Die Heckenrhön: Vor der Flurbereinigung gerettet
Offiziell ist die Bezeichnung "Heckenrhön" nicht, aber man versteht trotzdem sofort, was gemeint ist, wenn man sie vom gegenüberliegenden Hang oberhalb von Unterweißenbrunn aus betrachtet: eine zauberhaft kleinteilige Landschaft, in der unzählige schmale rechteckige Wiesen von dichten Hecken umsäumt sind.
Entstanden sind die Hecken aus Lesesteinwällen. Um nutzbare Wiesen zu gewinnen, musste das dort überall herumliegende Basaltgeröll in mühsamer Handarbeit auf die Seite geräumt werden. 80 laufende Kilometer an Hecken sind auf diese Weise zusammengekommen. Weil durch eine "Bereinigung", sprich, Beseitigung der vielen Hecken auf diesem kargen Boden keine fruchtbaren Flächen zu gewinnen waren, war die Flurbereinigung dort wohl auch leichter als anderswo zu bewegen, auf derartige Eingriffe zu verzichten.
Trotzdem umfasst der Schriftwechsel zwischen der BN-Kreisgruppe, dem Landesverband und den zuständigen Behörden etliche Aktenmeter, in denen buchstäblich um jede Grabenvertiefung, um jeden alten Baum und jede Wegverbreiterung gerungen wurde – für nicht im Detail Ortskundige kaum zu durchschauen, dennoch ungeheuer verdienstvoll. Denn jeder Winkel, der nicht flurbereinigt wurde, hat einigen Arten Unterschlupf gegeben.
Kernzone Biosphärenpark Rhön
Heute hat die Heckenrhön Ruhe: Seit 1989 sind der sogenannte "Steinberg und Wein-Berg" (sic!) nördlich von Unterweißenbrunn ein drei Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet, das sich vom Basaltsteinbruch Bauersberg im Norden von Bischofsheim bis direkt an den Ortsrand von Weisbach zieht; seit 2014 gehören sie zu den Kernzonen des Biosphärenreservats Rhön.
Einen guten Überblick über die "Heckenrhön" können wir uns von den Terrassenwegen oberhalb von Unterweißenbrunn verschaffen: Von dort sieht man sie im Panorama vor sich. Eine ausgesprochen reizvolle kleine Wanderung führt vom östlichen Ortsrand Unterweißenbrunns auf dem Weg Nr. 3 nach Norden zum Steinberg/Wein-Berg und dann mitten durch Wiesen und Hecken, vorbei an Quellbächen, Basaltgeröll und einem Hutewald rund um das imposante Naturdenkmal "Geißruheiche".
Die Heckenrhön erwandern
Ausgangspunkt: Unterweißenbrunn Friedhof, Weg Nr. 3 (oder mit dem Auto am Ende der Teerstraße an der Staatsstraße 2228 parken
Länge/reine Gehzeit: 5,2 km / rund 1,5 Stunden (verkürzt 2,4 km)
Höhenunterschied: 150 Meter
Wegcharakter: Zunächst Teerstraße, dann befestigte Feld- und Waldwege, unbefestigte Steige
Einkehr: unterwegs keine