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WILDKATZENFORSCHUNG BETRITT NEULAND: GEMEINSCHAFTSPROJEKT VON FORSTMINISTERIUM UND BUND NATURSCHUTZ IN SÜDBAYERN

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) und der BUND Naturschutz (BN) sind in diesem Winter und Frühjahr gemeinsam einer sehr seltenen Waldbewohnerin, der Wildkatze, auf der Spur. Staatsminister Helmut Brunner und der BN-Vorsitzende Hubert Weiger starten heute im Neuburger Wald bei Passau das Forschungsprojekt. Etwa dreihundert Mitarbeiter der BaySF, Jäger und Ehrenamtliche des BN suchen mit „Lockstöcken“ erstmals auch in Südbayern nach Haaren der äußerst heimlichen Tierart. Hubert Weiger: „Nur etwa 300 Wildkatzen leben in Bayern – sie brauchen mehr alte Wälder als ihren Kernlebensraum und weniger Landschaftszerschneidung durch Straßen!“

13.02.2015

Das BN-Wiederansiedlungsprojekt Wildkatze und Nachweise in Nordbayern

In Bayern war die Wildkatze ausgestorben. 1984 startete der BN eine Wiedereinbürgerungs-Aktion und setzte bis 2009 vor allem im Spessart über 600 Wildkatzen aus. Dort entwickelte sich das erste bayerische Wildkatzenvorkommen. Der Spessart und danach die Rhön und die Haßberge galten in den letzten Jahren als die einzigen sicheren Wildkatzen-vorkommen in Bayern. 200 ehrenamtliche BN-Aktive, Jäger und Förster konnten in den Wintern 2013 und 2014 - auch dank einer Förderung aus Mitteln der Jagdabgabe - mit über 1.100 Lockstöcken neue Wildkatzenvorkommen im Steigerwald, im Nürnberger Reichswald und im Jurabogen bis nördlich der Donau belegen. "Diese Nachweise bestätigten eindrucksvoll den Erfolg der Wiedereinbürgerung durch den BN!", so der BN-Vorsitzende Hubert Weiger.

Erste Nachweise südlich der Donau im Raum Augsburg und ein Fund im Landkreis Unterallgäu waren der Anlaß, um jetzt in einer konzertierten Aktion auch Südbayern genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Vorhaben ist ein bundesweit einzigartiges "Citizen Science-Forschungsprojekt" zum Schutz der Biologischen Vielfalt mit Beteiligung hunderter Freiwilliger.

Die Lockstockmethode - Katzen lieben Baldrian

Um an diese Nachweise zu gelangen, setzt der BN eine elegante und effiziente Methode ein. Baldrian lockt die scheuen Katzen an. Raue Holzstäbe als "Lockstöcke" werden an geeigneten Stellen in den Waldboden gesteckt und mit Baldrian-Lösung besprüht. Reiben sich Wildkatzen daran, so bleiben einige Haare, eingeklemmt im Holz, zurück. Die abgesammelten Haare werden genetisch untersucht. In Bayern führt diese Analysen das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP, Teisendorf, Oberbayern) durch. Diese Daten gehen dann zur weiteren wissenschaftlichen Auswertung und Detailanalyse an das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen (Hessen), das dort zusammen mit dem BfN und BUND eine bundesweite genetische Datenbank zur Wildkatze aufgebaut hat.

Eine echte Europäerin beginnt mit zaghafter Rückkehr

Die Europäische Wildkatze durchstreifte unsere Wälder schon lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen aus Afrika mitbrachten, aber kaum einer bekommt sie je zu Gesicht. Deutschlandweit wurde sie durch intensive Bejagung fast ausgerottet. Heute ist sie streng geschützt und kehrt langsam zurück in unsere Wälder. Jetzt gilt es, ihre bevorzugten Lebensräume - alte Wälder - zu schützen und die Gefährdung durch den Straßenverkehr zu minimieren. Die meisten der gefundenen toten Wildkatzen sind Verkehrsopfer.

Mehr Raum für wilde Tiere

Für einen stabilen Wildkatzenbestand in Bayern sind große naturnahe und unzerschnittene Waldflächen nötig. Ein optimaler Lebensraum sind Wälder mit uralten Bäumen, großem Nahrungsangebot und vielen Baumhöhlen als Versteckmöglichkeiten.

 

gez. Dr. Kai Frobel, BN-Artenschutzreferent / Ulrike Geise, Projektkoordinatorin Wildkatze in Bayern,Tel: 0171/6127325.

Druckfähige Bilder zur Wildkatze finden Sie unter:

www.bund.net/wildkatzenfotos (© BUND/T. Stephan). Weitere Informationen unter: www.bund.net/wildkatzensprung bzw. www.bund-naturschutz.de/projekte/wildkatze .