Ehemaliges Militärgelände Brönnhof: Angus und Koniks statt Panzer
Das ehemalige Militärgelände Brönnhof bietet dank Einsatz der BN-Kreisgruppe Schweinfurt heute mehr als 1.500 Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Um diesen Lebensraum vor Verbuschung zu bewahren, werden auch Angusrinder und Konik-Wildpferde eingesetzt.
Nördlich von Schweinfurt lag ein großer Militärübungsplatz der amerikanischen Armee. Als der 2014 aufgegeben wurde, setzte sich die Kreisgruppe Schweinfurt nachdrücklich dafür ein, ihn für die Natur zu erhalten. Erfolgreich.
Heute zählt das rund 1300 Hektar, also 13 Quadratkilometer große Areal zum Nationalen Naturerbe und wird, wie viele derartige Flächen, im Auftrag der "Bundesanstalt für Immobilienaufgaben" von den Bundesforsten betreut. Die hat insgesamt 1560 Quadratkilometer in ganz Deutschland unter ihrer Obhut, darunter auch viele Flächen am Grünen Band.
Der Bund Naturschutz hat hier keine aktive Rolle mehr, doch der Kreisvorsitzende Edo Günther ist stolz darauf, Geburtshilfe geleistet zu haben: "Zwar gehört der Großteil der Flächen dem Bund, doch war es ein hartes Stück Arbeit, einen Konsens unter den vielen Eigentümern kleiner Teilflächen herbei zu moderieren. Wir sind froh und erleichtert, dass wir dazu beitragen konnten."
Naturschutz statt Militärübung
Laien staunen immer wieder über die hohe naturschutzfachliche Qualität ehemaliger Militärflächen. Sie halten solche Übungsplätze für Orte der Zerstörung. Aber Panzer, die das Gelände durchwühlen, Detonationen und einschlagende Geschosse richten offenkundig weniger bleibende Schäden an der Natur an als konventionelle Landwirtschaft. Natürlich kommt es zu punktuellen Zerstörungen, doch die werden mehr als wettgemacht, weil der regelmäßige und flächendeckende Einsatz von Herbiziden, also Unkrautvernichtungsmitteln unterbleibt. Denn "Unkraut" – das ist Natur.
Mehr als 1500 Tier- und Pflanzenarten konnten am Brönnhof bereits nachgewiesen werden, darunter auch der Hirschkäfer, die Bechsteinfledermaus und 2017 sogar erstmals die Wildkatze.
Im Zentrum des Brönnhofs steht eine rund 300 Hektar große Offenlandfläche, über die man von der "Feldherrenhalle" einen guten Überblick bekommt. Sie ist keine unterfränkische Parodie auf Münchner Monumentalbauten, sondern ein überdachter Beobachtungsstand auf einem – schwer zu gendernden – Feldherrenhügel.
Paradoxerweise muss man seit dem Abzug der Panzer und Geschütze sogar aktiv dafür sorgen, dass die Offenlandfläche tatsächlich offen bleibt und nicht verbuscht. Das übernehmen in friedfertiger und weitgehend geräuschloser Weise Schafe, Ziegen, Angusrinder und Konik-Wildpferde – eine Attraktion nicht nur für Kinder, aber immer auch ein bisschen Glückssache, sie zu sehen. Umgeben sind ihre Weiden von Wäldern, die naturnah bewirtschaftet werden oder gänzlich der natürlichen Sukzession überlassen sind.
WANDERUNG IM BRÖNNHOF
Durchzogen ist das Brönnhof-Areal von fast 50 Kilometern Rad- und Wanderwegen. Darunter sind drei Rundwege um die beweideten Flächen, die natürlich der Höhepunkt jedes Besuchs sind. Zugang findet man von vier kleinen Orten, die das Areal umrahmen, nämlich Hambach, Pfändhausen, Holzhausen und Weipoltshausen – alle nördlich von Schweinfurt bzw. südlich von Münnerstadt und südöstlich von Bad Kissingen gelegen.
Am besten, man lädt sich von der Website https://www.oberes-werntal.de die Broschüre sowie die Wanderkarte zum Brönnhof herunter und stellt sich seine eigene Wanderung oder Radtour zusammen: Man muss die 50 Kilometer ja nicht auf einmal machen. Stattdessen nimmt man sich besser Zeit für die Vielfalt links und rechts des Weges wie auch für die informativen Tafeln.
- Ausgangspunkt: Hambach, Pfändhausen, Holzhausen oder Weipoltshausen
- Länge / Gehzeit: nach Belieben
- Wegcharakter: Forststraßen, Waldwege
- Einkehr: vor Ort keine