Wiesenmeisterschaft im westlichen Mittelfranken 2016 - Jury kürt die Siegerwiesen
Die Organisatoren des Wettbewerbs, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der BUND Naturschutz (BN) Landesverband sind in diesem Jahr von den über 120 Anmeldungen artenreicher Wiesen aus den drei Landkreisen Weißenburg-Gunzenhausen, Ansbach und Neustadt/Aisch/Bad Windsheim absolut begeistert. Das sind doppelt so viele wie in den Vorjahren. Der mittlerweile zum achten Mal ausgeschriebene Wettbewerb findet jedes Jahr in einer anderen Region Bayerns statt, im letzten Jahr war das im Spessart und Odenwald, dort hatten sich knapp 50 Betriebe beworben.
Jetzt konkurrieren die sechs schönsten Wiesen und Weiden um die vordersten drei Plätze in den Kategorien 'Feuchtwiesen' und 'Trockene Wiesenstandorte'. Sie liegen in den Landkreisen Ansbach und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim.
Mit dem Wettbewerb sollen die Leistungen der Landwirte für die Erhaltung der Artenvielfalt durch die extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden. In diesem Jahr haben sich viele kleine Nebenerwerbsbetriebe beteiligt. Charakteristische Nutzungsformen wie Schafbeweidung und späte Wiesennutzung für Pferdeheu waren stärker vertreten als die traditionelle Milchviehhaltung. Hervorzuheben ist auch die große Anzahl an gemeldeten Feuchtwiesen. Die Flusstäler von Altmühl und Wörnitz und ihre Zuflüsse beherbergen richtige Schätze an Feuchtwiesen, die in den Wiesenbrütergebieten neben der Artenvielfalt auch dem Brutvogelschutz besonders gefährdeter Vogelarten, wie Brachvogel oder Uferschnepfe, dienen und dem Storch Futter und Lebensraum bieten. Um diese Bewirtschaftungsformen aufrecht zu erhalten ist die Erhöhung der staatlichen Fördermittel für extensive Wiesenbewirtschaftung im Kulturlandschafts- und Vertragsnaturschutzprogramm äußerst wichtig, betont der BN.
Für das "Küren" der Wiesenmeister zählen jedoch nicht nur die Artenvielfalt an Blumen und Kräutern, sondern auch landwirtschaftliche Kriterien wie der Futterertrag und die wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses. Neben der direkten Futternutzung sichern Förderprogramme wie Vertragsnaturschutz- oder Kulturlandschaftsprogramm die extensive Nutzung.
Alle Wiesen sind seit Ende April begangen und bewertet worden. Aus der erreichten Punktezahl wurden jetzt die jeweils besten drei Betriebe aus den beiden Kategorien ermittelt. Bei der Juryrundfahrt besucht eine Fachjury diese Flächen und legt die Preisverteilung der jeweils ersten 3 Plätze fest. Die übrigen Plätze werden nach der in der Vorkartierung ermittelten Punktezahl vergeben.
In der Jury wirken Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft mit. Es sind dies: Herr Matthias Feierler, AELF Uffenheim, Fachzentrum Agrarökologie, Herr Klaus Gabriel, Regierung von Mittelfranken, Höhere Naturschutzbehörde, Herr Wolfgang Degelmann, Landwirt aus dem Landkreis Hof, Herr Dr. Gisbert Kuhn und Frau Dr. Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, Frau Inge Steidl, Landschaftsplanerin, Freising und Frau Marion Ruppaner, BUND Naturschutz in Bayern, Agrarreferentin, Nürnberg.
Bekanntgegeben werden die glücklichen Gewinner bei einer öffentlichen Festveranstaltung mit Vorträgen und Musik in der Alten Bibliothek der Residenz Ansbach am 7.Juli von 10.00 bis 13.00. Die zwei ersten Preise sind Gutscheine für einen Aufenthalt im Bio-Hotel im Wert von je 400 €, die beiden zweiten Preisträger erhalten einen Geldpreis von je 100 € und die dritten Plätze sind Geschenkkörbe mit Biolebensmitteln im Wert von je 50 €. Weitere Preise sind Gutscheine für die regionale Gastronomie, sowie Buch- und Sachpreise, die von den zahlreichen Unterstützerverbänden der Wiesenmeisterschaft bereitgestellt wurden, so dass keiner der Wiesenbewirtschafter leer ausgehen wird. Bei der Preisverleihung werden neben dem Regierungspräsidenten von Mittelfranken, Herrn Dr. Thomas Bauer, der Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, Herr Richard Bartsch, der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Herr Jakob Opperer, der Amtschef des bayerischen Landwirtschaftsministeriums, Herr Hubert Bittlmayer und der Vorsitzende des BUND Naturschutz Bayern, Herr Prof. Dr. Hubert Weiger sprechen.
Für Rückfragen: Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de www.bund-naturschutz.de/themen/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft.html
Dr. Sabine Heinz, LfL, Institut für Agrarökologie, Tel. 08161- 71-58 26/5, sabine.heinz@lfl.bayern.de www.lfl.bayern.de/Wiesenmeisterschaft
Anlage:
Verteilung der Teilnehmer auf die drei beteiligten Landkreise:
Ansbach, Stadt und Land: 68
Neustadt/Aisch-Bad Windsheim: 29
Weißenburg Gunzenhausen: 27
gesamt: 124
Erwerbsform
Von den 124 teilnehmenden Betrieben wirtschaften 32 im Haupterwerb und 92 sind Nebenerwerbsbetriebe.
Teilnahme- und Bewertungskriterien:
Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs ihrer Wiesen und Weiden landwirtschaftlich verwerten.
Naturschutzfachliche Kriterien:
Artenvielfalt: Es wurde die Gesamtzahl an Wiesenblumen - keine Gräser- erhoben. Das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, wurde zusätzlich honoriert. Außerdem erbrachte die gleichmäßige Verteilung der Arten auf der Wiese einen Zusatzpunkt.
Im "Kulturlandschaftswert" spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. Besondere Bedeutung für Westmittelfranken haben die Flusstäler mit ihren Wiesenbrütergebieten, der Keuper mit eher trockenen Salbei-Glatthaferwiesen, sowie der Streuobstanbau.
Landwirtschaftliche Kriterien:
Hier wurde der Ertrag und eine gute wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses, z.B. durch Verfütterung an den eigenen Viehbestand oder Verkauf positiv bewertet.
Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) führte zu Punktabzügen.
Außerdem wurde mit dem Kriterium "Zukunftsfähigkeit" eingeschätzt, welche Chancen die Wiese oder Weide hat, auch in den nächsten Jahren in der vorliegenden artenreichen Ausprägung weiter genutzt zu werden. Das heißt, hier ging es um das landwirtschaftliche Betriebskonzepte, wie der Wiesenaufwuchs in die Wertschöpfungskette integriert werden kann. Hier spielen auch die staatlichen Förderprogramme aus dem Kulturlandschafts- und dem Vertragsnaturschutzprogramm eine wichtige Rolle. Denn die extensive Nutzung hat nicht den wirtschaftlichen Ertrag wie eine intensiv genutzte Wiese.
Anlage 3:
Kurze Charakterisierung der Betriebe:
1. Standort: Betrieb Florian Hirsch, am Bahnhof 1, Hagenbüchach (Landkreis Neustadt a. d. Aisch) Wanderschäferei mit ca. 130 Muttertieren und Pensionsvieh (Coburger Fuchs, Rhönschaf, Roussillion) auf 30 ha Grünland. Eigene Schlachtung mit Direktvermarktung (hauptsächlich ganze bzw. halbe Lämmer). Mähweide "Kleeberg" am Kolmberg bei Neuhof a.d. Zenn (ca. 9 ha) als großflächige Sommerweide, zum Teil steile Hanglage mit alten Streuobstbeständen. Teilnahme am KULAP-Programm "artenreiches Grünland". Struktur- und artenreiches Extensivgrünland (zum Teil Halbtrockenrasen) mit vielen Kennarten (z.B. Flockenblume, Wilde Möhre, Margerite, Echte Schlüsselblume, Wiesen-Salbei, Kleiner Wiesenknopf, Thymian etc.). Vorkommen der Riemenzunge (Bocksorchis). Fläche wird seit ca. 8 Jahren nach umfangreichen Erstpflegemaßnahmen (Entbuschen) wieder neu beweidet, stellenweise ist der Einsatz der Handsense notwendig. Wichtiger Insektenlebensraum, insbesondere Bienen und Schmetterlinge.
2. Standort: Betrieb Ulrich und Julius Hegendörfer, Dietersheimer Str. 1, Dietersheim (Landkreis Neustadt .a.d. Aisch) Milchviehbetrieb im HE (90 ha LN, davon 32 ha Grünland), etwa 2,5 ha extensiv ohne Düngung. Wiese "Herrenfeld" (0,7 ha) bei Pechhütte (Beerbach) mit z.T. altem Streuobstbestand. Zwei bis höchstens drei Schnitte als Heu, Silage oder Grünfutter für eigenen Tierbestand. Der Steilhang mit den zahlreichen Obstbäumen erfordert z.T. "händischen Einsatz" beim Abrechen. Struktur- und artenreiches Extensivgrünland mit zahlreichen Kennarten (z.B. Flockenblume, Echtes Labkraut, Rauher Löwenzahn, Thymian, Hornklee).
3. Standort: Betrieb Gerhard Strauß, Ölmühle 1, Schilllingsfürst (Landkreis Ansbach) Bullen- und Färsenmast, Schweine im NE (10, 5 ha LN, davon 5,5 ha Grünland), alle Grünlandflächen im Vertragsnaturschutz (VNP) oder Kulturlandschaftprogramm (KULAP) ohne Düngung und Pflanzenschutz. (Bewirtschaftung zusammen mit Bruder Dieter Strauß). "Streuwiese" am Ölmühlgraben(0,9 ha) nahe der Wörnitzquelle für Heu und Einstreu mit sehr spätem Schnittzeitpunkt (1. August). Strukturreiche Feucht- und Nasswiese am Waldrand mit Vorkommen besonderer Pflanzen (z.B. größere Bestände der Trollblume, Sumpfdotterblume, Schwarze Teufelskralle).
4. Standort: Betrieb Jörg Scheiderer, Erlach 4, Leutershausen (Landkreis Ansbach) Milchviehbetrieb im VE mit Bullenmast (140 ha LN, davon 70 ha Grünland), etwa die Hälfte vom Grünland im Vertragsnaturschutz (VNP). 2015 wurde der Betrieb vom Vater an Sohn Jörg übergeben. "Büchelberger Wiese" (5,3 ha), einschürig, VNP 1. Juli zur Heugewinnung (Jungvieh im eigenen Betrieb, drei eigene Pferde sowie Heuverkauf). Extensivgrünland mit größeren Anteilen artenreicher Feuchtwiesen im Einzugsbereich der Oberen Altmühl mit Flutmulden und Gräben, wo sich meist kleinflächige Feuchtbiotope (Röhricht, Seggenriede, Hochstaudenflur) entwickelt haben. Vorkommen besonderer Pflanzen (z.B. Trollblume, Kantenlauch, Knabenkraut). Lebensraum für seltene Vogelarten, insbesondere Wiesenbrüter (FFH-Gebiet).
5. Standort: Betrieb Roland Merz, Diederstetten 30, Mönchsroth (Landkreis Ansbach) Pensionspferde und Merino-Landschafe im NE (76 ha LN, davon 40 ha Grünland), Teilnahme am Programm "Gesamtbetriebliche Maßnahmen" mit 2/3 ohne Düngung/ Pflanzenschutz. Vermarktung der Lämmer über "bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall". "Wolfsbühlwiese" (1,7 ha)mit sehr wechselnden Bodenverhältnissen (trocken - feucht) aufgrund des Reliefs (Hanglage) und historischer Nutzung als Lehmgrube. Langjährige Extensivnutzung mit Schnittzeitpunkt ab 1. Juli für Pferdeheu (2. Schnitt für Schafe bzw. Nachweide). Sehr artenreiche, typische "Blumenwiese" mit vielen Kennarten extensiver Grünlandbestände (z.B. Flockenblume, Wiesen-Glockenblume, Margerite, Knöllchen-Steinbrech, Kuckuckslichtnelke, verschiedene Kleearten). Lebensraum für zahlreiche Schmetterlinge.
6. Standort: Betrieb Michael Engelhardt, Leutenbuch 3, Herrieden (Landkreis Ansbach) Milchviehbetrieb im VE, Bioland seit 2000 (88 ha LN, davon 43 ha Grünland), seit ca. 10 Jahren mit Weiderhaltung, mehr als 10 ha Vertragsnaturschutzflächen (VNP). "Mühlwiese" (2,8 ha), zwei bis drei Schnitte, VNP mit Schnittzeitpunkt 1.Juli zur Heugewinnung (Verfütterung im eigenen Betrieb bzw. Verkauf an andere Bio-Betriebe). Extensivgrünland mit Anteilen artenreicher Feuchtwiesen im Einzugsgebiet der Altmühl (Überschwemmungsbereich) mit Tümpeln, Wiesenbrütergebiet. Lebensraum für seltene Tierarten, z.B. Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (FFH-Art).