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Tiere und Pflanzen

Wiesenmeisterschaft 2013

Jury kürt die schönsten Wiesen

12.06.2013

31 landwirtschaftliche Betriebe haben sich für die von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem Bund Naturschutz (BN) gemeinsam ausgeschriebene Wiesenmeisterschaft im Pfaffenwinkel-Tölzer Land angemeldet. Das mittlerweile zum fünften Mal umgesetzte Projekt findet jedes Jahr in einer anderen Region Bayerns statt. Mit dem Projekt sollen die Leistungen der Landwirte für die Pflege der Artenvielfalt, speziell die extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden

Die gemeldeten Wiesen wurden in den letzten drei Wochen von einer Vorjury bewertet. Zu den Kriterien zählten Artenvielfalt und Futterwert, aber auch der Beitrag für die Kulturlandschaft und die Zukunftsfähigkeit des Betriebes werden berücksichtigt.
(vgl. Anlage 1). 

Für die Juryrundfahrt wurden die fünf besten Wiesen und Weiden zur nochmaligen Begutachtung durch eine 6-köpfige Fachjury ausgewählt, die die Preisverteilung der ersten 5 Plätze festlegt. Die übrigen Plätze werden nach der ermittelten Punktezahl vergeben.

In derJury wirken folgende Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft mit: Herr LD Alois Ilmberger, AELF Pfaffenhofen, Fachzentrum Agrarökologie, HerrDr. KlausNeugebauer, Regierung von Oberbayern, Höhere Naturschutzbehörde, Herr Stefan Kreppold, Landwirt aus Wilpersberg, Landkreis Aichach Friedberg, Frau Inge Steidl, Landschaftsplanerin, Freising, Frau Dr. Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, und Frau Marion Ruppaner, Bund Naturschutz Agrarreferentin, Nürnberg

Von den 31 Betrieben, die sich für die diesjährige Wiesenmeisterschaft in den 4 Landkreisen des voralpinen Hügellands  zwischen Lech und Isar angemeldet haben, stammen 14 aus dem Landkreis Weilheim-Schongau, 10 aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, 5 aus dem Landkreis Landsberg und 2 aus dem Kreis Starnberg. 15 Haupterwerbsbetriebe stehen 16 Neben- oder Zuerwerbsbetrieben gegenüber. Die meisten Landwirte verfüttern den Aufwuchs im eigenen Betrieb, darunter 16 Milchviehhalter und 11 Mutterkuhhalter. Bei den restlichen Teilnehmern handelt es sich um Pensionsviehhalter und einen Pferdehalter.

Unter die besten fünf haben es drei Betriebe aus dem Landkreis Weilheim, sowie je ein Betrieb aus den Landkreisen Starnberg und Bad Tölz geschafft.

Bekanntgegeben werden die glücklichen Gewinner bei einer Festveranstaltung im Zentrum für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern am Mittwoch, den 26. Juni 2013, ab 10.30 Uhr. Hauptgewinne sind Gutscheine für einen Aufenthalt im Bio-Hotel im Wert von 500 € bzw 350 €, sowie Gutscheine für den Maschinenring, außerdem Buchpreise und Konzertkarten.

Ziel der Wiesenmeisterschaft ist es, die Leistungen der Landwirte zu würdigen, die bereit sind, Grünland extensiv zu bewirtschaften, die also z.B. noch Heu machen und damit den Wiesenkräutern Zeit zum Wachsen und Blühen geben, oder den Blütenreichtum mit extensiver Beweidung sichern. Auch die Bewirtschaftung von Feuchtwiesen, schwer befahrbaren Steilhängen oder abgelegenen Flächen zählt zu den besonderen Leistungen der Landwirte. Die Erhaltung und extensive Nutzung arten- und blütenreicher Wiesen und Weiden stellt einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft dar und erfüllt Vorgaben der europäischen Schutzstrategien für Arten- und Lebensräume sowie für den Klima- und Hochwasserschutz. Doch nicht nur Bienen und Feldvögel, sondern auch der Mensch ist auf eine abwechslungsreiche und blühende Landschaft angewiesen. Beliebte Tourismusangebote wie Urlaub auf dem Bauernhof sind ohne die dazugehörige Kulturlandschaft mit Blumenwiesen und Kühen auf der Weide kaum vorstellbar.

Doch genau diese Vielfalt ist in Gefahr. Intensivierung und immer höhere Milchleistung führen zu immer früherer und häufigerer Schnittnutzung. Steigende Pachtpreise und Konkurrenz durch Biogasanlagen bedrängen die Grünlandwirtschaft und verleiten zum Umbruch. Im Landkreis Weilheim z.B. sind seit 2005 1.084 Hektar (ha) Grünland umgebrochen und in Äcker verwandelt worden, das sind 2,4 % der Grünlandfläche; im Landkreis Bad Tölz/Wolfratshausen sind 1.612 Hektar Grünlandverlust zu beklagen ( -5,4 % ); im Landkreis Landsberg/Lech waren es sogar 1056 ha (- 5,6 %). Bayernweit sind seit 2005 mehr als 46 000 Hektar Wiesen (4%) umgebrochen worden, die auch nicht mehr zum Hochwasserrückhalt zur Verfügung stehen.

„Um diese Entwicklung aufzuhalten, muss der Grünlandschutz verbessert werden, unter Umständen auch durch ein eigenständiges Grünlandsicherungsgesetz für Bayern“, so Marion Ruppaner, BN Landwirtschaftsreferentin, und weiter: „Damit Wiesen endlich wieder blühen dürfen, müssen ausreichend Finanzmittel für das Kulturlandschaftsprogramm bereitgestellt werden. Es darf in Bayern im Zuge der aktuellen EU Agrarreform auf keinen Fall zu einer Kürzung der Mittel für Agrarumweltmaßnahmen kommen“, so Ruppaner abschließend.

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin

Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Dr. Gisbert Kuhn und Dr. Sabine Heinz, LfL, Institut für Agrarökologie,

Tel. 08161- 71-58 26/5,

Anlage 1:

Teilnahme- und Bewertungskriterien:

Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs ihrer Wiesen und Weiden landwirtschaftlich verwerten. Als Bewertungskriterien dienten die Artenvielfalt an Blütenpflanzen, die Ertragsfähigkeit, die zukunftsfähige Nutzung und der kulturlandschaftliche Wert der Fläche. Reine Streuflächen und Almwiesen waren von der Wertung ausgeschlossen.

Artenvielfalt: Neben der Gesamtzahl an krautigen Pflanzen wurde auch das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, den sogenannten „Rote Liste Arten“ positiv bewertet. Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) wurde negativ bewertet.

Bei der „Zukunftsfähigkeit“ der bewerteten Standorte ging es um Konzepte, wie Wiesenlandschaften für die Erholung und den Naturschutz dauerhaft erhalten werden können. Die Lösungen müssen in jedem Fall auch wirtschaftlich tragfähig sein. Wegweisend dafür ist, das artenreiche Grünland in den Betriebsablauf und die Wertschöpfungskette zu integrieren. Im Idealfall wird das anfallende Schnittgut als gesundheitsförderndes Raufutter für den eigenen Viehbestand genutzt, also Fleisch und Milch aus Gras produziert.

Im „Kulturlandschaftswert“ spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. Besondere Bedeutung für den Naturraum haben z.B. montan geprägte Goldhaferwiesen mit Sterndolde und Teufelskralle, aber auch schwer zu bewirtschaftende Hangfeuchtwiesen mit Knabenkräutern und Trollblumen oder buckelreiche Magerweiden mit Kreuzblümchen und frei stehenden Solitärbäumen.

Auch die Weidehaltung mit typischen und landschaftsangepassten Rassen (z.B. Grau- und Braunvieh, Murnau-Werdenfelser), die ihre Hörner behalten dürfen, war uns Extrapunkte wert.

Anlage 2:  Kurze Charakterisierung der Betriebe:

Betrieb Norbert und Christine Grenzebach, Hochstadt, Landkreis Starnberg

Demeter-Betrieb seit 30 Jahren. Milchvieh im VE (72 ha LN, davon 45 ha Grünland). Hauptsächlich Mähweiden (ca. 30 ha, Rest reine Weiden). Behornte Fleckvieh-Kreuzungen, z.B. mit Murnau-Werdenfelser und eigener Nachzucht. Triftweide vom Frühjahr bis zum Herbst.

MähweideKüchenbühl“ (ca. 0,5 ha). Erster Schnitt Mitte Juni, Herbstweide. Keine Schnittzeitauflage. Salbei-Glatthaferwiese in Hanglage, teilweise Halbtrockenrasen. Vor allem erster Aufwuchs sehr kräuterreich mit Wiesen-Salbei, Flockenblume, Margerite, Wiesen-Kümmel, Schafgarbe, Fingerkraut, Klee, Glockenblumen u.v.a. (> 50 verschiedene Kräuter und Leguminosen).

Betrieb Johann Seemüller, Weilheim, Landkreis Weilheim

Milchviehbetrieb konventionell im VE (115 ha LN, davon 72 ha Grünland, ca. 6 ha Streuwiesen). Wiesen zweimähdig bis fünfmähdig.

Ein- bis zweischürige Salbei-Glatthaferwiesen „Gögerlberg“ (ca. 3 ha) am Ortsrand von Weilheim. Schnittzeitpunkt 1. Juli (VNP) ohne Düngung und PSM. Kräuterreicher Aufwuchs wird vor allem ans Jungvieh, z.T. auch an Kühe verfüttert.

Mit Wiesen-Salbei, Margerite, Glockenblumen, Knabenkraut, Flockenblume, Witwenblume, Klappertopf, Wiesenbocksbart, Klee (> 45 verschiedene Kräuter und Leguminosen).

Betrieb Michael Pantele, Oberhausen, Landkreis Weilheim

Biolandbetrieb seit 1992. Milchvieh im VE, nur Grünland (30 ha). Fleckvieh/Grauvieh, behornt. Triftweiden, Stier läuft auf der Weide mit.

Extensivweide „Schnaidt“ (ca. 2 ha) mit parkartigem Gehölzbestand, Hanglage, Kalbinnenweide, aufgetrieben wird ab Ende Mai. Kräuterreiche Magerwiese, z.T. Halbtrockenrasen mit Schafgarbe, Frauenmantel, Heil-Ziest, Witwenblume, Margerite, Kreuzblümchen, Kleines Knabenkraut, viele verschiedene Kleearten (> 50 verschiedene Kräuter und Leguminosen).

Betrieb Hubert Echter, Böbing, Landkreis Weilheim

Milchviehbetrieb konventionell im VE, nur Grünland (40 ha), ca. 10 ha Streu- und Extensivwiesen. Braunviehmix, z.T. behornt, eigene Nachzucht. Tiere werden noch ausgetrieben. Festmist und Güllewirtschaft.

Einschürige Magerwiese „Schnalz“ (2,1 ha), landschaftlich exponierte Hanglage, Schnittzeitpunkt 1. Juli (VNP). Sehr hohe Standortvielfalt, fließende Übergange zu bodensaurem Halbtrockenrasen und kleinseggenreicher Moorwiese. Hohe Artenschutzbedeutung. Mit Arnika, Sterndolde, Silberdistel, Flockenblume, Niedrige Schwarzwurzel, Knabenkräuter, Teufelskralle, Kreuzblümchen u.v.a. (> 60 verschiedene Kräuter und Leguminosen).

Betrieb Hans Oswald, Sachenbach/Jachenau „Seppenbauernhof am Walchensee“, Landkreis Bad Tölz

Naturland-Betrieb seit 15 Jahren, Milchvieh im VE, nur Grünland (75 ha LN), über 50 ha Almflächen. Fleckvieh-Limousin, im Sommer zusätzlich Pensionsvieh. Urlaub auf dem Bauernhof.

Bergwiese und Mähweide „Hohe Leite“ oberhalb des Walchensees (12 ha). Ein Drittel wird einschürig genutzt, der Rest als Heu- und Grummetwiese mit herbstlicher Nachweide, landschaftlich exponierte Lage mit Solitärbäumen. Eingelagerte Magerrasen, artenreiche Moorwiese am Hangfuß. Vielfältiger, artenreicher Bestand mit Kugeliger Teufelskralle, Wiesen-Bocksbart, Silberdistel, Knabenkräuter, Kreuzblümchen, Niedrige Schwarzwurzel, Stengelloser Enzian, Trollblume u.v.a. (> 60 verschiedene Kräuter und Leguminosen).