordern die zuständigen bayerischen Forstbehörden auf, sich klar gegen die massiven Eingriffe in den Klimaschutzwald auszusprechen. Es erscheint schon sehr merkwürdig, große Waldflächen zu roden, um dort dann den umweltfreundlichen Rohstoff Holz zu verarbeiten.