ANTON REINHARDT – WIDERSTAND GEGEN DIE AUTOBAHN
Anton Reinhardt steht auf der 100 Meter langen Köstener Brücke. Hier oben in 19 Metern Höhe pfeift der Herbstwind besonders rau. Reinhardt zeigt auf die Fahrbahn. „Tausende von Fahrzeugen rollen hier täglich durch“, ruft er laut. Wer nicht direkt neben ihm steht, kann vor lauter Lärm nichts verstehen. Das macht die Autobahn.
Reinhardt hatte es befürchtet. Schon damals 1991, als er vom „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 16“ erfuhr. Leistungsfähig sollte die A 73 werden, Arbeitsplätze schaffen, Tourismus und Wirtschaft fördern, die Verkehrsinfrastruktur verbessern und vor allem die Bundesländer Bayern und Thüringen verbinden. Dass damit aber auch ein Stück Natur große Einschnitte hinnehmen muss, und die Menschen unter dem Lärm, dem Gestank und dem heute ganz anderen Landschaftsbild leiden, wollten die Verantwortlichen nicht hören.
Immer wieder hat Anton Reinhardt versucht, sich zum Thema A 73 Gehör bei Politikern, Unternehmern, Landwirten und Bürgern zu verschaffen. Er schlug Alternativen vor, konfrontierte den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber sowie etliche Landesminister mit der Situation und bat sie, darauf einzugehen. „Einmal bin ich einem Politiker sogar bis auf die Toilette gefolgt“, erinnert sich Reinhardt. Das war der damalige bayerische Umweltminister Werner Schnappauf. „Den habe ich mir sozusagen geschnappt“, sagt der 63-jährige Kreisvorsitzende des BN in Lichtenfels.
Kreativ und zupackend
Zusammen mit Rita Poser und Erwin Reus, den Vorständen der Bürgerinitiativen, hat er eine Vielzahl von Aktionen und Veranstaltungen organisiert. Er hat den Heimatdichter Josef Motschmann eingeladen, unter anderem sein Gedicht „EigerohmdaMaawiesn“ zu rezitieren, das die Hilflosigkeit der Bürger gegenüber der zunehmenden Verschandelung ihrer Landschaft beschreibt.
Er hat Faltblätter gedruckt, Transparente gepinselt, Tafeln aufgestellt, Kundgebungen und Demos durchgeführt, Klavierabende und Gastvorträge organisiert. Reinhardt ist ein Mann der Taten und naturverbunden sowieso. Sogar bei der „Tour de Natur“ ist er mitgefahren, hat den Leuten seine Heimat gezeigt und beim öffentlichen Picknick auf einer Wiese im Gottesgarten auf der Querflöte gespielt.
Das Engagement geht weiter
Das ein oder andere T-Shirt, das zu Demozwecken entworfen wurde, besitzt er heute noch, wie auch einige Transparente, die er im Büro der Kreisgruppe aufbewahrt. Hin und wieder kramt er eines davon hervor. Das kommt bei aktuellen Projekten zum Einsatz, etwa wenn demonstriert wird gegen den Neubau einer Umgehung der Staatsstraße 2191 bei Weismain oder gegen den Bau eines neuen Abschnitts der Staatsstraße 2187 bei Ebensfeld. Auch die geplante B173-neu ist dem Lichtenfelser BN-Vorsitzenden wegen ihrer flächenfressenden Vierspurigkeit seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge.
Schon seit über 20 Jahren engagiert sich Reinhardt für den BN. Trotz der Niederlage beim Autobahnprojekt A 73 ist er noch längst nicht am Ende: „Wenn man sieht, was mit der Natur geschieht, muss man sich schützend davor stellen“, sagt der Studiendirektor an der Lichtenfelser Berufsschule. Dabei war die aktive Zeit des Widerstands gegen den Autobahnbau nicht immer leicht. Reinhardt hat viel Freizeit geopfert und persönliche Anfeindungen erlebt. Trotzdem engagiert er sich weiter: „Natürlich hatte und habe ich die Absicht, nichts unversucht zu lassen, wenn es um den Erhalt der liebenswerten Heimat geht“, sagt Reinhardt.