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WIESENMEISTERSCHAFT im Oberpfälzer Wald und Hügelland 2014

Jury kürt die fünf schönsten Wiesen

11.06.2014

58 landwirtschaftliche Betriebe sind bei der von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem BUND Naturschutz (BN) ausgeschriebenen Wiesenmeisterschaft im Oberpfälzer Wald und Hügelland bewertet worden. Der mittlerweile zum sechsten Mal ausgeschriebene Wettbewerb findet jedes Jahr in einer anderen Region Bayerns statt, im letzten Jahr war es Oberbayern mit Pfaffenwinkel und Tölzer Land.

Mit dem Wettbewerb sollen die Leistungen der Landwirte für die Erhaltung der Artenvielfalt, speziell die extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden.

Nicht nur die Artenvielfalt an Blumen und Kräutern auf der Wiese floss als Kriterium in den Wettbewerb ein, sondern auch landwirtschaftliche Kriterien wie Futterertrag und eine günstige Mischung von Gräsern, Kräutern und Kleearten wurden positiv bewertet. Die Initiatoren des Wettbewerbs setzen sich für die dauerhafte Sicherung artenreicher Wiesen ein, dazu gehört auch die wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses. Neben der direkten Futternutzung sichern Förderprogramme, wie Vertragsnaturschutz- oder Kulturlandschaftsprogramm die extensive Nutzung.

Bei der Juryrundfahrt wurden die fünf besten Wiesen und Weiden zur nochmaligen Begutachtung durch eine 8-köpfige Fachjury besucht und die Preisverteilung der ersten 5 Plätze festlegt. Die übrigen 53 Plätze werden nach der in der Vorkartierung ermittelten Punktezahl vergeben.

Bekanntgegeben werden die glücklichen Gewinner bei einer öffentlichen Festveranstaltung mit Vorträgen und Musik im Freilandmuseum Neusath am Mittwoch, den 9. Juli 2014. Hauptpreise sind Gutscheine für einen Aufenthalt im Bio-Hotel im Wert von 500 € bzw. 350 €, sowie eine Vielzahl weiterer Geld - und Sachpreise, die von den zahlreichen Unterstützerverbänden der Wiesenmeisterschaft bereitgestellt wurden.

 

Wiesen - wertvolle Lebensräume

Wiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Europa. Über die Hälfte der in Bayern vorkommenden Pflanzenarten sind auf Wiesen und Weiden spezialisiert. Viele Arten des Grünlands stehen inzwischen auf den roten Listen. Nicht nur Wanderer bevorzugen Gegenden, in den es noch blüht und summt. Von jeder Pflanzenart leben im Durchschnitt zwölf Insektenarten, die neben ihrem Eigenwert eine wichtige Bedeutung für die Gleichgewichte natürlicher Ökosysteme haben.

Bedroht sind diese Lebensräume vor allem, wenn Landwirte aufgeben. Dann droht die intensivere Nutzung mit höheren Düngegaben und häufigerer Mahd oder aber Nutzungsaufgabe und Aufforstung. Beides führt zum starken Rückgang der Artenzahl.

Grünlandumbruch ist in Bayern seit letzter Woche nur noch möglich, wenn keine naturschutzfachlichen Gründe dagegen stehen, wie z.B. Artenschutz, gewässersensible oder erosionsgefährdete Lagen und an anderer Stelle wieder neues Grünland angelegt wird. Leider sind neuangelegte Wiesen meist artenarm, und der Umbruch geht mit dem Verlust wertvollen Humus und dort eingelagertem Kohlenstoff als Kohlendioxid einher.

Ab nächstem Jahr ist im bayerischen Kulturlandschafts(KULAP)- und auch im Vertragsnaturschutzprogramm(VNP) die Einführung des neuen Programmes "Artenreiches Grünland - Ergebnisorientierte Grünlandnutzung" geplant. Das neue Programm setzt im Unterschied zu den bisherigen nicht auf die Vorgabe von festen Terminen (z.B. Mähzeitpunkt) oder ein Düngeverbot, sondern auf den Nachweis einer Anzahl von botanischen Kennarten auf der Fläche, also auf das Ergebnis "Artenreiches Grünland". Der Bewirtschafter muss dafür sorgen, dass die für eine Förderung erforderlichen Kennarten (voraussichtlich vier Arten für KULAP, 6 Arten für VNP) während der Förderperiode erhalten bleiben. Nähere Auskunft erteilen die zuständigen Ämter für Landwirtschaft.

 

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin
Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Dr. Gisbert Kuhn und Dr. Sabine Heinz, LfL, Institut für Agrarökologie,
Tel. 08161- 71-58 26/5, gisbert.kuhn@lfl.bayern.de

Weitere Infos:

http://www.lfl.bayern.de/iab/kulturlandschaft/025011/index.php
<link themen landwirtschaft wiesenmeisterschaft.html mehr>www.bund-naturschutz.de/themen/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft.html

 

Anlage 1: Chronologie der Wiesenmeisterschaften von BN und LfL:

2009: Bayerischer Wald - niederbayerischer Teil
2010: Frankenalb und fränkische Schweiz
2011: Schwäbisches Hügelland
2012: Naturpark Frankenwald
2013: Pfaffenwinkel, Tölzer Land
2014: Oberpfälzer Wald und Hügelland

 

Anlage 2:

Statistische Daten zur Wiesenmeisterschaft 2014 im Oberpfälzer Wald und Hügelland:

Verteilung der Teilnehmer auf die vier beteiligten Landkreise:
Cham: 15
Neustadt-Waldnaab: 10
Schwandorf: 20
Tirschenreuth: 13
Gesamt: 58

Verteilung der Teilnehmer auf Betriebstypen:
Haupterwerb: 19
Zuerwerb: 8
Nebenerwerb 31
Gesamt: 58

Verteilung der Teilnehmer auf Hauptbewirtschaftungsform:
16 Milchviehhalter, 7 Mutterkuhhalter, 6 Schafhalter,
2 Ackerbaubetriebe, 6 Mischbetriebe und 21 sonstige Betriebe.

 

Anlage 3: Teilnahme- und Bewertungskriterien:

Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs ihrer Wiesen und Weiden landwirtschaftlich verwerten. Als Bewertungskriterien dienten die Artenvielfalt an Blütenpflanzen, die Ertragsfähigkeit, die zukunftsfähige Nutzung und der kulturlandschaftliche Wert der Fläche.

Artenvielfalt: Neben der Gesamtzahl an krautigen Pflanzen wurde auch das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, den sogenannten "Rote Liste Arten" positiv bewertet. Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) wurde negativ bewertet.

Bei der "Zukunftsfähigkeit" der bewerteten Standorte ging es um Konzepte, wie Wiesenlandschaften für die Erholung und den Naturschutz dauerhaft erhalten werden können. Die Lösungen müssen in jedem Fall auch wirtschaftlich tragfähig sein. Wegweisend dafür ist, das artenreiche Grünland in den Betriebsablauf und die Wertschöpfungskette zu integrieren. Im Idealfall wird das anfallende Schnittgut als gesundheitsförderndes Raufutter für den eigenen Viehbestand genutzt, also Fleisch und Milch aus Gras produziert.

Im "Kulturlandschaftswert" spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. Besondere Bedeutung für den Naturraum haben Silikatmagerwiesen und Pechnelkensandrasen, die mit Felsgrusgesellschaften verzahnt sind sowie trockene und feuchte Ausprägungen der Borstgrasrasen. Letztere wurden früher häufig als Trift- oder Huteweiden genutzt. Typische Landschaftselemente sind Heckenzeilen, Lesesteinriegel und frei stehende Solitärbäume.

Auch die Weidehaltung mit typischen und landschaftsangepassten Rassen (z.B. Rotes Höhenvieh) wurde positiv bewertet.

 

Anlage 4:  Kurze Charakterisierung der Betriebe:

1. Betrieb Martin Mayer, Schwandorf, Landkreis Schwandorf
Milchvieh-Betrieb konventionell im VE (95 ha LN, darunter 20 ha Grünland).
Wiese "Pfeiderl" (0,7 ha), Waldwiese im "Haarholz". Meistens Heunutzung, aber in keinem Programm. Nutzung 2-3schürig, wobei der kräuterreiche Oberhang, der als Salbei-Glatthaferwiese ausgebildet ist, nur einmal gemäht werden kann.

2. Betrieb Bernhard Pammer, Falkenstein, Landkreis Cham
Milchvieh-Betrieb konventionell im VE (17,5 ha LN, alles Grünland), zusätzlich Färsen. Forstunternehmen als 2. Standbein.
"Große Wiese" (1,54 ha), einschürig, Vertragsnaturschutz mit Schnittzeitpunkt 1. Juli. Teilweise Steilhang, mit Felsbuckeln durchsetzt, die Handarbeit (Motormäher) erfordern. Magerwiese, teilweise Sandrasen mit zahlreichen seltenen und gefährdeten Arten (z.B. Pechnelke, Katzenpfötchen).

3. Betrieb Anton Karl, Gleißenberg, Landkreis Cham
Mutterkuh- (Hinterwälder) und Mutterschafbetrieb im VE (37 ha, alles Grünland), außerdem Ziegen, Haflinger/Shetlandpony. Alle Flächen im KULAP oder VNP-Programm.
"Berghof-Wiese" (ca. 4 ha), einschürig, Schnittzeitpunkt 1. Juli. Waldwiese, zum Teil hängig mit Kreuzblümchen-Borstgrasrasen, zahlreiche seltene und gefährdete Arten (z.B. Arnika, Niedrige Schwarzwurzel, verschiedene Knabenkräuter).

4. Betrieb Josef Schmidt, Erbendorf, Landkreis Tirschenreuth
Mutterkuhbetrieb (Rotes Höhenvieh), außerdem Haflinger und Ziegen. Bioland seit 2009 im VE (60 ha LN, darunter 45 ha Grünland). Forstunternehmen als 2. Standbein.
Extensive Mähweide "Grenzmühle" (1,5 ha) mit landschaftsprägenden Einzelbäumen und anstehenden Felsbuckeln (Granitverwitterung). Magere Bergwiese/Borstgrasrasen mit zahlreichen seltenen und gefährdeten Arten (insbesondere Mondraute).

5. Betrieb Stefan Koschta, Kulmain, Landkreis Tirschenreuth
Milchvieh-Betrieb, Bullenmast im VE, zusätzlich Heil- und Gewürzkräuteranbau (108 ha LN, darunter 48 ha Grünland). Naturland seit 2008.
"Bergwiese" (1,47 ha), ein- bis zweischürig, derzeit in keinem Programm. Verwendung hauptsächlich als Kälberheu. Teilweise schwer zu bewirtschaftender Steilhang mit artenreicher Magerwiese (z.B. Kreuzblümchen, Pechnelke).