Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

WIESENMEISTERSCHAFT im Spessart und Odenwald 2015 – Jury kürt die fünf schönsten Wiesen

10.06.2015

43 landwirtschaftliche Betriebe sind bei der von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem BUND Naturschutz (BN) ausgeschriebenen Wiesenmeisterschaft im Spessart und Odenwald bewertet worden. Der mittlerweile zum siebten Mal ausgeschriebene Wettbewerb findet jedes Jahr in einer anderen Region Bayerns statt, im letzten Jahr war das im Oberpfälzer Wald und Hügelland. Jetzt konkurrieren die fünf schönsten Wiesen und Weiden um die vordersten Plätze. Sie liegen in den Landkreisen Main-Spessart, Miltenberg und Aschaffenburg.

Mit dem Wettbewerb sollen die Leistungen der Landwirte für die Erhaltung der Artenvielfalt durch die extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden. Die beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe im Spessart und Odenwald bereichern mit ihrer Schaf- und Rinderhaltung auch das Landschaftsbild und sind wichtige Partner der Gesellschaft, um regionale Wirtschaftskreisläufe in den Dörfern lebendig zu halten.

Nicht nur die Artenvielfalt an Blumen und Kräutern auf der Wiese floss als Kriterium in den Wettbewerb ein, sondern auch landwirtschaftliche Kriterien wie der Futterertrag. Die Initiatoren des Wettbewerbs setzen sich für die dauerhafte Sicherung artenreicher Wiesen ein, dazu gehört auch die wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses. Neben der direkten Futternutzung sichern Förderprogramme, wie Vertragsnaturschutz- oder Kulturlandschaftsprogramm die extensive Nutzung.

Bei der Juryrundfahrt werden die fünf besten Wiesen und Weiden zur nochmaligen Begutachtung durch eine 7-köpfige Fachjury besucht und die Preisverteilung der ersten 5 Plätze festgelegt. Die übrigen Plätze werden nach der in der Vorkartierung ermittelten Punktezahl vergeben.

In der Jury wirken Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft mit. Es sind dies: Herr LFD Klaus Bernhart, Leiter des Landwirtschaftsamtes Karlstadt, Herr Christian Salomon, Regierung von Unterfranken, Höhere Naturschutzbehörde, Herr Karl-Heinrich Weber, Landwirt aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, Herr Dr. Holger Loritz, Diplombiologe vom Netzwerk Blühende Landschaft, Frau Dr. Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, Frau Inge Steidl, Landschaftsplanerin, Freising und Frau Marion Ruppaner, BUND Naturschutz in Bayern, Agrarreferentin, Nürnberg.

Bekanntgegeben werden die glücklichen Gewinner bei einer öffentlichen Festveranstaltung mit Vorträgen und Musik auf der Burg Rothenfels am Mittwoch, den 24. Juni 2015. Hauptpreise sind Gutscheine für einen Aufenthalt im Bio-Hotel im Wert von 500 € bzw. 300 €, sowie eine Vielzahl weiterer Geld - und Sachpreise, die von den zahlreichen Unterstützerverbänden der Wiesenmeisterschaft bereitgestellt wurden.

Bei der Ehrung werden neben dem Regierungspräsidenten von Unterfranken, Herrn Dr. Paul Beinhofer, der Präsident der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Herr Jakob Opperer, der Amtschef des Landwirtschaftsministeriums, Herr Hubert Bittlmayer und der Vorsitzende des BUND Naturschutz Bayern, Herr Prof. Dr. Hubert Weiger sprechen.

Wiesen - wertvolle Lebensräume

Wiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Europa. Über die Hälfte der in Bayern vorkommenden Pflanzenarten sind auf Wiesen und Weiden spezialisiert. Viele Arten des Grünlands stehen inzwischen auf den roten Listen. Nicht nur Wanderer bevorzugen Gegenden, in denen es noch blüht und summt. Von jeder Pflanzenart leben im Durchschnitt zwölf Insektenarten, die neben ihrem Eigenwert eine wichtige Bedeutung für die Gleichgewichte natürlicher Ökosysteme haben. Bedroht sind diese Lebensräume vor allem, wenn Landwirte aufgeben. Dann droht die intensivere Nutzung mit höheren Düngegaben und häufigerer Mahd oder aber Nutzungsaufgabe und Aufforstung. Beides führt zum starken Rückgang der Artenzahl.

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner,
BN-Agrarreferentin
Tel. 0911/81 87 8-20,
E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de
www.bund-naturschutz.de/themen/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft.html

Dr. Sabine Heinz,
LfL, Institut für Agrarökologie,
Tel. 08161- 71-58 26/5,
sabine.heinz@lfl.bayern.de
www.lfl.bayern.de/iab/kulturlandschaft/025011/index.php

 

Anlage 1: Chronologie der Wiesenmeisterschaften von BN und LfL:

2009: Bayerischer Wald - niederbayerischer Teil

2010: Frankenalb und fränkische Schweiz

2011: Schwäbisches Hügelland

2012: Naturpark Frankenwald

2013: Pfaffenwinkel, Tölzer Land

2014: Oberpfälzer Wald und Hügelland

2015: Spessart und Odenwald

 

Anlage 2:

Statistische Daten zur Wiesenmeisterschaft 2015 im Spessart und Odenwald

Verteilung der Teilnehmer auf die drei beteiligten Landkreise:

Aschaffenburg: 14

Main-Spessart: 18

Miltenberg: 11

Gesamt: 43

 

Verteilung der Teilnehmer auf Betriebstypen:

Haupterwerb:10

Zuerwerb: 1

Nebenerwerb 32

Gesamt: 43

 

Verteilung der Teilnehmer auf Hauptbewirtschaftungsform:

15 Schaf- bzw. Ziegenhalter, 12 Mutterkuhhalter, 2 Milchviehhalter, 3 Mischbetriebe, 11 sonstige Betriebe (z. B. Obstbau, Pferde)

 

Anlage 3: Teilnahme- und Bewertungskriterien:

Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs ihrer Wiesen und Weiden landwirtschaftlich verwerten. Als Bewertungskriterien dienten naturschutzfachliche Kriterien, wie die Artenvielfalt an Blütenpflanzen, und der kulturlandschaftliche Wert der Fläche. Als landwirtschaftliche Kriterien wurden die Erntemengen, der Anteil landwirtschaftlich unerwünschter Arten (z.B. Giftpflanzen), die Nutzung des Aufwuchses im Betrieb und die zukunftsfähige Nutzung herangezogen.

Naturschutzfachliche Kriterien:

Artenvielfalt: Neben der Gesamtzahl an krautigen Pflanzen wurde auch das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, den sogenannten "Rote Liste Arten" positiv bewertet. Zudem wurde die gleichmäßige Verteilung der Arten auf der Wiese positiv bewertet.

Im "Kulturlandschaftswert" spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. Besondere Bedeutung für den Spessart und Odenwald mit ihren Buntsandsteinausprägung haben oft orchideenreiche Magerwiesen sowie Zwergstrauchheiden in Verbindung mit weiteren Strukturen wie Streuobst, Heckenzeilen und Waldrändern. Auch das Offenhalten der charakteristischen Engtäler im Spessart und Odenwald und Rodungsinseln durch Beweidung mit typischen und landschaftsangepassten Rindern, Schafen oder Ziegen wurde positiv bewertet.

Landwirtschaftliche Kriterien:

Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) wurde negativ bewertet.

Höhere Erntemengen an Futter erhielten höhere Punktzahlen. Wichtig ist uns auch die wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses.

Bei der "Zukunftsfähigkeit" der bewerteten Standorte ging es um Konzepte, wie Wiesenlandschaften für die Erholung und den Naturschutz dauerhaft erhalten werden können. Die Lösungen müssen in jedem Fall auch wirtschaftlich tragfähig sein. Wegweisend dafür ist, das artenreiche Grünland in den Betriebsablauf und die Wertschöpfungskette zu integrieren. Im Idealfall wird das anfallende Schnittgut als gesundheitsförderndes Raufutter für den eigenen Viehbestand genutzt, also Fleisch und Milch aus Gras produziert.

 

Anlage 4: Kurze Charakterisierung der Betriebe:

  1. Betrieb "Pfadackerhof GbR" Christian Fischer und Herbert Adrio,
    Weickersgrüben, Landkreis Main Spessart

    Mutterkuhbetrieb/Bullenmast, konventionell im VE, (115 ha LN, davon 55 ha Grünland). Umstellung auf Ökolandbau geplant. Wiese "Betlesgrund" (0,65 ha) einschürig, im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP, Schnitt nicht vor 1.7.) zur Heugewinnung, artenreiche Salbei-Glatthaferwiese in Hanglage, im Verbund mit bemerkenswerten Waldsäumen und Streuobst.

  2. Betrieb Kerstin und Werner Müller, Partenstein, Landkreis Main Spessart
    Mutterschafhaltung (Merino-Landschafe, Heidschnucken, Suffolk), konventionell im NE (87 ha LN, davon 85,5 ha Grünland), "Weickertswiese" (0,5 ha), schonende Beweidung nach Naturschutzvorgaben, landschaftstypische Ausstattung (Hecken auf alten Steinwällen). Wichtige Teilfläche im kooperativen Naturschutzkonzept "Weickertswiese" (höchstgelegene Rodungsinsel im ganzen Spessart mit noch großflächigen Mager- und Feuchtwiesen, zahlreiche überregional bedeutsame Arten, darunter "Orber Wicke", Arnika und verschiedene Orchideen).

  3. Betrieb Christoph Bauer, Dammbach, Landkreis Aschaffenburg
    Schaf- und Ziegenhaltung (Suffolk, Burenziegen), Herdbuchzucht im NE (20 ha, alles Grünland), Wiese "Knorrenhöhe" (ca. 2 ha), schonende Beweidung nach Naturschutzvorgaben (VNP) bzw. Mähweide. Hanglage, strukturreich, zum Teil sehr flachgründig mit anstehendem Buntsandstein. Wichtige Teilfläche im "Grünlandprojekt Dammbachtal" mit zahlreichen, zum Teil seltenen Tier- und Pflanzenarten (z.B. Kleiner Vogelfuß, Sandglöckchen).

  4. Betrieb Michael Breunig, Schneeberg, Landkreis Miltenberg
    Mutterkuhbetrieb mit reiner Weidehaltung im NE (150 ha LN, davon 130 ha Grünland). Direktvermarktung ab Hof. Wiese "Wolfsacker" (ca. 8,5 ha), ein- bis zweischürige Heu- und Grummetwiese im Wasserschutzgebiet, seit Jahren düngerfrei bewirtschaftet. Hanglage, naturraumtypische Ausstattung (Bachlauf mit Talfeuchtwiese mit fließenden Übergängen zu artenreicher Magerwiese am Hang). Aufgrund der Flächenausstattung von zentraler Bedeutung für die Erhaltung der Odenwald-Wiesenlandschaft um Schneeberg.

  5. Schäferei Tausch GbR, Bergrothenfels, Landkreis Main Spessart
    Standortschäferei seit mehr als 30 Jahren. Mutterschafe, Wasserbüffel, außerdem Galloway, Pferde und Ziegen. VE (150 ha LN, alles Grünland). Biolandbetrieb seit 2015. Wiese "Hubertus-Bullenweide" (ca. 12,5 ha) im Hafenlohrtal, extensive Beweidung mit Wasserbüffeln nach Naturschutzvorgaben seit 2009 zur Wiederherstellung und Entwicklung eines halboffenen, artenreichen Wiesentals (Baustein im "Biotopverbundprojekt Spessart"). Repräsentativer Abschnitt des unteren Hafenlohrtales, Fläche besticht durch Großflächigkeit und Strukturreichtum, stellenweise bereits blütenreicher Feuchtwiesenaspekt mit typ. Zielarten (z.B. Kuckucks-Lichtnelke) und mehreren Rote-Liste-Arten (z.B. Schwarze Teufelskralle, Salbei-Gamander, Heil-Ziest). Intensive Zusammenarbeit mit Naturpark Spessart, geführte "Büffeltouren".