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Tiere und Pflanzen

Wiesenmeisterschaft

Jury kürt die schönsten Bauernwiesen der Fränkischen Schweiz

 

08.06.2010

40 landwirtschaftliche Betriebe haben mit über 70 blühenden Wiesen an der von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Bund Natur-schutz ausgeschriebenen „Wiesenmeisterschaft Fränkische Schweiz / Ober-fränkischer Jura“ teilgenommen. 54 Wiesen wurden in den letzten drei Wo-chen in Hinblick auf Artenvielfalt, Futterertrag und ihren kulturlandschaftli-chen Wert von einer Vorjury bewertet. Jetzt konkurrieren die fünf schönsten Wiesen und Weiden um die vordersten Plätze. Sie liegen in den vier Land-kreisen Bamberg, Bayreuth, Lichtenfels und Kulmbach.

Der Wettbewerb „Wiesenmeisterschaft“ wurde zum zweiten Mal in dieser Form in Bayern ausgeschrieben. Ziel ist, die Wertschätzung arten- und blü-tenreicher Wiesen in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Diese Kleinode der Blü-tenvielfalt sind zum einen von der Intensivierung der Düngung und der häu-figeren Schnittnutzung bedroht, durch die viele der seltenen Blumenarten verloren gehen, weil sie nicht mehr zum Blühen kommen oder von Hochleis-tungsgrasmischungen verdrängt werden. Zum anderen werden viele dieser wertvollen Lebensräume aufgeforstet oder durch den Anbau sog. „Energie-pflanzen“ vernichtet. Bauern, die noch Heu und Grummet erzeugen und die Wiesen zum Blühen kommen lassen, leisten der Gesellschaft wertvolle Dienste. Denn nicht nur Insekten und Feldvögel, sondern auch der Touris-mus ist auf eine abwechslungsreiche und blühende Landschaft angewiesen.

Von den 40 Betrieben, die sich aus fünf oberfränkischen Landkreisen be-worben haben, stammen siebzehn aus Bamberg, zwölf aus Bayreuth, sieben aus Lichtenfels, und jeweils zwei aus Forchheim und Kulmbach.

Die angemeldeten Flächen wurden in den letzten drei Wochen von der Land-schaftsplanerin Inge Steidl aufgesucht und in Hinblick auf Artenvielfalt, Fut-terertrag, zukunftsfähige Nutzung und kulturlandschaftlichen Wert begutach-tet. Die fünf besten Wiesen und Weiden sind heute von einer Jury mit Vertre-tern aus Landwirtschaft und Naturschutz nochmals besichtigt worden, um die Siegerbetriebe zu ermitteln. In die Endauswertung haben es zwei Wiesen und Weiden von Betrieben aus dem Landkreis Bamberg und je eine Wiese von Betrieben aus den Landkreisen Lichtenfels, Kulmbach und Bayreuth geschafft.

Teilnahme- und Bewertungskriterien:

Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs landwirtschaft-lich verwerten. Als Region wurde der Naturraum oberfänkischer Jura ausgewählt, der in den Landkreisen Forchheim, Bamberg und Bayreuth als Fränkische Schweiz bezeichnet wird. Hinzu kamen die Juragebiete aus den Landkreisen Lich-tenfels und Kulmbach. Als Bewertungskriterien dienten vor allem die Artenvielfalt an Blütenpflanzen auf dem betreffenden Wiesen- oder Weidestandort, die Er-tragsfähigkeit, die zukunftsfähige Nutzung und der kulturlandschaftliche Wert der Fläche.
Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Wei-deunkräutern (z.B. Ampfer) wurde negativ, das von sogenannten „Rote Liste Ar-ten“, also seltenen Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, positiv bewertet.

Bei der „Zukunftsfähigkeit“ der bewerteten Standorte ging es um Konzepte, wie Wiesenlandschaften für die Erholung und den Naturschutz dauerhaft erhalten wer-den können. Die Lösungen müssen in jedem Fall auch wirtschaftlich tragfähig sein. Wegweisend dafür ist, das artenreiche Grünland in den Betriebsablauf und die Wertschöpfungskette zu integrieren. Im Idealfall wird das anfallende Schnittgut als gesundheitsförderndes Raufutter für den eigenen Viehbestand genutzt, also Fleisch und Milch aus Gras produziert.
Punkten konnten Bäuerinnen und Bauern auch, wenn sie sich z.B. als Kräuterpä-dagogen ein zusätzliches Standbein verschafft oder eine eigene Vermarktung auf-gebaut haben.

Im  „Kulturlandschaftswert“ spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen (z.B. Lesesteine, Knocks und Streuobst). Belohnt wurde auch der Erhalt oder die Wiedereinführung alter, lokaltypischer Haustierrassen und der Weidehaltung, die einen wichtigen Beitrag für das Landschaftsbild leistet.

Juryrundgang und Preisverleihung

Die Juryteilnehmer zeigten sich beeindruckt von der Schönheit der oberfränkischen Wiesen- und Weidelandschaften, der bestechenden Blütenvielfalt und den vielen kreativen Ideen, die die Bewirtschafter entwickelt haben, um auch zukünftig diese selten gewordenen Kleinode für ihre Familien und die Allgemeinheit zu pflegen und zu erhalten.

Nach Abschluss des Juryrundganges werden die Preisträger endgültig festgelegt und die Siegerbetriebe am 16.07.2010 in Anwesenheit von u. a. der Staatssekretä-rin Frau Melanie Huml aus dem Umweltministerium, dem Präsidenten der bayeri-schen Landesanstalt für Landwirtschaft, Herrn Jakob Opperer, dem Bezirkspräsi-dent der Regierung von Oberfranken, Herrn Wilhelm Wening, Bayreuth, und dem BN-Vorsitzenden Herrn Prof. Dr. Hubert Weiger geehrt (Presseeinladung folgt).
Hauptgewinne sind ein Wohlfühlwochenende im Bio-Hotel und eine Digitalkamera. Außerdem gibt es Gutscheine für eine zünftige Vesper in ausgesuchten fränki-schen Gasthöfen sowie attraktive Buchpreise. Die insgesamt 15 Preisträger wer-den mit ihren Wiesen in einer Dokumentation erfasst.

Unterstützt wird der Wettbewerb u.a. von den Ämtern für Ernährung, Landwirt-schaft und Forsten in Forchheim, Bamberg, Bayreuth, Lichtenfels und Kulmbach, der Regierung von Oberfranken, den örtlichen Verbänden für landwirtschaftliche Fachbildung und Kräuterpädagogen der Gundermannschule, Dr. Dirk Holtermann.

Es ist geplant, den Wettbewerb in den nächsten Jahren in weiteren Naturräumen Bayerns auszuschreiben.

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin
Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Dr. Gisbert Kuhn, LfL, Institut für Agrarökologie,
Tel. 08161- 71-58 26, E-mail: gisbert.kuhn@lfl.bayern.de