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Tiere und Pflanzen

Bischofsreuter Viehwoid: Einer der letzten Arnika-Standorte

Östlich von Grafenau, nahe der tschechischen Grenze befindet sich ein ganz besonderes Biotop. Eine traditionelle Nutzung mit Beweidung und Mahd hat hier eine wertvolle Schutzfläche entstehen lassen, für die sich die örtliche Bevölkerung engagiert einsetzt. Die steinreiche Weide bietet unter anderem der streng geschützten Arnika und der selten gewordenen Kreuzotter einen Lebensraum.

Darf man zulassen, dass Einheimische inmitten auf einer vom BN erworbenen und mit öffentlichen Mitteln geförderten wertvollen Schutzfläche, auf der Arnika, Katzenpfötchen und die überaus seltene Weißzüngel-Orchidee wachsen, weiterhin ihr traditionelles Sonnwendfeuer abbrennen? Darf man zulassen, dass sie auf der ehemaligen Viehweide weiterhin Heidelbeeren sammeln und sogar für den Hausgebrauch eine Handvoll der streng geschützten Arnika pflücken?

Man sollte es sogar, meint Karel Kleijn, der als Gebietsbetreuer für diese und andere Flächen im Landkreis Freyung-Grafenau verantwortlich ist und zugleich seit Jahren dem Vorstand der dortigen BN-Kreisgruppe angehört. Denn würde man den Einheimischen ihre ehemalige Allmende verbieten, provozierte man damit nur eine trotzige, feindselige Einstellung zum Naturschutz. Gerade bei einer Fläche, die direkt am Ortsrand liegt und über Jahrhunderte als Gemeinschaftsweide diente, ist die Akzeptanz der örtlichen Bevölkerung aber eine ebenso wichtige Voraussetzung für langfristigen Naturschutzerfolg wie die richtige Pflege der Flächen.


Traditionelle Nutzung schafft Biotop

Deshalb wäre es Kleijn sogar lieber gewesen, wenn die Gemeinde Bischofsreut die geschützten Flächen auf der Hügelkuppe selbst erworben hätte. Das scheiterte jedoch daran, dass Gemeinden für den Ankauf von Naturschutzflächen keine Zuschüsse bekommen. Also sprang schließlich doch der BN ein. Und ließ, zur Irritation der Naturschutzbehörden, die traditionellen Nutzungsformen ausdrücklich zu.

Das feinfühlige Vorgehen zahlte sich aus. Nicht nur, dass die Einheimischen erkannten, was für ein botanisches Juwel ihre alte "Viehwoid" ist, und daher beim Beerensammeln und sogar bei Feiern entsprechend rücksichtsvoll mit ihr umgehen. Noch mehr: Als es vor ein paar Jahren ein Problem gab mit gewerblichen Arnika-Sammlern, die die Blüten großflächig und ohne Rücksicht auf Verluste mit Drahtkämmen von den Pflanzen rupften, wurden sie von den Dorfbewohnern vertrieben.

Fünf Frauen aus dem Ort tun sich dabei besonders hervor. Zu Karel Kleijns Freude sind sie inzwischen zu inoffiziellen Wächterinnen der artenreichen Allmende geworden. Sogar das Arnikasammeln hat inzwischen aufgehört, seit Kleijn ihnen Samen der Amerikanischen Arnika überließ, der sich problemlos im Hausgarten anbauen lässt und pflanzen-heilkundlich vergleichbar der Echten Arnika ist.

Seine besondere Biotopqualität entwickelte der steinreiche Hügel, der sich wegen der vielen Felsen und der fehlenden Bewässerung nicht landwirtschaftlich nutzen ließ, nicht zuletzt durch die Beweidung. Der Dung der Weidetiere ließ Humus entstehen, der Wasser speichert. So siedelten sich dort Pflanzen wie die Weißzüngel-Orchidee an, eine klassische Zeigerpflanze für extensive Weidebewirtschaftung. Auch die selten gewordene Kreuzotter fühlt sich dort wohl.

Heute weiden dort vor allem Pferde, die mit dem magerem "Raufutter" gut zurechtkommen und entsprechend viel faserreiches Material wieder in die Landschaft entlassen. Viel mehr an Pflege benötigt die Fläche nicht. In manchen Jahren wird sie im Spätherbst gemäht, um eine Verbuschung zu verhindern und Nährstoffe aus der Fläche zu nehmen. Die gemischte Nutzung für Weide und Mahd ähnelt der früheren Bewirtschaftung, die dieses Biotop entstehen ließ.


Wandertipp

Rund um Bischofsreut gibt es viele Wanderwege, aber keinen, der direkt durch die "Viehwoid" oder an ihr vorbeiführt. Man kann sie aber auf einem Weg durchqueren, der am nördlichen Dorfrand von der Langreuter Straße abzweigt und jenseits der Kuppe unten beim Sportplatz wieder auf sie trifft – und von dort vielleicht noch einen Abstecher in den "Bischofsreuter Märchenwald" machen. Oder man verbindet die Besichtigung mit einer kleinen Wanderung nach Marchhäuser zur Kalten Moldau und von dort hinüber in den Nationalpark Sumava auf der tschechischen Seite des Böhmerwalds.